Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche
hinunter und erblickte Clef.
Der Junge drückte seinen verletzten Arm vor seinen Bauch.
»Es ist Amber, Sir.« Sein Gesicht war in dem Licht der Laterne bleich und verängstigt.
Brashen schüttelte den Kopf und rieb sich die brennenden Augen. »Tu für sie, was du kannst, mein Junge. Ich kann jetzt nicht kommen. Ich muss hier weitermachen.«
»Nein, sie überbringt eine Botschaft, Sir. Ihr sollt es mit der anderen Luke versuchen. Der in Eurer Kabine.«
Brashen brauchte einen Moment, um die Worte des Jungen zu begreifen. Dann schrie er: »Kommt! Und bringt den Rammbock mit!« Er schnappte sich die Laterne und stolperte davon, ohne darauf zu warten, ob ihm jemand folgte. Er verfluchte seine eigene Dummheit. Als Amber an Bord des gestrandeten Paragon gelebt hatte, hatte sie die Kapitänskajüte als Schlafzimmer benutzt. Aber ihr Werkzeug hatte sie unten im Laderaum verwahrt. Um bequemer Zugang zu bekommen, hatte sie eine Luke in den Boden des Raumes geschnitten.
Althea und Brashen waren entsetzt gewesen, als sie es entdeckten. Amber hatte daraufhin den Boden wieder repariert, ihn von unten gestützt und ihn ordentlich zusammengepflockt.
Aber die Stützen befanden sich unten und waren infolgedessen von diesem Deck aus zugänglich. Paragons Lukendeckel waren dafür gemacht, dem Wüten des Meeres standzuhalten, aber die Falltür in der Kapitänskajüte war nur vernagelt und mit dünnen Streben verstärkt worden.
Doch Brashens Zuversicht verebbte, als er zu dem geflickten Deck hinaufsah. Amber war eine gute Handwerkerin und arbeitete gründlich. Außerdem erschwerte ihnen die Neigung des Schiffes die Arbeit. Brashen drückte vergeblich gegen eine Kiste, als seine Mannschaft ihn einholte. Mit der Hilfe der Männer stapelte er Kisten und Fässer übereinander und kletterte hinauf, um den geflickten Boden über sich zu begutachten. Clef reichte ihm die Werkzeuge hinauf.
Mit Hammer und Brecheisen entfernte Brashen die Stützen.
So nah an der Decke war der Rauch noch dichter. In dem Licht der Laterne sah er graue Rauchschwaden durch die Ritzen nach unten dringen. Wenn sie durchbrachen, fanden sie sich möglicherweise mitten in einem Feuer wieder. Aber er zögerte nicht. »Benutzt den Rammbock, Jungs«, befahl er und kletterte rasch aus dem Weg.
Ihr Schwung hatte nur wenig Kraft, aber beim vierten Versuch sah Brashen, wie die Bretter etwas nachgaben. Er winkte die Männer zur Seite, die hustend und schnaufend zu Boden sanken. Brashen kletterte wieder auf die Plattform und hämmerte gegen das Holz, das sie alle vom Überleben trennte.
Als die Bohlen plötzlich nachgaben, fielen die Bretter herunter und versetzten ihm schmerzhafte Schläge. Das gelbliche Licht des Feuers erhellte die Gesichter unter ihm.
Er sprang, erwischte den Rand der Luke und zog sich hinauf.
Die Wand des Raumes brannte, aber bisher hatte sich das Feuer noch nicht ausgebreitet. »Kommt hoch!«, brüllte Brashen, so laut er konnte. »Kommt raus, so lange ihr noch könnt!«
Clef hing bereits am Rand der Luke. Brashen packte seinen gesunden Arm und zog ihn hoch. Der Junge folgte ihm, während er einen Rundgang über das Deck machte. Der kalte Regen prasselte auf sie herunter und durchnässte sie. Mit einem kurzen Rundblick vergewisserte er sich, dass der Paragon allein war. Nur eine einzelne weiße Seeschlange umkreiste ihn neugierig. Der Regen war zwar ein Bundesgenosse im Kampf gegen das Feuer, aber er allein hätte nicht genügt. Die Flammen leckten immer noch am Hauptmast und züngelten verstohlen über die Seiten des Ruderhauses. Heruntergestürzte Leinwand schützte kleine Flammeninseln von brennendem Holz. Brashen zog glimmenden Abfall von der Luke des Hauptladeraums, löste die Verschlüsse und klappte sie auf.
»Raus da!«, schrie er. »Holt alle raus auf Deck, bis auf die Männer an den Pumpen! Räumt diesen…« Er musste sich unterbrechen, als ihn ein Hustenanfall packte. Seine Männer tauchten an Deck auf. Das Weiße in ihren Augen, hob sich erschreckend von ihren rußigen Gesichtern ab. Von unten drang Stöhnen und Husten herauf. »Räumt das brennende Zeug weg. Helft den Verletzten an Deck, wo sie atmen können.« Er drehte sich um und warf ein brennendes Stück Tau und ein Rundholz über Bord. Der kalte Regen stach ihm genauso in die Augen wie der Rauch, aber wenigstens konnte man atmen. Und mit jedem Atemzug wurden seine Lungen freier.
Er erreichte das Vordeck. »Paragon, schließ deine Fugen. Warum hast du versucht, uns
Weitere Kostenlose Bücher