Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ZECKENALARM IM KARPFENLAND

ZECKENALARM IM KARPFENLAND

Titel: ZECKENALARM IM KARPFENLAND Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Rosenzweig
Vom Netzwerk:
reikummd.“
    „Wennsd maansd“, entgegnete ihr Frau Patzke.
    „Soller der helfn, Redda?“
    „Na, Fanny, dei Mo ward doch beschdimmd scho auf diech. Mach na aa Feierabnd. Mier machd dees wergli nix aus. Auf miech ward doch kans“.
    Als die beiden draußen in der Dunkelheit verschwunden waren, löschte Retta Bauer das Licht, im Eingangsbereich des Rathauses und schlich sich verstohlen an den nächsten Computer im Bürgerbüro. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie sich an den Arbeitsplatz setzte. Durch die Fenster griff die finstere Nacht in das Innere des Büros. Still und gespenstisch standen die Schreibtische, Schränke und Bürostühle in der Düsternis. Das Adrenalin jagte wie ein Taifun durch ihre Blutbahnen, als sie den Computer und den Monitor einschaltete. Augenblicklich wechselten Lämpchen von rot auf grün, und im Innern des grauen Kastens begann es zu tickern, knacken und knistern. Plötzlich erhellte sich der Bildschirm und forderte Retta auf ihr Passwort einzugeben. Das hatte sie längst auswendig gelernt. Über die Tastatur gab sie ein !20Orsch.Gsicht12! und drückte die Weitertaste. Augenblicklich erschien ein Foto von Landrat Eberhard Bierlinger auf dem Bildschirm. Aus seinen Haaren wuchsen ihm links und rechts der Stirn zwei mächtige Hörner. Aus seinem offenen Mund spie er Feuer, und in der Rechten hielt er einen dreigezackten Spieß. Die Aufnahme war vor dem Breitweiher gemacht worden, der in nebligem Dunst lag. Auf dem Wiesenboden stand ein Schild, auf welchem Der Karpfenterminator schlägt wieder zu stand . Auf der Brust des Landrats schillerte das Emblem eines roten Kormorans. Retta Bauer musste lachen, doch dann konzentrierte sie sich sofort wieder auf die vielen kleinen Zeichen und Bildchen, welche auf der linken Seite des Bildschirms zu sehen waren. Mit der Maus doppelklickte sie auf Dokumente Geb. Der Monitor gab eine Übersicht, die mit Geb. Jahre überschrieben war frei. Ganz oben stand die Zahl 2012, dann folgten in absteigender Reihenfolge die Jahreszahlen der vergangenen Jahre. Retta nahm die Maus in die Hand, wie sie es von ihrem Untermieter gelernt hatte, und scrollte die Tabelle herunter bis zum Jahr 1974. Erneut doppelklickte sie auf die Zahl 1974, und schon wieder öffnete sich ein neues Fenster mit der Überschrift Geb.Kind1/1974-23/1974. Sie war nahe daran, das Geheimnis zu lüften. Mit zittrigem Zeigefinger bediente sie die rechte Maustaste und klickte auf Geb.Kind12/1974. Der Computer begann erneut zu klickern und knistern, und schon gab der graue Kasten einen wohlgehüteten Namen frei. Retta starrte auf den Bildschirm. Sie rieb sich die Augen. War das möglich? Sie konnte nicht glauben was sie da las. Nie und nimmer hätte sie damit gerechnet. Wäre dort Karl Theodor von Guttenberg gestanden, sie wäre weniger überrascht gewesen.
    „Ob die Kunni mier dees glabd, wer dees Kind Nummer zwölf woar? Iech kanns ja selber ned glaabn!“
    •
    Während Maragarethe Bauer mit dem Ergebnis ihrer Ermittlung auf dem Weg zu Kunigunde Holzmann war, und darauf brannte, die Sensation an den Mann beziehungsweise die Frau zu bringen, hauchte Frau Riu-Krummbauer ihr kurzes, halbluxuriöses Leben aus.
    Nachdem sie sich am Dienstag von ihrer Freundin Yvonne Sievers verabschiedet hatte und nach Erlangen zurückfahren wollte, fiel ihr ein, schnell noch bei dem dorfbekannten Kräuterladen vorbeizusehen und sich mit den aktuellen Angeboten an Kräutertees, Meerrettich und Gewürzen einzudecken. Als sie ihre Einkäufe erledigt hatte, wieder aus dem Geschäft trat und an dem Firmenschild mit dem roten Fuchs vorbeilief, sah sie auf der gegenüberliegenden Seite der Hauptstraße einen intimen Bekannten den Gehsteig entlang schlendern. Sie hatte ihn schon seit ewigen Zeiten nicht mehr gesehen, erinnerte sich aber noch heute mit wohligen Schauern an die letzte Nacht mit ihm. Sie rief über die Straße, winkte und warf Kusshändchen über die dahin donnernden Lkws und Pkws. Dann trippelte sie, als der Verkehr es zuließ, auf ihren Stöckelschuhen, welche eigentlich eines Waffenscheins bedurft hätten, auf die gegenüberliegende Straßenseite.
    „Ja grüße dich“, strahlte sie den attraktiven Mann an, „so ein Zufall. Vor einer Stunde habe ich noch über dich gesprochen, und schon läufst du mir über den Weg. Wenn das keine Fügung des Schicksals ist! Warum hast du dich denn nach unserem letzten, gemeinsamen Abend nicht mehr bei mir gemeldet? Hat es dir nicht gefallen? Also, ich hätte

Weitere Kostenlose Bücher