ZECKENALARM IM KARPFENLAND
Kommentar.
„Ihr habt was herausgefunden?“
„Dass die beidn Fäll, die Zeggnschdiche maani, zammhänga. Mier dädn aa scho kurz vor der Auflösung des Falls schdeh, wenns do ned su a bleede Dolln im Amd fier Kinner, Jugend und Familie geben däd. A richdiche Gradsberschdn hald, a breißische. Wemmer scho Riu-Krummbauer haßd“, stellte sie fest.
Auch Sandra Millberger hatte das Gespräch zwischen ihrem Chef und seiner Tante aufmerksam verfolgt. „Und was heißt das?“, wollte sie wissen.
„Dees haßd, dass der Erlanger Obdachlose, der Kuno Seitz, in Wirglichkeid goar ned der Kuno Seitz is.“ Die Bedienung brachte zwei volle Weizenbiergläser an den Tisch.
„Wohl bekomm’s!“
„Gerald Fuchs prostete den drei Frauen zu, nahm einen kräftigen Schluck und wischte sich anschließend den herben Schaum von der Oberlippe.
„Tante, du sprichst in Rätseln.“
„Bisd immer nunni miedkumma? Der Obdachlose in Erlang is vor achdadreißg Joahr adobdierd worn, und die bleede Kuh, die Riu-Krummbauer vom Amd fier Kinner, Jugend und Familie, will uns ned soogn, wer die leiblichn Eldern vo dem verschdorbna Kuno Seitz sen. Bis Ende Ogdober soll dees dauern, hads gsachd, bis sie die Aggdn grichd, wu dees drin schdehd, die alde Schnalln.“
„Das würde ich euch auch nicht sagen“, erwiderte ihr Neffe, „was geht euch das an?“
„Ja siehgsd denn du dees ned“, ereiferte sich seine Tante, „dann dädn mier doch wissn, wer sei leiblichn Eldern sen, und könndn beweisn, dass es do an Zusammenhang gibd mid dem Dod vom Sappers Hanni. Drum hamm mier uns dengd, dass Behördn ja a Rechd ham, dees zu hinderfragn, gell? Du bisd doch ein Verdreder vo die Behördn, du kennersd doch bei dera bleedn Kuh im Amd fier Kinner, …“
„Tante!“ Der Ausruf kam laut und bestimmend. Die Gäste an den Nebentischen zuckten zusammen. Einer Oma fiel vor Schreck ein Stück abgeschnittenes Schnitzel in ihr Bier. Ein zweijähriges Mädchen, welches gerade in ihrem Kinderstuhl saß, einen Brocken Kloß in der Hand hielt und mit Wonne daran herumlutschte, zuckte zusammen und schleuderte den Klößbrocken weinend mitten in die Rouladensoße ihres Vaters, dass es nur so aufspritze. „Sagglzemend“, rief dieser zornig aus, und wischte seine kanariengelbe Seidenkrawatte mit der Serviette ab. „Wos missn Sie in dera Wirdschafd do so rumschreia und klaane Kinner Angsd eijoogn?“ „Su a Orschloch“, kommentierte die Mutter der Kleinen, „Kinner erschreggn, dees kennes, die Breißn.“ Gerald Fuchs erntete grimmige Blicke.
„Edz siehgsd, wasd ogrichd hasd“, tadelte ihn die Kunni, „mid deim Rumgebfobfer und Rumgebroddsl.“
„Die Fisch sen ferdi.“ Die Bedienung balancierte vier Teller an den Tisch. Auf dreien lag ein mittelgroßer goldbraun gebackener Aischgründer Spiegelkarpfen. Auf dem vierten Teller, den sie der Kunni hinstellte, lag ein Monster. Kopf und Schwanzflosse ragten weit über den Tellerrand hinaus. Der Kartoffelsalat lag unter dem mächtigen Rücken des Karpfens versteckt.
„Was schaudern su?“, wollte die Kunni wissen, „dees is hald a weng a greßerer Middlerer. Do werd mer wenigsdens sadd vo dem Fischla.“
„Den Endiviensalad bringi gleich, gell. Lassds eich schmeggn! Bin gleich widder do“, erklärte die Bedienung.
„So ein Stresstest, das Mittagessen mit euch!“, grummelte der Kommissar, „wäre ich nur daheim geblieben.“ Da kam er bei seiner Tante gerade an die Richtige.
„Schdressdesd“, wiederholte sie verächtlich. „Bisd aa scho a Anhänger vo dem Word des Jahres. Su an Bleedsinn nimmsd du o. Abber dees Wesendliche sihgsd du ned! Solche Wörder des Jahres brauchn mier so unnödich wie an Krobf im Hals. Was solln dees eigendlich? Word des Jahres, Bamm des Jahres, Vogl des Jahres, Koch des Jahres, Schbiel des Jahres, Door des Jahres! Die Leid, die solche Werder fesdlegn, ham alle nix zu du. Dees sen alle Fandasdn. Genau wie du. Du kennersd diech eigendlich zur Wahl fier den Bolizisdn des Jahres aufschdelln lassn. Mei Schdimm dädsd kriegn.“
Das weitere Gespräch entwickelte sich sehr einseitig. Gerald Fuchs fühlte sich höchstgradig beleidigt, konzentrierte sich fortan ausschließlich auf seinen Karpfen und enthielt sich jeglicher weiterer Kommentare. Er fühlte sich von seiner Tante mal wieder übertölpelt: Von wegen Pflege der verwandtschaftlichen Beziehungen, es ging ihr mal wieder nur darum, seine Position als Kommissar der Mordkommission auszunutzen, um an Informationen für
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