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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Divvytown«, sagte er ruhig. Dort würde er sich einen triftigen Vorwand ausdenken, warum Etta an Land gehen und dort bleiben musste. Er betrachtete den mürrischen Wintrow. Mit tiefem Bedauern überlegte er, ob er vielleicht auch den Jungen aufgeben musste.
    Er würde Blitz etwas anbieten müssen, um sie zu versöhnen.
    Vielleicht verlangte sie, dass Wintrow in sein Kloster zurückgeschickt wurde.

6. Fliegen

    Reyn hatte nicht geglaubt, dass er in den Klauen der Drachenkönigin schlafen könnte, aber er hatte es getan. Mit einem Ruck wurde er wach und schrie auf, als er sah, dass seine Füße im Nichts baumelten. Er fühlte, wie die Drachenkönigin kicherte, aber sie sagte nichts.
    Sie lernten sich allmählich gut kennen. Er spürte ihre Müdigkeit an den langsamen Schlägen ihrer Schwingen. Sie brauchte bald eine Pause. Sie hatte ihm gesagt, dass sie in den Untiefen in der Nähe einer Insel hätte landen und sich vom Wasser hätte abfangen lassen können, wenn er nicht wäre.
    Aber weil er in ihren Vorderkrallen hing, suchte sie einen Strand, der lang genug war, um ihr eine schwerfällige Landung mit schlagenden Flügeln zu ermöglichen. Allerdings war ein solcher Strand auf den Pirateninseln nicht leicht zu finden. Die meisten kleinen Inseln unter ihnen hatten steile, spitze Küsten, die wie Berggipfel aus dem Meer ragten. Nur wenige verfügten über sanft abfallende Sandstrände. Bei jeder Ruhepause suchte sie einen Strand aus und umkreiste ihn in Schwindel erregenden, sich verengenden Spiralen. Wenn sie sich dem Boden näherte, schlug sie so heftig mit ihren großen, ledrigen Flügeln, dass es Reyn den Atem raubte. Außerdem wirbelte ihre Bewegung Staub und Sand auf. Am Boden ließ sie ihn dann in den Sand fallen und scheuchte ihn aus dem Weg. Sie wartete nicht lange, ob er ihr Ansinnen befolgte, sondern startete durch. Allein der Luftzug genügte, um ihn zu Boden zu werfen. Dann war sie ein paar Stunden oder einen halben Tag fort, fraß, schlief und fraß manchmal erneut.
    Reyn nutzte diese einsamen Stunden, um ein Feuer anzufachen, von seinen schwindenden Vorräten zu essen und sich dann zum Schlafen in seinen Umhang einzuwickeln.
    Wenn er keine Ruhe fand, quälte er sich mit Gedanken an Malta oder damit, was aus ihm werden sollte, wenn die Drachenkönigin nicht wiederkehrte.
    Im schwachen Licht des Winternachmittags erkannte Reyn einen Strand aus schwarzem Sand zwischen verstreut daliegenden schwarzen Felsen. Tintaglia neigte sich zur Seite und flog darauf zu. Noch während sie kreiste, rührten sich einige der schwarzen Felsen auf dem Strand. Dösende Seesäuger hoben ihre gewaltigen Schädel. Der Anblick der Drachenkönigin versetzte sie in hellen Aufruhr, und sie galoppierten schwerfällig ins Wasser. Tintaglia fluchte. »Wenn ich dich nicht tragen würde«, erklärte sie, »hätte ich jetzt ein schönes, fettes Mahl in meinen Klauen. So weit im Norden findet man nur selten Seeelefanten. Noch eine Chance wie diese bekomme ich nicht so schnell.«
    Die Schicht aus schwarzem Sand über dem schwarzen Felsboden erwies sich als dünner, als sie aussah. Tintaglia landete wenig würdevoll, als ihre großen Krallen über den Fels rutschten wie die eines Hundes, der über einen gefliesten Boden rennt. Sie schlug heftig mit dem Schwanz hin und her, um ihr Gleichgewicht zu halten, und wäre beinahe vornüber auf Reyn gestürzt, bevor sie endlich zum Stehen kam.
    Sobald die Drachenkönigin ihn abgesetzt hatte, brachte sich Reyn auf allen vieren in Sicherheit. Aber sie hob nicht sofort wieder ab. Sie trauerte immer noch den schönen, fetten Seeelefanten hinterher. »Mageres, dunkles rotes Fleisch und Schichten von Fett und, ach, die Pracht der Leber, die mit nichts zu vergleichen ist, so weich und heiß im Maul«, jammerte sie.
    Reyn warf einen Blick auf die bewaldete Insel. »Zweifellos wirst du hier noch anderes Vieh finden«, versicherte er ihr.
    Aber das konnte sie nicht trösten. »Sicher werde ich das. Knochige Kaninchen im Überfluss oder ein Reh, das bereits bis auf die Rippen abgemagert ist. Danach sehne ich mich aber nicht, Reyn. Solches Fleisch wird mich am Leben erhalten, aber mein Körper will wachsen. Wäre ich im Frühling geschlüpft, wie es eigentlich geplant gewesen war, hätte ich den ganzen Sommer über jagen können. Ich wäre stark geworden, dann fett und schließlich wieder stark und dann noch fetter. Und wenn der Winter gekommen wäre, hätte ich genug Reserven gehabt, um selbst mit solch

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