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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Wintrow fort ist? Es ist nicht gut für ein Lebensschiff, wenn zu lange kein Familienmitglied an Bord ist.«
    »Bitte. Trinkt es, so lange es warm ist«, forderte er sie auf.
    Während sie gehorchte, senkte er den Blick auf das Bett zwischen ihnen, als fürchte er, dass seine nächsten Worte ihr missfallen könnten. »Viviace geht es gut. Das Schiff vermisst Wintrow nicht so sehr. Wisst Ihr, sie hat ja mich dafür.« Er tätschelte den silbergrauen Balken. »Ich habe herausgefunden, dass ›Familie‹ für ein Lebensschiff längst nicht so wichtig ist wie eine Geistesverwandtschaft. Viviace und ich haben viele gemeinsame Eigenschaften: die Liebe zum Abenteuer, den Hass auf den Sklavenhandel, den Wunsch nach…«
    »Ich glaube, ich kenne mein eigenes Schiff«, unterbrach ihn Althea, aber ein rügender Blick aus Kennits sanften blauen Augen brachte sie zum Schweigen. Sie hob die Schale und trank einen Schluck, um ihr Unbehagen zu überspielen. Der Alkohol rieselte jetzt warm durch ihre Glieder und entspannte sie. Ihr wurde schwindlig. Sie fühlte, wie Kennit die Schale stützte.
    »Ihr seid schwächer, als Ihr annehmt«, sagte er mitfühlend.
    »Ihr wart sehr lange im kalten Wasser. Und jetzt setzen Euch meine achtlosen Worte noch mehr zu. Es ist bestimmt sehr schwierig für Euch, sich dem zu stellen. Vielleicht habt Ihr ja vorgehabt, hierher zu kommen, um Euer Schiff und Euren Neffen zu retten. Stattdessen müsst Ihr nun feststellen, dass Ihr sie aus einer Welt reißen würdet, die sie lieben. Bitte. Ruht eine Weile, bevor wir uns weiter unterhalten. Aufgrund Eurer Erschöpfung seht Ihr nur das Schlimmste. Wintrow ist stark und sehr glücklich. Er glaubt, dass er gefunden hat, wofür Sa ihn bestimmte. Das Schiff verfolgt eifrig die Sklavenhändler und genießt das abenteuerliche Leben, das wir führen. Ihr solltet Euch für sie freuen. Und Ihr seid an Bord Eures Familienschiffes in Sicherheit. Von jetzt an kann alles nur noch besser werden.«
    Sie trank die Schale leer, bis die Gewürze am Boden gegen ihre Lippen stießen. Kennit nahm sie ihr aus der Hand und stützte Althea, als sie schwankte. Er roch gut. Nach Sandelholz und Gewürznelken. Sie lehnte den Kopf gegen die Schulter seiner eleganten blauen Jacke. Die Spitze an seiner Hemdbrust kitzelte ihr Gesicht. Spitze würde Brashen ebenfalls gut stehen.
    Und auch eine solche Jacke. »Ich mag Spitze an einem Mann«, bemerkte sie. Kennit räusperte sich. Sie fühlte, wie sie errötete.
    »Mir ist schwindlig«, sagte sie entschuldigend und versuchte sich aufzurichten. »Ich hätte nicht so schnell trinken sollen. Es ist mir zu Kopf gestiegen.«
    »Nein, nein, schon gut. Ihr verlangt zu viel von Euch. Hier, lehnt Euch zurück.« Er war ein Gentleman vom Scheitel bis zum Stumpen und ignorierte ihre Verlegenheit einfach.
    Dann richtete er sich auf und balancierte auf einem Bein, während er ihr Kissen zurechtzupfte. Gehorsam lehnte sie sich dagegen. Die Kabine um sie herum schwankte. »Wird der Sturm stärker?«, fragte sie beunruhigt.
    »Hier auf den Pirateninseln betrachten wir das nur als eine kleine Bö. Wir haben sie bald hinter uns, ankern in einer geschützten Bucht und warten, bis sie vorbeizieht. Macht Euch keine Sorgen. Viviace kommt mit viel härteren Schlägen zurecht als dem bisschen Wind.«
    »Ich weiß. Das weiß ich noch.« Sie erwartete, dass er ging.
    Stattdessen setzte er sich wieder neben ihr Bett. Erinnerungen schossen ihr durch den Kopf. An einen anderen dunkelhaarigen Mann, der neben ihrer Koje gestanden hatte. Ihr Vater hatte die Viviace durch so manchen Sturm gesteuert, als Althea noch an Bord gewesen war. Das Schiff war der sicherste Ort der Welt gewesen, als sie noch klein gewesen war. Die Viviace war die Welt ihres Vaters, wo er alles kontrollierte und niemals zuließ, dass ihr etwas Schlimmes passierte. Alles war sicher, alles würde gut gehen. Ein starker Mann befehligte das Schiff, und eine feste Hand hielt das Ruder. Ihre Augen fielen ihr zu. Es war schon lange her, dass sie sich das letzte Mal so geborgen gefühlt hatte.

    Kennit blickte auf sie hinunter. Ihr feuchtes Haar lockte sich auf dem Kissen. Zwar waren ihre Wimpern nicht so lang wie die von Wintrow, aber selbst aus der Nähe war die Ähnlichkeit zwischen den beiden unheimlich. Er zog die Decke hoch und hüllte Althea fest darin ein. Sie rührte sich nicht, was ihn nicht überraschte. Er hatte diese Mischung aus Mohnsaft und Alraune mit Branntwein bereits an Jek ausprobiert. Sie

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