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ZECKENALARM IM KARPFENLAND

ZECKENALARM IM KARPFENLAND

Titel: ZECKENALARM IM KARPFENLAND Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Rosenzweig
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ihre privaten Schnüffeleien zu kommen. Er hätte ihren trügerischen Worten am Telefon keinen Glauben schenken sollen. Warum fiel er nur immer wieder auf sie herein? Die drei Frauen fühlten die geballte Spannung am Tisch und wechselten die Themen. Sie unterhielten sich leise darüber, was aus den Gerüchten über Bettina Wulff geworden war und wie ausgezeichnet die Karpfen beim Fuchsn-Wirt schmecken. Kunigunde Holzmann war mit ihrem Karpfen als Erste fertig und wischte sich mit dem Erfrischungstüchlein die fettigen Finger und den Mund ab. Bis auf die Gräten und den nicht genießbaren Kopf des Fisches glänzte ihr Teller wie abgeleckt. Ihre Blase drückte. Sie hatte sich zwischenzeitlich das zweite Kitzmann-Jubiläumsbier bestellt, und viel war davon auch nicht mehr übrig. „Retta, lass mi mal raus, iech muss biesln.“
    Sichtlich aufgebracht kam sie nach exakt sechs Minuten an den Tisch zurück und flüsterte ihrer Freundin aufgeregt ins Ohr: „Do blabd der doch der Karbfn im Hals schdeggn. Was glabdsd du, wen iech edz grod gsehgn hab? Die bleede Kuh, dees breißische Grischberla, die hundsverregde Riu-Krummbauer. Hoggd mid der genauso bleedn Sievers driebn im Nebenzimmer und frissd uns Frangn unsere Fisch weg. Do hörd si doch alles auf!“
    Ihr Neffe, Gerald Fuchs, ignorierte das Geflüster seiner Tante. Er hörte gar nicht hin. Er war eh eingeschnappt. Genussvoll kaute er auf der Schwanzflosse seines Karpfens herum. Das Beste sollte man sich immer bis zum Schluss aufheben.
Röttenbacher Kirchweih, Freitag, 21. September 2012
    Der Röttenbacher Bürgermeister Ludwig Gast lief in zünftiger Tracht gekleidet im Bierzelt hin und her und begrüßte die Gäste, die er persönlich kannte. Er kannte sie fast alle. Noch war eine Stunde hin, bis zum Bieranstich. Langsam füllte sich das Festzelt. Viele Tische waren reserviert. Gleich neben den Freien Wählern saßen die Gemeinderäte von der SPD. Die Kirchweihburschen saßen ganz vorne an der Bühne, auf der sich die Gruppe Appendix auf ihren Auftritt vorbereitete und ihre Instrumente und die Kabelanschlüsse an den Lautsprecherboxen überprüfte. Jupp Hochleitner ging in einem der mittleren Gänge entlang, ein Glas Weizenbier in der Hand haltend, blieb bei der Fanny Doldinger stehen und nahm Platz. Retta Bauer, Kunni Holzmann und Dirk Loos saßen in der hinteren rechten Ecke des Zeltes, weit weg von der Bühne. Verstohlen sah sich Dirk Loos um, ob Anhänger des 1.FC Nürnbergs in der Nähe waren. Er konnte keine entdecken und atmete auf. Mit einem Bayern-Schal um den Hals hatte er letztes Jahr schlechte Erfahrungen im Bierzelt gesammelt. Dieses Jahr konnte er gut und gerne auf ein blaues Auge verzichten.
    „Do sihgsd amol was fier a schdurer Bogg mei Gerald is“, beklagte sich die Kunni bei ihrer besten Freundin, „ned amol den glansdn Gfalln duder an.“
    „Dees is abber a ned verwunderlich, su wie iehr eich immer angifd”, erwiderte die Retta.
    „Wie machen wir denn nun weiter?“, wollte Dirk Loos wissen. „Soll ich nochmal alleine mit der Frau Riu-Krummbauer reden?“
    „Dirk, erwähn den Noma nemmer, sunsd griech iech nu an Herzkaschber“, ermahnte ihn die Kunni. „Fier miech is die Fraa a Kodzbroggn, a richdiche Bridschn. Iech mecherd bloß wissen, was die mid dera Sievers zu do had?“
    „Vielleichd kenna die sich vo friehers, vo der Schull?“, riet die Retta, „kennerdn fasd gleich ald sei. Breißn sens aa.“
    „Und aane bleeder wie die anner!“, ergänzte die Kunni. „Do schau hie, do kummds mid iehrm Mo, die alde Krambfhenna. Aufdaggld wie a Bfau, do kennersd grod maana, die is in an Farbdobf neigfalln.“
    „Wer, die Riu-Krummbauer? Was machdn die in Röttenbach?“
    „Na, die ander, die Sievers, die Schlora vom Kergnkoor!“
    Zwei Minuten später betrat Gerda Wahl in Begleitung von Theresa Fuchs das Kirchweihzelt. Die Kunni sprang auf wie von der Tarantel gestochen und begann heftig zu winken. „Deres, Deres, Gerda, do semmer!“ Eine Minute später nahmen die beiden Röttenbacherinnen am Tisch Platz. Dirk Loos rief den Ober herbei, und der stellte zwei frische Maß Bier auf den Tisch, dass es nur so schepperte. Sofort verfielen die vier Frauen in ein anregendes Gespräch. Dirk Loos hatte nicht die geringste Chance einen Gesprächsbeitrag beizusteuern. Er hörte nur zu und spitzte die Ohren, als Kunni eine Frage an Gerda Wahl richtete.
    „Sooch amol Gerda, du bisd doch edz aa scho a boar Jährli in dem Kergnkoor?“
    „Seid die

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