ZECKENALARM IM KARPFENLAND
Telefonat und mussten sich das Lachen verbeißen.
„Do kummsd auf die Idee, dein Neffn und sei hübsche Kollechin eizuladn, und dann werder aa nu vorghaldn, dassd du schäbiche Hindergedangn hasd. A Weld is dees!“
„Na gut, Tante, ich hoffe du bist dieses Mal ehrlich. Ich frag am Montag die Sandra, ob sie Lust und Zeit hat, und gebe dir bis spätestens Dienstag Bescheid. Ist das okay?“
„Dees baßd! Was machsdn grood?“
„Ich bin zuhause und mache Gartenarbeit. Meine Golden Retriever Hündin Terry hilft mir dabei, Löcher zu buddeln. Und du? Was machst du? Sitzt du wieder mit deiner Busenfreundin Retta zusammen? Heckt ihr schon wieder etwas aus?“
„Na, die Retta is doch in ledzder Zeid meisdens mid iehrm Undermieder underwegs. Iech glaab, da läfd was.“ Retta Bauer war schon im Aufstehen begriffen, um sich auf ihre Freundin zu stürzen, doch Dirk Loos konnte sie gerade noch zurückhalten. „Na, Gerald, iech bin heid allaans. Gans allaans. Wie hald meisdens. Wemmer allmählich ald werd, werd mer immer einsamer. Iech deng, iech wermi gleich a weng hielegn. Dees Wedder is ja aa nix Gscheids, heid. Also, dann sehgn mier uns schbädesdens am näxdn Sunndooch beim Fuchs. Iech reservier fier zwölfa an Disch fier uns. Max gud, und ärwär nemmer su viel.“
„Lass es dir auch gut gehen, Tante. Bis nächsten Sonntag. Ich denke Sandra wird sich bestimmt freuen, dich mal wieder zu sehen.“
„Waßd, was du bisd, Kunni?“ wollte die Retta wissen, nachdem ihre Freundin den Hörer aufgelegt hatte.
„Wos denn?“
„A Schlanga, a Schlanga bisd du. Wigglsd dein Neffn ei wie a Bäggla Resi und derzählsdn lauder Liegn.“
Röttenbacher Friedhof, Montag 10. September 2012
Die Behörden hatten den Leichnam von Johannes Sapper ungewöhnlich lange nicht freigegeben. Sie begründeten dies mit zusätzlichen medizinischen Untersuchungen, die notwendig geworden waren, um das festgestellte Krim-Kongo-Fieber genau zu dokumentieren. Andererseits gab das lange Warten Julia Fuchs ausreichend Zeit, alles Notwendige mit Umsicht und ohne Hektik zu erledigen. Nun, um fünfzehn Uhr, hatte sich halb Röttenbach auf dem Friedhof versammelt, um von Johannes Sapper Abschied zu nehmen. Alle waren gekommen, die dem Verstorbenen nahe standen, ob im Guten oder im Bösen.
Andreas Baumüller, Richard Derrfuß und Benno Amon standen zusammen und tuschelten miteinander. „Wer erbdn edz dem Johannes sei Woar?“, fragte Benno Amon ganz leise, damit die anderen umstehenden Trauergäste die Frage nicht hören konnten.
„Na iech deng dees grichd alles sei Schwesder, is doch die aanziche Verwande“, antwortete Andreas Baumüller ebenso leise.
„Dees is ja verrüggd“, kommentierte Richard Derrfuß, „dann grichds ja widder alles zurügg, was ihr Bruder alles vo iehr gschnorrd had. Also, a Schmarodzer woarer scho, der Hanni. Der hads scho verschdandn sei Julia auszunehma.“
Einer der Trauergäste, ein Röttenbacher Geschäftsmann, hatte sich bis zum offenen Grab vorgearbeitet und betrachtete durch seine dunkle Sonnenbrille die Szene. Er hatte zu keinem Zeitpunkt wirklich gute persönliche Beziehungen zu dem Verstorbenen gehabt. Seine Beziehungen waren eher geschäftlicher Natur. Wer in Röttenbach wusste schon, dass er in Nürnberg einen ganz glamourösen Privatclub betrieb? Johannes Sapper wusste es, denn er war häufiger Gast in dem Etablissement. Zwanzigtausendfünfhundert Euro Schulden hinterließ er dort. Nun war er tot. Der Mann fixierte Julia Fuchs, die angeblich reiche Schwester des Toten. Ob sie über das ausschweifende Privatleben ihres Bruders informiert war? Sicherlich nicht. Er hatte die Schuldscheine, die Johannes Sapper im Champagnerrausch unterschrieben hatte, gar nicht mitgenommen. Die schlummerten daheim, sorgfältig in einem Aktenordner mit der Aufschrift Außenstände . Er würde noch etwas Gras über die Sache wachsen lassen. Julia Fuchs lief ihm nicht davon. Natascha Petrochow aus Weißrussland mit dem Künstlernamen Miezi stand neben ihm, vergoss schulterzuckend heiße Tränen in ihr Papiertaschentuch und kratzte sich an ihrem Muttermal am Hals.
Jupp Hochleitner stand ganz vorne, ganz in der Nähe der trauernden Verwandtschaft und sah in das ausgehobene Grab. „Ja, ja, su gänga die Gäng“, raunte er der neben ihm stehenden Gerda Wahl zu. „Su is dees hald, Erde zu Erde, Schdaub zu Schdaub“, gab diese leise zurück. „Wie ald issern ieberhabd worn, der Hanni?“, wollte der Jupp wissen. „No der
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