Zaubersommer in Friday Harbor
machst?”
„Kein
Hunger. Kaffee reicht.”
„Okay.”
Sam folgte ihm. „Übrigens ... Ich fände es großartig, wenn es heute nicht zu
laut würde. Ich habe eine Freundin zu Besuch, und sie braucht Ruhe.”
„Sag ihr,
sie soll ihren Rausch woanders ausschlafen. Ich habe heute ein paar
Sägearbeiten zu erledigen.”
„Mach das
bitte später”, sagte Sam. „Und es ist kein Rausch. Sie hatte gestern einen
Unfall.”
Bevor Alex
darauf reagieren konnte, klingelte es erneut an der Tür.
„Das ist
vermutlich eine ihrer Freundinnen”, murmelte Sam. „Versuch bitte,
ausnahmsweise ein bisschen nett zu sein, Alex.”
Alex warf
ihm einen vielsagenden Blick zu und trank seinen Kaffee.
Kopfschüttelnd
ging Sam zur Vordertür zurück. Die Besucherin erwies sich als kurvige kleine
Blonde in Caprihose, Ballerinas und einer ärmellosen Bluse, die sie in der
Taille geknotet hatte. Vollbusig, mit großen blauen Augen und kinnlangen
goldblonden Locken sah sie aus wie ein altmodischer Filmstar oder ein Showgirl
aus den dreißiger Jahren.
„Hallo, ich
bin Zoë Hoffmann”, zwitscherte sie fröhlich. „Ich bringe ein paar von
Lucys Sachen. Ich hoffe, es passt im Moment? Sonst komme ich später wieder
...”
„Nein, es
passt hervorragend.” Sam lächelte sie an. „Kommen Sie rein.”
In den
Händen ein großes Blech voller Muffins, von denen ein warmer süßer Duft
ausging, trat Zoë ein und stolperte über die Schwelle. Sam griff automatisch
zu, um sie vor einem Sturz zu bewahren.
„Ich bin
ein Tollpatsch”, erklärte sie fröhlich. Eine blonde Locke hing ihr dabei
übers Auge.
„Gott sei
Dank sind Sie nicht gefallen”, meinte Sam. „Die Vorstellung, entscheiden
zu müssen, ob ich Sie oder die Muffins rette, ist einfach zu grässlich.”
Sie reichte
ihm das Blech und folgte ihm in die Küche. „Wie geht es Lucy?”
„Besser,
als ich erwartet hätte. Sie hat letzte Nacht ganz gut geschlafen, aber heute
hat sie Schmerzen. Nimmt auch noch Schmerzmittel.”
„Es ist so
nett von Ihnen, sich so um sie zu kümmern. Justine und ich wissen das beide
sehr zu schätzen.”
Zoë schien
sich für ihre üppigen Kurven durch eine entsprechende Haltung entschuldigen zu
wollen. Sie ließ die Schultern hängen und hielt den Rücken rund. Für eine Frau
von so umwerfender Schönheit war sie erstaunlich schüchtern. Vielleicht lag
genau da das Problem. Sam vermutete, dass ihr schon mehr als genug plumpe
Anmache von der falschen Sorte Männer zuteilgeworden war.
Gemeinsam
betraten sie die geräumige Küche. Zoë ließ ihren Blick bewundernd von der hohen
Fachwerkdecke bis zu dem gewaltigen Specksteinspülbecken schweifen, nahm den Emailleherd
in seiner cremeweiß gekachelten Nische wahr, die Küchenschränke mit den
Glastüren und das schwarze Walnussparkett. Aber ihre Augen weiteten sich, und
ihr Gesicht wurde ausdruckslos, als Alex, der vor der Kaffeemaschine stand,
sich zu ihnen umdrehte. Sam fragte sich, was sie wohl von seinem Bruder halten
mochte, der im Moment aussah wie der Leibhaftige mit einem ausgewachsenen
Kater.
„Hallo”,
sagte Zoë mit gedämpfter Stimme, nachdem Sam die beiden einander vorgestellt
hatte. Alex nickte nur mürrisch. Keiner von beiden machte Anstalten, dem
anderen die Hand zu schütteln.
Zoë wandte sich an Sam. „Haben Sie vielleicht eine Kuchenplatte für die
Muffins?”
„In einem
der Schränke neben dem Gefrierschrank müsste eine stehen. Alex, würdest du ihr
bitte behilflich sein? Ich geh nach oben und hole Lucy.” Sam wandte sich
wieder Zoë zu. „Ich frage sie, ob sie hier unten im Wohnzimmer sitzen möchte
oder ob Sie lieber raufkommen sollen.”
„Natürlich”,
erwiderte sie und trat an den Küchenschrank heran.
Alex
erreichte die Küchentür im selben Moment wie Sam. Er senkte die Stimme. „Ich
habe zu tun. Ich habe keine Zeit, mit Betty Boop zu plaudern.”
Daran, wie
sich Zoës Schultern versteiften, erkannte
Sam, dass sie die Bemerkung gehört hatte. „Al”, erwiderte er leise, „hilf
ihr bitte einfach, die dämliche Kuchenplatte zu finden.”
Zoë
entdeckte die
Kuchenplatte mit der Glaskuppel in einem der Schränke, aber sie stand so weit
oben, dass sie nicht daran kam. Mit gerunzelter Stirn schaute sie hinauf und
strich sich die Locke aus dem Gesicht, die ihr immer wieder übers Auge fiel.
Sie spürte, dass Alex Nolan sich von hinten näherte, und es überlief sie heiß
und kalt. „Da oben steht sie”, erklärte sie und trat zur Seite.
Er holte
Platte
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