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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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der Frau hinter ihm. Zu ihrer Überraschung wirkte Etta amüsiert, sogar fast anerkennend. Spürte Kennit das? Er sah Malta an, sprach aber zu seiner Frau. »Etta. Sieh zu, was du für ihn auftreiben kannst. Ich will, dass er sehr gut zu sehen ist.«
    »Das kann ich arrangieren.« Die Frau hatte eine weiche Altstimme, und sie sprach gebildeter, als Malta es von einem Piratenliebchen erwartet hätte. Außerdem wirkte sie intelligent.
    Malta erwiderte offen ihren Blick und machte einen Hofknicks. »Ich danke Euch, Lady.«
    Sie folgte Etta vom Vordeck, und es gelang ihr, mit der Frau Schritt zu halten. Der Wind hatte das Meer unangenehm aufgewühlt, und das nasse Deck schwankte unruhig, aber während ihrer Zeit auf der Motley hatte sie sich daran gewöhnt.
    Trotz allem, was in ihrem Leben schief lief, war sie stolz darauf, dass sie sich so gut auf dem Schiff ihres Vaters bewegen konnte. Ihr Vater. Entschlossen verbannte sie alle Gedanken an ihn aus ihrem Kopf. Genauso wenig wollte sie die ganze Zeit an Reyn denken, der ihr so nah war, dass sie seine Gegenwart beinahe spürte. Irgendwann musste sie sich ihm stellen, ruiniert und vernarbt wie sie war, und die Enttäuschung in dem Blick dieser außergewöhnlichen, kupferfarbenen Augen ertragen. Sie schüttelte den Kopf und biss die Zähne zusammen, um die Tränen zurückzudrängen, die ihr in den Augen brannten. Nicht jetzt. Sie konnte sich jetzt keine eigenen Gefühle leisten. Alle ihre Gedanken mussten sich darauf konzentrieren, dem Satrapen seinen Thron zurückzugeben. Sie versuchte, einen klaren Kopf zu bewahren, als sie Etta in die ehemalige Kabine ihres Vaters folgte.
    Sie erinnerte sich an die Kapitänskajüte aus der Zeit ihres Großvaters auf der Viviace. Gequält betrachtete sie die vertraute Einrichtung. Mit einer amüsierten Geste öffnete Etta eine reich verzierte Zedernkiste. In ihr lagen Schichten um Schichten prachtvoller, bunter Kleidung. Zu jedem anderen Zeitpunkt wäre Malta vor Neid und Neugier beinahe geplatzt.
    Jetzt stand sie einfach nur da und sah unbewegt zu, wie Etta in der Kiste wühlte.
    »Hier. Das müsste gehen. Es ist zwar ein bisschen groß für ihn, aber wenn wir ihn auf einen Stuhl setzen, wird es niemandem auffallen.« Sie zog einen schweren, roten Umhang heraus, der mit schwarzen Gagatperlen besetzt war. »Kennit meinte, er wäre zu auffällig, aber ich glaube, er würde trotzdem sehr gut darin aussehen.«
    »Zweifellos«, stimmte Malta ausdruckslos zu. Sie persönlich fand es ohne Belang, wie ein Vergewaltiger angezogen war, wenn man einmal wusste, was er war.
    Etta richtete sich auf, den Mantel über dem Arm. »Die Kapuze ist mit Fell eingefasst«, erklärte sie und fragte dann unvermittelt: »Was denkt Ihr?«
    Es war sinnlos, die Frau zu beschimpfen. Wintrow hatte gesagt, dass Etta wusste, was Kennit war. Irgendwie war sie wohl damit klargekommen. Und wer war Malta, dass sie Ettas Loyalität hätte in Frage stellen dürfen? Sie müsste Malta für genauso feige halten, weil sie dem Satrapen diente. »Ich habe mich gefragt, ob Kennit das alles gut durchdacht hat. Ich glaube, dass eine Allianz aus verschiedenen jamaillianischen Adligen versucht hat, den Satrapen in Bingtown zu ermorden, damit sie den Händlern die Schuld an seinem Tod in die Schuhe schieben und unsere Stadt plündern konnten. Sind diese Adligen in der Flotte dem Satrapen gegenüber loyal und wollen ihn retten? Oder sind es Verräter, die zu beenden hoffen, was sie in Bingtown angefangen haben? Man könnte auch gut den Pirateninseln die Schuld aufbürden. Oder Bingtown. Oder sogar beiden.« Sie runzelte die Stirn und dachte nach. »Sie haben vielleicht ein größeres Interesse daran, Kennit dazu zu bringen, den Satrapen zu töten, als ihn zu retten.«
    »Ich bin sicher, dass Kennit alles bedacht hat«, erwiderte Etta förmlich. »Er ist ein sehr ungewöhnlicher Mann. Er verfügt über Weitsicht, und selbst in großer Gefahr mobilisiert er enorme Kräfte. Ich weiß, dass Ihr mir misstrauen müsst, aber fragt nur Euren Bruder. Er hat erlebt, wie Kennit einen Sturm zur Ruhe zwang und einer Seeschlange befahl, ihm zu gehorchen. Wintrow wurde von einer Schlangenwunde durch Kennits eigene Hand geheilt, und ja, sein Kapitän hat die Tätowierung ausgemerzt, die ihm sein eigener Vater auf die Wange hat machen lassen.« Etta erwiderte ungerührt Maltas skeptischen Blick. »Vielleicht braucht ein solcher Mann sich nicht den gewöhnlichen Gesetzen zu beugen«, fuhr sie fort.
    »Und

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