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Zaubersommer in Friday Harbor

Zaubersommer in Friday Harbor

Titel: Zaubersommer in Friday Harbor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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lässt. Problematisch wird es, wenn du das
Baby fallen lässt.”
    Mark
funkelte ihn böse an. „Ich versuche, dir zu erklären, dass ich glaube,
verkorkster zu sein, als man meinen könnte.”
    „Das habe
ich nie bezweifelt”, erwiderte Sam und musste grinsen, als er Marks
Gesichtsausdruck sah. Etwas ernster fuhr er fort: „Du, Alex, ich – wir sind
alle verkorkst, ganz einfach, weil wir Nolans sind. Aber bei dir stehen die
Chancen am besten, dass du dich zu einem ganz patenten Kerl entwickelst. Ich
kann mir vorstellen, dass du ein richtig guter Vater wirst. Was übrigens ein
Wunder ist und sehr viel mehr, als ich von Alex oder mir behaupten
könnte.”
    „Ich hatte
es besser als du und Alex”, sagte Mark nach einem Moment. „Mom und Dad
waren in der ersten Zeit ihrer Ehe noch nicht so schlimm. Erst nachdem Alex auf
der Welt war, wurden sie zu jähzornigen Alkoholikern. Insofern habe ich von
einem ... na ja, nicht unbedingt einem Familienleben profitiert, aber doch von
etwas, das dem zumindest nahekam. Du hattest das nicht.”
    „Ich hatte
die Harbisons”, hob Sam hervor.
    Den Pinsel
in die Farbe getaucht, hielt Mark inne. „Die hatte ich ganz vergessen.”
    „Ich wäre
genauso übel dran wie Alex, vielleicht sogar schlechter, wenn sie nicht gewesen
wären. Fred hatte keine eigenen Kinder, aber er wusste viel mehr darüber, was
einen Vater ausmachte,
als unser eigener Vater. Womit wir wieder bei dem wären, was ich vorhin schon
sagte ... Du machst das schon.”
    „Woher
willst du das wissen?”
    „Weißt du
noch, die erste Zeit mit Holly? Sie ging praktisch die Wände hoch, war total
überdreht, und das abends um zehn, und der Kinderarzt musste uns erst mal
erklären, was übermüdet bedeutet.”
    „Ja. Aber
was hat das damit zu tun?”
    „Nur dass
wir nichts darüber wussten, wie man ein Kind aufzieht, nicht mal die
grundlegendsten Dinge. Trotzdem entwickelt Holly sich prima. Du warst und bist
besser als gut genug. Du musst also einfach nur so weitermachen wie bisher,
immer weiter dazulernen, von Fall zu Fall entscheiden. Soweit ich das
beurteilen kann, machen die meisten Eltern das so. Und wenn du denn mal einen
Fehler machst, dann mache ihn in Liebe. Denn das ist .doch das Wichtigste,
nicht wahr? Ein weiterer Mensch, den du lieben kannst, tritt in dein
Leben.”
    „Großer
Gott, wirst du sentimental von diesen Farbdämpfen.” Aber Mark wirkte
jetzt viel entspannter, und er lächelte sogar. „Danke.”
    „Keine
Ursache.”
    „Also, in
Anbetracht all dieser tollen Ratschläge, die du mir gibst ... hast du vor,
irgendwann deine Meinung zu ändern?”
    „Über die
Ehe? Teufel, nein. Ich mag Frauen viel zu sehr, um das einer von ihnen anzutun.
Dafür bin ich kein bisschen mehr geeignet als Alex.”
    „He, sag
mal, hast du Alex kürzlich irgendwann gesehen?”
    „Vor ein paar Tagen. Aber
nur sehr kurz.”
    „Wie geht's
ihm?”
    „Er ist
übermüdet.”
    Ein
grimmiges Lächeln zog über Marks Gesicht. „In letzter Zeit hatte er immer
ordentlich getankt, wenn ich ihn gesehen habe.”
    „Ich
schätze, nur so kann er das Leben aushalten.” Sam schwieg einen Moment.
„Er ist ziemlich abgebrannt im Moment. Darcy hat ihn ausgenommen wie eine
Weihnachtsgans.”
    „Der Idiot hat es nicht anders verdient. Warum hat er sie
überhaupt erst geheiratet?”
    „Stimmt
natürlich.”
    Ein paar
Minuten malerten beide schweigend weiter. „Was können wir tun?”, fragte
Mark schließlich.
    „Warten,
bis er am Boden ist.”
    „Was, wenn
Alex das nicht überlebt? Unsere Eltern sind beide dabei draufgegangen.”
    Da er die
Farbdämpfe nicht länger ertragen konnte, legte Sam den Deckel auf die Farbdose
und trat ans offene Fenster. Tief atmete er ein paarmal die frische Luft ein.
„Ich schätze, wir könnten versuchen, irgendwie einzuschreiten”, sagte er
zweifelnd.
    „Wenn wir
dadurch die Chance bekommen, ihm mal ordentlich in den Hintern zu treten,
sollten wir das tun.”
    Sam
lächelte seinem Bruder kurz über die Schulter zu und schaute dann hinaus auf
seinen Weinberg, dessen grünes Blätterwerk sich gen Himmel reckte. In der Luft
hing der Duft von Weinreben, sonnendurchglühten Wandschindeln, hochreifen
Brombeeren und der salzige fruchtbare Geruch der False Bay.
    Immer wenn
es besonders übel für ihn lief, war Alex im letzten Jahr vorbeigekommen, um am
Haus zu arbeiten oder einfach auf der Veranda herumzusitzen. Manchmal hatte
Sam ihn überredet, mit ihm durch die Weinpflanzung zu schlendern oder

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