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ZECKENALARM IM KARPFENLAND

ZECKENALARM IM KARPFENLAND

Titel: ZECKENALARM IM KARPFENLAND Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Rosenzweig
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„Dann misserds die verdammdn Vermiddlungsaggdn ja nu gebn!? Iech deng ned, dass die Behördn su schnell ärwärn, dass den Kuno Seitz scho glöschd ham, nachdem er ja edz dod is. Wenn mier uns a weng schbuudn denna, misserdn mier nu rechdzeidich dro sei.“
    „Wieder richtig, Kunni!“, jubelte Rettas Untermieter.
    „Was habbi gsachd, dass du bisd, Dirk? A Schlawiner? Du bisd der gressde Schlagg, der in Röttenbach rumlafd!“
    „Kennerd mier edz amol aner vo eich soogn, worieber iehr die ganze Zeid redd?“, beklagte sich die Retta.
    „Frooch doch dein Batic“, antwortete ihr die Kunni, „der soll dier dees erglärn.“
Erlangen, Amt für Kinder, Jugend und Familie, Freitag, 7. September 2012
    Sozialpädagogin Beatrice Riu-Krummbauer, Leiterin des Sachgebiets 23, saß in ihrem Büro in der Karl-Zucker-Straße 10 und blätterte in der Zeitschrift BUNTE. Sie hatte sich das neueste Revolverblatt, welches über Königshäuser, Schauspieler und sonstige Promis berichtete, auf dem Weg zu ihrer Arbeitsstelle vom Kiosk mitgebracht. Das Wasser gluckerte in der Kaffeemaschine und die Sozialpädagogin wollte es sich gerade gemütlich machen. Es war eh nichts los. Sauregurkenzeit. Die Sonne lachte vom blauen Septemberhimmel, und viele Leute waren noch im Jahresurlaub. Noch. Bald würden die Schulen wieder ihre Tore öffnen. Beatrice Riu-Krummbauer schenkte sich eine Tasse dampfenden Kaffee ein. Sie liebte ihn schwarz wie die Nacht finster. Gewohnheitsgemäß rückte sie ihr künstliches Haarteil am Hinterkopf zurecht und blätterte auf Seite 84 der BUNTEN vor. Von der tödlichen Krankheit bedroht stand dort, dann folgten viele Fotos mit Kurzkommentaren. Auch Landrat Eberhard Bierlinger und Röttenbachs Bürgermeister Ludwig Gast sahen dem Tod ins Antlitz , las sie. Das Foto zeigte eine Szene aus der Röttenbacher Schulturnhalle. Quarantäne-Trauma im fränkischen Röttenbach. Der Kommissar der Erlanger Kriminalpolizei, Gerald Fuchs, tröstet seine demente Tante. Das Foto zeigte eine Momentaufnahme, als Gerald Fuchs neben Kunigunde Holzmann auf einer der behelfsmäßig aufgestellten Liegen saß. Am Schlimmsten war der grässliche Durst , wurde Jupp Hochleitner auf der Suche nach einer Biertheke zitiert. Frau Sievers, die Chorleiterin, hatte die Fotos geknipst und sie der BUNTEN gegen ein kleines Entgelt zur Verfügung gestellt, gegen das sich die Nebeneinkünfte des SPD-Kanzlerkandidaten wie ein lächerliches Almosen ausnahmen. Frau Sievers war die beste Freundin von Frau Riu-Krummbauer und hatte dieser bereits die fürchterlichen Szenen, welche sich in der Turnhalle zutrugen, bis ins kleinste Detail geschildert. Eine schreckliche Erfahrung. Beatrice Riu-Krummbauer las den kompletten Bericht. Sie bekam eine Gänsehaut auf den Unterarmen, sodass ihr die feinen Härchen zu Berge standen. Wie schrecklich! Wie traumatisiert die Menschen heute noch sein müssen. Die mitfühlende Sachkennerin solcher Situationen schenkte sich gerade die zweite Tasse Kaffee ein, als es kräftig an die Tür klopfte und drei sehr betagte Herrschaften, zwei Frauen und ein Mann, laut polternd in das Zimmer stürmten. Eine der beiden Damen, die etwas kräftiger gebaute, kam Frau Riu-Krummbacher irgendwie bekannt vor. Die hatte sie schon mal gesehen. Erst kürzlich, aber es fiel ihr nicht ein, wo. Mit der Ruhe war es jedenfalls vorerst vorbei. Sie würde dieses Pack schnell abgefertigt haben.
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    Während Kunni, Retta und Dirk sich im Zimmer von Frau Riu-Krummbauer breit machten und Platz nahmen, hatte Prof. Hasselschmidt in Bad Windsheim zu einer zweiten Pressekonferenz eingeladen. „Seit sieben Tagen suchen wir nun nach belastbaren Nachweisen der gefährlichen Hyalomma-Zecken. Leider ohne Erfolg“, gestand er den anwesenden Pressevertretern. „Nichtsdestoweniger haben wir ihre Anwesenheit festgestellt. Wie die Insekten auf das Gelände des Fränkischen Freilandmuseums kommen, bleibt allerdings weiterhin ein Rätsel. Natürlich gibt es darüber Spekulationen und Vermutungen, doch eine verlässliche Aussage hierzu, können wir, offen gesagt, nicht geben. Wir haben nun beschlossen, die Suche nach den Insekten einzustellen, da der Aufwand dazu in keinem wirtschaftlich vertretbaren Verhältnis zu einem möglichen Erfolg steht. Um einer möglichen Gefahr vorzubeugen, haben wir vorsorglich alle Grasflächen des Geländes mit einem insektenvernichtenden Mittel besprüht. Die Herde der infizierten Schafe wurde notgeschlachtet, die Kadaver wie

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