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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Sie lehnte sich gegen die Reling und konzentrierte sich darauf, den Schmerz zu vertreiben.
    »So stark ist dein Verlangen, ihn zu töten«, sagte das Schiff ruhig. Die Bemerkung schien nur an sie gerichtet zu sein, aber Althea sah, wie Kennit sich bei diesen Worten halb umdrehte.
    Er hob spöttisch eine Augenbraue, als warte er darauf, dass sie etwas sagte.
    »Ja. Das stimmt.« Sie ließ es zu, dass er die Worte von ihren Lippen ablas.
    Kennit schüttelte traurig den Kopf. Dann konzentrierte er sich wieder auf das kleine Schiff, das in der herabsinkenden Dunkelheit langsam, aber beständig näher kam. Kennit fragte sich kurz, ob das Schiff bei dem Angriff der Seeschlangen ernsthaften Schaden davongetragen hatte. Ein Aufgebot von beeindruckend gekleideten Männern stand auf dem Deck und starrte ihnen entgegen. Die meisten wirkten unter ihren prächtigen Umhängen ziemlich korpulent. Neben ihnen standen Matrosen bereit, um ihren Vorgesetzten auf das Deck der Viviace zu helfen. Er lächelte boshaft. Es wäre sicher amüsant, daneben zu stehen, während es versank. »Vielleicht hätte ich mich für die Gelegenheit passender kleiden sollen«, sagte er laut zu Etta. »Aber es ist ganz gut, dass wir unseren Satrap so königlich eingekleidet haben. Vielleicht ist Kleidung alles, was sie erkennen können.« Er verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte erwartungsvoll. »Wirf ein paar Leinen rüber, Jola. Mal sehen, was der Fang uns einbringt.«
    »Da sind sie«, sagte Malta zu dem Satrapen. »Bleibt gerade und königlich sitzen. Erkennt Ihr jemanden von ihnen? Glaubt Ihr, dass sie Euch gegenüber loyal sind?«
    Er musterte seine Adligen mürrisch. »Ich sehe die Farben des alten Lord Criath. Er war vollkommen begeistert von meiner Idee, nach Norden zu reisen. Allerdings musste er darauf verzichten, mich zu begleiten, weil eine Seereise seinen Gelenken schade. Und jetzt sieh dir an, wie leicht er zu uns auf das Deck kommt und wie gerade er steht. Er braucht dabei nicht einmal Hilfe von seinem Diener. Der fünfte, der jetzt kommt, trägt die Farben des Hauses von Ferdio, aber Lord Ferdio ist ein kleiner, schmächtiger Mann. Das muss ein größerer, kräftiger Sohn von ihm sein. Die anderen… Die kenne ich nicht. Sie tragen alle große Kapuzen und breitkrempige Hüte und haben die Kragen hochgeschlagen, sodass ich kaum ihre Gesichter sehen kann…«
    Malta kam einen Augenblick früher darauf als die anderen.
    Sie betrachtete die Männer, die auf die Viviace herüberwechselten. Auf dem Deck des anderen Schiffs halfen Matrosen ihren Anführern über die Planken. Es waren viele Seeleute, die böse dreinblickten und allesamt dicke Umhänge trugen. Waren es zu viele?
    »Achtung! Verrat!«, schrie sie plötzlich. Ihr Schrei zwang die Seeleute, zu reagieren, und vielleicht schneller, als sie es gewollt hatten. Einige vornehm gekleidete Männer waren noch auf dem anderen Schiff. Auf Maltas Schrei hin schlugen sie ihre Umhänge zurück, sowohl die Matrosen als auch die angeblichen Edelleute. Jetzt sah man ihre Waffen und die Kleidung von ganz gewöhnlichen Soldaten. Mit lautem Gebrüll sprangen die Matrosen, die ihren Vorgesetzten »geholfen«
    hatten, über den Spalt zwischen den beiden Schiffen. Vom Unterdeck strömten noch mehr Kämpfer herauf und sprangen hinüber, alle mit gezücktem Schwert in der Hand.
    Kennits Männer waren noch nie sonderlich vertrauensselige Burschen gewesen und warfen sich ihnen sofort entgegen. Im nächsten Moment herrschte auf dem Hauptdeck der Viviace ein Gewühl aus kämpfenden Männern und blitzenden Klingen.
    Wohin Malta sich auch wendete, erwartete sie Chaos. Kennit stand mit gezogenem Schwert da und bellte den Befehl, die Leinen zu kappen und sich abzustoßen. Etta hielt ihm derweil mit einem Schwert den Rücken frei. Selbst Wintrow, ihr gutherziger Bruder, hatte ein Messer gezogen und stand da, bereit, jeden zurückzuschlagen, der das Vordeck betrat. Jek und Althea hatten keine Waffen in den Händen und traten neben ihn, um ihn zu decken. Und dies alles geschah in einem winzigen Augenblick.
    Der Satrap war wie gelähmt vor Entsetzen. Er kauerte sich tiefer in seinen Stuhl und hob sogar die Füße vom Deck. Malta stand hilflos neben ihm. »Beschütze mich!«, schrie er schrill.
    »Beschütze mich! Sie sind gekommen, um mich zu töten, das weiß ich genau!« Er packte ihre Handgelenke. Sein Griff war überraschend stark. Dann sprang er auf die Füße, stolperte über den zu langen Umhang und

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