Zaubersommer in Friday Harbor
Daunenkissen vergrub.
Vage
erinnerte sie sich daran, dass sie mitten in der Nacht vor Schmerzen aufgewacht
war. Sam war wie ein Schatten in ihr Zimmer gekommen, hatte ihr Tabletten und
ein Glas Wasser gebracht, seinen Arm um ihren Rücken gelegt, als sie das Medikament
nahm. Später war sie noch einmal aufgewacht, hatte im Halbschlaf wahrgenommen,
dass er die kalten Kompressen um ihr Bein erneuerte, und ihm gesagt, er solle
doch nicht für sie aufstehen, sondern lieber ein wenig schlafen.
„Sei
still”, hatte er gemurmelt und ihre Decke zurechtgezogen. „Es ist alles
in Ordnung.”
Als der
Morgen heraufdämmerte, lag Lucy still in ihrem Bett und lauschte auf die
gedämpften Geräusche aus dem Haus: Stimmen, klapperndes Frühstücksgeschirr, ein
Telefon klingelte, dann machten sich alle auf die Suche nach einem fehlenden
Hausaufgabenheft und einem Blatt, das unterschrieben werden musste, damit Holly
an einem Schulausflug teilnehmen durfte. Schließlich fuhr ein Wagen aus der
Einfahrt.
Sie hörte
jemanden die Treppe heraufkommen, es klopfte an der Tür, und Sam steckte den
Kopf ins Zimmer. „Wie geht es dir?” Der leicht verschlafene raue Bariton
seiner Stimme klang angenehm in ihren Ohren.
„Ich habe
noch ein bisschen Schmerzen.”
„Wohl eher
starke Schmerzen.” Sam betrat das Zimmer, ein Frühstückstablett in den
Händen. Sein Anblick, etwas lotterig und sehr sexy in seiner Flanellpyjamahose
und einem weißen T-Shirt, ließ sie heftig rot anlaufen. „Es ist Zeit für die
nächste Schmerztablette, aber vorher solltest du etwas essen. Was hältst du von
einem Ei und Toast?”
„Klingt
großartig.”
„Danach
kannst du duschen.”
Lucy
errötete noch stärker, und ihr Puls wurde hektisch. Sie wünschte sich nichts
sehnlicher als zu duschen, aber angesichts ihrer körperlichen Verfassung war
klar, dass sie eine Menge Hilfe brauchen würde. „Wie genau soll das
funktionieren?”, brachte sie mühsam heraus.
Sam stellte
das Tablett auf dem Bett ab und half Lucy, sich aufzusetzen. Fürsorglich schob
er ihr ein zweites Kissen in den Rücken. „Es ist eine begehbare Dusche. Du
kannst dich auf einen Plastikstuhl setzen und dich mit der Handbrause waschen.
Ich werde dir hinein- und wieder heraushelfen müssen, aber das meiste kannst du
allein bewältigen”, erklärte er sachlich.
„Danke”,
antwortete sie erleichtert. „Das klingt gut.” Sie nahm sich ein Stück dünn
mit Butter bestrichenen Toast und begann, Konfitüre darauf zu verteilen. „Warum
hast du eine Handbrause in deiner Dusche?”
„Ich habe
ein paar schwer erreichbare Stellen”, erklärte Sam trocken. Als er das
Lächeln sah, das um ihre Lippen spielte, fügte er hinzu: „Außerdem baden wir
Renfield da drin.”
Sam
verschwand im Bad, um zu duschen und sich zu rasieren, während sie
frühstückte. Als er zurückkam, trug er eine abgewetzte Jeans und ein T-Shirt,
auf dem stand: Schrödingers Katze lebt.
„Was
bedeutet das?”, fragte Lucy mit Blick auf das T-Shirt.
„Es geht um
ein Gedankenexperiment der Quantenmechanik.” Sam stellte eine Plastiktüte
mit Utensilien auf den Boden und nahm Lucy das Frühstückstablett ab.
„Schrödinger war Wissenschaftler. Er verwendete ein Gedankenexperiment mit
einer Katze, einem instabilen Atomkern und einer Giftgaskartusche in einem
geschlossenen Raum, um zu veranschaulichen, dass eine Messung oder Beobachtung
unweigerlich Einfluss auf den gemessenen oder beobachteten Vorgang hat.”
„Was
geschieht mit der Katze?”
„Magst du
Katzen?”
„Ja.”
„Dann
willst du das nicht wissen.”
Sie zog
eine Grimasse. „Hast du keine optimistischen T-Shirts?”
„Dies ist
optimistisch”, erwiderte Sam. „Ich kann dir nur nicht erklären, warum,
weil du dich sonst wegen der Katze aufregst.”
Lucy
kicherte in sich hinein. Aber als Sam an das Bett herantrat und nach der Decke
griff, wurde sie still und zuckte zurück, während ihr Herz zu rasen begann.
Sofort ließ
Sam die Decke los und bemühte sich, keine Miene zu verziehen. Er musterte sie,
ließ den Blick auf ihren vor der Brust verschränkten Armen ruhen. „Bevor wir
anfangen”, sagte er ruhig, „sollten wir uns mit dem Elefanten im Zimmer
auseinandersetzen.”
„Wer ist
der Elefant?”, fragte Lucy misstrauisch.
„Niemand.
Der Elefant ist die Tatsache, dass es mir überraschend schwerfällt, einer Frau
beim Duschen zu helfen, mit der ich nicht bereits geschlafen habe.”
„Ich werde
nicht mit dir schlafen, nur um das
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