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ZECKENALARM IM KARPFENLAND

ZECKENALARM IM KARPFENLAND

Titel: ZECKENALARM IM KARPFENLAND Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Rosenzweig
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had fasd mei Alder“, entgegnete die Gerda, „iech bin a zwarafufzger Joahrgang, und der Hanni is vierafufzich geborn.“ „Dees is ka Alder nu ned“, meinte der Jupp, „der Herrgodd gibds und der Herrgodd nimmds. Wer isn eigendlich die Fraa dort hinderm offena Grab?“, wollte er von der Sopranistin des Kirchenchors wissen.
    „Die Wasserschdoffblonde mid dem rodn Mäschla im Hoar und dem Haufn Holz vor der Hüddn?“, versicherte sich Gerda Wahl.
    „Genau die“, bestätigte der Jupp, „mid dem kurzn Röggla und der Haufn Farb im Gsichd.“
    „Dees waß iech aa ned, die habbi in Röttenbach bis edz aa nunni gsehgn. Schaud aus wie a Nuddn.“
    „Maansd dees is aane?“, holte Jupp Hochleitner begierig weiteren Rat ein. „Do kennd iech ja diregd amol froogn, wos dees kosd bei iehr. Kosd ja nix. Dees Froogn, maan iech.“
    Theresa Fuchs stand nahe bei ihrem Sohn Bruno. Der stützte seine Frau Julia. Auf der anderen Seite wurde sie von ihrem Sohn Michael Hausman gehalten, der ebenfalls mit stierem Blick in der Nähe des offenen Grabes stand und eine weiße Rose in der linken Hand hielt.
    Gerlinde Schmalzbauer und ihr Mann Ottokar standen etwas abseits und unterhielten sich mit Susanne Amon. „Viel zu früh hadder geh müssn, der Hanni“, schluchzte Frau Schmalzbauer. „Dees kann jedn vo uns dreffn, dees waß mer ned“, sinnierte ihr Mann. „Godd sei Dang hadder ka Familie hinderlassn“, gab Susanne Amon auch ihre Weisheiten dazu.
    Frau Sievers war im Stress und sammelte mal wieder ihre Chormitglieder ein. Nur Gerda Wahl fehlte noch. Zwei weitere Minuten später war der Chor komplett. Frau Sievers hob beide Arme, gab leise summend den Ton vor und dann den Einsatz:
    à
Morning has broken like the first mo-or-ning,
    Blackbird has spoken, like the first bird,
    Praise for the singing, praise for the mo-or-ning
    Praise for them springing, fresh from the world.
    Es folgten die weiteren Strophen, bevor Pfarrer José Ortiz das Wort ergriff und die Trauerrede hielt. Hie und da war ein leises Schluchzen unter den Trauergästen zu hören.
    „Lasst uns beten!“, forderte der Geistliche die Anwesenden auf, nachdem er seine Rede beendet hatte. Die Trauernden senkten ihre Häupter, und die meisten bekreuzigten sich. Während der Pfarrer ein Der Herr sei mit uns vorgab und die Trauergemeinde allseits mit einem dahin gemurmelten und mit seinem Geist antwortete, dachte Alois Holzheimer, der neben Altbürgermeister Nietsche stand, bereits daran, was es wohl Gutes zum Leichenschmaus geben würde. Er hatte schon lange kein Schäuferla mehr gegessen, mit Wirsing und rohen Klößen. Alleine bei dem Gedanken lief ihm das Wasser im Mund zusammen.
    Nach dem gemeinsamen Gebet walteten die Sargträger ihrer traurigen Aufgabe und ließen den Sarg langsam in die dunkle Grube hinab. Die Röttenbacher Blasmusik spielte dazu ein trauriges Abschiedslied:
    à
Nehmt Abschied, Brüder, ungewiss
    Ist alle Wiederkehr,
    Die Zukunft liegt in Finsternis
    Und macht das Herz uns schwer.
    Der Himmel wölbt sich übers Land,
    Ade auf Wiedersehn!
    Wir ruhen all in Gottes Hand,
    Lebt wohl, auf Wiedersehn.
    Roland Sprottenklee, Dirk Loos, Hanni Müller und Wastl Schaub standen in der hintersten Reihe der Trauergäste. Sie hatten nicht den direkten persönlichen Bezug zu dem Verstorbenen. Im Gegenteil, die beiden einheimischen Franken mochten ihn nicht besonders. Er war ein etwas eigenartiger Typ. Retta und Kunni waren ebenfalls gekommen und erwiesen dem Toten die letzte Ehre. Zehn Minuten später ging die Bestattungszeremonie langsam ihrem Ende zu, und die meisten der Anwesenden pilgerten am Grab vorbei, um einen letzten Blick auf den prunkvollen Sarg zu werfen, in dem der Tote nun in ewiger Finsternis lag.
    Auch der Mörder, der sich persönlich die Hände nicht schmutzig gemacht hatte, verweilte ganz kurz vor dem Grab. In seinen Augen lag ein teuflisches Glitzern.
    Auf dem Sargdeckel und den Blumen, welche von oben auf den Sarg geworfen wurden, krabbelten zehn winzige Kreaturen herum. Eigenartige Tiere, so klein, dass man sie von oben nicht sehen konnte, mit rot-gelb geringelten, spindeldünnen Beinchen.
Röttenbach, Gaststätte Fuchs, Sonntag 16. September 2012
    Die Gaststätte war, wie jeden Sonntag, hoffnungslos überfüllt. Alle Tische in den beiden Gasträumen sowie im Nebenzimmer waren besetzt. Kunni und Retta saßen auf einer Eckbank, jede ein Kitzmann Jubiläumsbier vor sich stehend, und warteten auf Gerald Fuchs und Sandra Millberger. Dirk

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