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Zaubersommer in Friday Harbor

Zaubersommer in Friday Harbor

Titel: Zaubersommer in Friday Harbor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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sie mühsam
hervor, „es ist nicht so ...”
    „Ich
verstehe”, antwortete Sam.
    „Ja, aber
ich möchte nicht, dass du denkst ...”
    „Lucy.
Schau mich an.” Er wartete, bis sie ihm in die Augen sah. „Ich verstehe.”
    Sie
schüttelte verwirrt den Kopf.
    Er wollte,
dass sie verstand, konnte aber kaum glauben, dass er wirklich tat, was jetzt
folgte: Sam streckte seine freie Hand dem Miniterrarium auf dem Couchtisch
entgegen. Die Zwergorchideen, empfindlich, wie Orchideen nun mal sind, ließen
die Köpfe hängen und wurden bereits braun. Als Sam seine Handfläche über das
Gefäß hielt, reckten sich die Orchideenblüten und Farnwedel ihr entgegen, die
Blütenblätter erholten sich, wurden wieder cremeweiß, die Blätter erstrahlten
in frischem Grün.
    Schweigend
und überrascht wandte Lucy ihren Blick vom Terrarium ab und sah Sam ins
Gesicht. Er sah das Staunen in ihren Augen, den leichten Glanz unterdrückter
Tränen, die Röte, die ihr ins Gesicht stieg. Ihre Finger schlossen sich fest um
seine.
    „Seit ich
zehn Jahre alt war”, beantwortete Sam ihre unausgesprochene Frage. Er
fühlte sich ausgeliefert, spürte das Unbehagen in seinem Herzschlag. Gerade
hatte er etwas viel zu Persönliches, zu Intimes von sich preisgegeben, und es
beunruhigte ihn, dass er es nicht bereute. Er war sich nicht sicher, ob er sich
zurückhalten konnte, noch mehr zu sagen und zu tun – so unwiderstehlich war
der Wunsch, ihr näherzukommen.
    „Ich war
sieben”, flüsterte Lucy. Ein zögerndes Lächeln huschte um ihre Lippen.
„Ein paar Glasscherben verwandelten sich in Glühwürmchen.”
    Er starrte
sie fasziniert an. „Du hast keine Kontrolle darüber?”
    Sie
schüttelte den Kopf.
    „Hier sind
die Tabletten”, krähte Holly fröhlich und stürmte ins Wohnzimmer. Sie
brachte das Fläschchen mit den Medikamenten und einen großen Becher mit
Wasser.
    „Danke”,
murmelte Lucy. Nachdem sie das Schmerzmittel genommen hatte, räusperte sie
sich. „Holly, ich frage mich, ob wir es nicht für uns behalten können, wie der
Kolibri ins Wohnzimmer gekommen ist ...”, begann sie vorsichtig.
    „Oh, ich
wusste schon, dass ich das niemandem erzählen kann”, versicherte Holly. „Die
meisten Menschen glauben nicht an Magie.” Sie schüttelte bedauernd den
Kopf, als täten ihr die Leute leid.
    „Warum ein
Kolibri?”, fragte Sam.
    Lucy fiel
es schwer, die Frage zu beantworten. Sie kämpfte mit dem Ungewohnten, über
etwas .zu reden, das sie nie in Worte zu fassen gewagt hatte. „Ich bin mir nicht
sicher. Ich muss herausfinden, was es bedeutet.” Sie schwieg einen Moment.
„Bleib nicht an einem Ort, vielleicht. Bleib in Bewegung.”
    „Die
Küsten-Salish sagen, der Kolibri erscheine in Zeiten von Schmerz oder
Kummer.”
    „Warum?”
    Sam nahm
ihr das Tablettenfläschchen ab und schraubte es zu, während er in neutralem
Tonfall antwortete: „Sie sagen, das bedeutet, alles wird sich zum Guten
wenden.”
    „Holly,
du bist ein
Blutsauger”, meinte Sam am Abend, als er seiner kichernden Nichte eine
Handvoll Monopoly-Spielgeld übergab. „Ich bin pleite, Freunde.”
    Nach dem
Abendessen, es gab Lasagne und Salat, hatten alle vier – Sam, Lucy, Mark und
Holly – im Wohnzimmer Brettspiele gespielt. Die Stimmung war fröhlich und
entspannt, und niemand benahm sich, als sei etwas Ungewöhnliches geschehen.
    „Du
solltest immer einen Bahnhof kaufen, wenn du die Chance dazu hast”, meinte
Holly.
    „Und das
sagst du mir jetzt.” Sam warf Lucy, die sich auf dem Sofa zusammengerollt
hatte, einen vernichtenden Blick zu. „Ich dachte, wenn ich dir die Bank
übergebe, hätte ich es ein bisschen leichter.”
    „Tut mir
leid”, gab Lucy grinsend zurück. „Ich muss mich an die Regeln halten. Wenn
es um Geld geht, lügen Zahlen nicht.”
    „Womit bewiesen wäre, dass du
absolut keine Ahnung vom Bankwesen
hast”, stellte Sam fest.
    „Das Spiel
ist aber noch nicht zu Ende”, protestierte Holly, als sie sah, dass Mark
Spielsteine und Brett zusammenräumte. „Ich habe noch nicht alle
geschlagen.”
    „Zeit, ins
Bett zu gehen.”
    Holly stieß
einen tiefen Seufzer aus. „Wenn ich erwachsen bin, gehe ich nie mehr zu Bett.”
    „Ironischerweise”,
eröffnete ihr Sam, „gehen Erwachsene unheimlich gern zu Bett.”
    „Wir räumen
das Spiel beiseite”, bot Lucy an und lächelte Mark zu. „Du kannst Holly
nach oben bringen, wenn du möchtest.”
    Das Mädchen
beugte sich vor und gab Sam Schmetterlingsküsse: Sie ließ ihre

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