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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Verwechselst du mich schon wieder mit dieser Viviace ! Mein lieber Junge, zwischen uns gibt es kein ›wir‹ und auch kein ›uns‹. Es gibt dich und es gibt mich. Wenn ich sage, ›wir‹ oder ›uns‹, meine ich nicht dich.« Sie schenkte Kennit einen liebevollen Blick.
    Wintrow gab nicht nach. »Ich weigere mich zu glauben, dass nichts mehr von der Viviace in dir sein soll. Wie könntest du sonst so verbittert über deine Erinnerungen sein?«
    »Ach du meine Güte«, murmelte das Schiff und seufzte.
    »Sind wir schon wieder bei diesem Thema?«
    »Ich fürchte ja«, tröstete Kennit sie. »Komm schon, Wintrow, sieh nicht so finster drein. Sei ehrlich mit mir, Junge. Was sollen wir deiner Meinung nach tun? Uns ergeben? Sollen wir Blitz Althea übergeben, um deine zarten Gefühle zu schonen? Wo bleibt dabei deine Loyalität mir gegenüber?«
    Wintrow stellte sich neben Kennit an die Reling. Schließlich antwortete er: »Meine Loyalität gehört Euch, Kapitän Kennit. Das wisst Ihr. Ich glaube, Ihr wusstet das sogar schon, bevor ich es mir selbst eingestehen konnte. Wenn ich Euch gegenüber nicht loyal wäre, würde ich jetzt nicht solche Pein erdulden.«
    Der Pirat schien von seinem Geständnis wirklich gerührt zu sein. Er legte Wintrow die Hand auf die Schulter. Eine Weile schwiegen sie. »Mein lieber Junge, du bist noch so jung. Du musst schon laut sagen, was du willst.« Kennits Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    Wintrow drehte sich überrascht zu ihm um. Kennit blickte in die Nacht hinaus, als hätte er nicht gesprochen. Wintrow zwang sich, seine Gedanken zu ordnen. »Worum ich Euch beide bitte, ist, dass Althea kein Leid geschieht. Sie ist die Schwester meiner Mutter, Blut von meinem Blut, und sie ist wahre Familie für das Schiff. Blitz mag es ja abstreiten, aber ich glaube einfach nicht, dass sie zusehen könnte, wie Althea stirbt, ohne dass auch ihr das schaden würde.« Leiser fügte er hinzu: »Ich jedenfalls könnte es nicht.«
    »Blut von deinem Blut und wahre Familie für das Schiff«, wiederholte Kennit wie in Gedanken. Er berührte Wintrows Schulter. »Ich verspreche, ihr kein Haar zu krümmen. Schiff?«
    Die Galionsfigur zuckte mit ihren großen Schultern. »Wie Kennit sagt. Ich fühle nicht, verstehst du. Ich habe weder das Verlangen sie zu töten noch sie am Leben zu lassen.«
    Wintrow atmete erleichtert auf. Er glaubte nicht, dass Blitz nichts empfand. Dafür fühlte er eine zu große Spannung in sich, die er unmöglich ganz allein erzeugen konnte. »Gilt das auch für ihre Mannschaft?«, fuhr er kühn fort.
    Kennit lachte und drückte freundlich seine Schulter. »Also wirklich, Wintrow, wir können doch nicht dafür garantieren, wie es mit ihnen endet. Wenn jemand bis zu seinem Tod kämpfen will, wie sollte ich ihn daran hindern? Aber wie du gesehen hast, vergießen wir in letzter Zeit nur dann Blut, wenn wir dazu gezwungen werden. Denk nur an all die Schiffe, die wir haben weiterziehen lassen. Sklavenschiffe sind allerdings eine andere Angelegenheit. Wenn es um Sklavenhandel geht, muss ich all den Menschen in meinem Königreich treu bleiben. Für Sklavenhändler darf es keine Gnade geben. Du kannst nicht alle Menschen retten, Wintrow. Einige Leute haben sich bereits selbst für den Tod durch meine Hand entschieden, noch bevor ich ihnen begegnet bin. Wenn wir auf Kapitän Trell und den Paragon stoßen, verhalten wir uns so, wie die Lage es erfordert. Mehr kannst du wirklich nicht von uns verlangen.«
    »Wohl nicht.« Mehr würde er heute Abend auch nicht erreichen. Ob er Blitz dazu hätte bringen können, zuzugeben, dass sie immer noch eine Beziehung zu Althea hatte, wenn er allein mit dem Schiff gewesen wäre?
    Althea , dachte er innig und konzentrierte sich auf das Schiff. Ich weiß, dass du dich an sie erinnerst. Sie hat dich aus deinem langen Schlaf erweckt. Sie hat dich begrüßt, als du in das Leben eingetreten bist. Sie hat dich geliebt. Kannst du eine solche Liebe einfach gleichgültig abtun?
    Das Schiff erzitterte vor Aufregung, und neben ihnen kündete ein lautes Platschen von der Rückkehr der grüngoldenen Schlange. Die Galionsfigur starrte Wintrow wütend an. Sie hatte die Augen zusammengekniffen und ihre Nasenflügel bebten. Er wappnete sich gegen den Schmerz, den sie ihm gleich zufügen würde. Stattdessen schüttelte Kennit ihn kurz.
    »Das reicht!«, mahnte er Wintrow streng. »Glaubst du, ich merke nicht, was du mit ihr machst? Sie sagt, dass sie nichts empfindet.

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