ZECKENALARM IM KARPFENLAND
Riu-Krummbauer am Freitagabend, zwischen einundzwanzig Uhr und zweiundzwanzig Uhr dreißig verschieden ist. Die Todesursache waren drei kräftig ausgeführte Messerstiche in den Rücken, wobei mindestens einer tödlich war, da er bis in das Herz vordrang. Zu diesem Zeitpunkt waren Dr. Pius Riu-Krummbauer und seine Freundin Constanze Bogenauer nachweislich in Baden-Baden. Ein Filetiermesser, welches in einem Messerblock in der Küche steckte, erwies sich als die wahrscheinliche Tatwaffe.
Thomas Rusche konnte nicht viel zur Klärung des Falls beitragen. Die Ermordete musste ihren Mörder gekannt und in die Wohnung gelassen haben. Jedenfalls sei sicher, dass niemand gewaltsam in das Anwesen eingedrungen sei. Als Tatort komme nur das Schlafzimmer des Ehepaares Riu-Krumbauer infrage, was die blutdurchtränkte Matratze beweise. Er, Thomas Rusche, gehe von einem männlichen Einzeltäter aus, welcher sexuelle Beziehungen zu dem Opfer gehabt haben müsse. Darauf würden zumindest der Tatort Bett und die aufreizende Wäsche des Mordopfers hindeuten. Zudem hatte das Opfer Geschlechtsverkehr. Der Fleck am Kimonoärmel der Toten rühre tatsächlich von einer Bratensoße her. Wahrscheinlich Rouladensoße. Jedenfalls seien Rückstände einer diesbezüglichen Instantsoße der Firma Maggi nachweisbar. Neben der Bettwäsche fehlten das Mobiltelefon der Ermordeten, sowie die Festplatte ihres Laptops, was Anlass zu der Vermutung gebe, dass der Täter hinter gewissen Informationen her gewesen sein könnte. Das war alles, was Thomas Rusche bieten konnte. „Der Täter war akribisch genau. Er muss Stunden damit zugebracht haben, die Spuren peinlich genau zu eliminieren“, meinte der Chef der KTU.
Die Befragung der Nachbarn von Frau Riu-Krummbauer brachte lediglich zwei unterschiedliche Aussagen. Der hochbetagte Rentner Adolf Sonnleitner war letzten Freitagabend, dem Tag des Verbrechens, mit seinem Zwergpudel Berlusconi noch Gassi gegangen. Gleich um die Ecke, in der Schellingstraße, war ihm ein parkender Pkw aufgefallen, den er hier noch nie gesehen hatte. „Was machdn der do, habber mer dengd. An schwarzn Ford Focus, iech glaab mid Ferther Nummernschild, habbi do nu nie gsehgn. Mei Brilln habbi allerdings ned dabei ghabd. Aufgfalln iser mer, weil mei Berlusconi an den Hinderreifn vo dem Ford hie bingld had“. „Ist Ihr Pudel aus italienischer Züchtung?“ „Na, Frau Bolizisdin. Eigendlich sollde mei Berlusconi ja Aloisius haßn, abber der had scho als ganz glaaner Hund dees Bunga Bunga su gern ghabd. Sie wissen scho, was iech maan. Dann habbin hald den Noma Berlusconi gebn“. Gerald Fuchs erinnerte sich ungern daran, als er verständnisheischend Bunga Bunga ? wiederholte. Daraufhin forderte Adolf Sonnleitner seinen Pudel auf: Berlusconi, Bunga Bunga! und deutete auf den Kommissar. Berlusconi sah sein Herrchen mit treuem Blick an, sprang winselnd am rechten Hosenbein von Gerald Fuchs hoch und rieb sich dort hechelnd, mit heftigen, rhytmischen Bewegungen.
Frau Gudrun Höllriegel, deren Küchenfenster genau auf den beschriebenen Parkplatz des Ford Focus zeigt, hatte da ein ganz anderes Erinnerungsvermögen. „Iech hab grood nausgschaud zu meim Kiechnfensder, wie die Fraa mid iehrm dunglblaua Obl Asdra do driebn eibargd had. Fimbf Minuddn vor achda woars. Dann is ausgschdiegn, mid an Blummaschdrauß in der Händ, und is gleich in die Hofmannschdraß eibogn. Auf dees Nummernschild habbi ned gschaud. Iech maan ERH, bin mer abber ned sicher. A graua Lederjaggn hads oghabd. Iehr modischer Kurzhaarschnidd is mer aa aufgfalln“.
Sandra Millberger dachte an die beiden Telefongespräche, welche sie gestern mit Kunigunde Holzmann geführt hatte. Sie hatte die Röttenbacher Tante von Gerald Fuchs gestern Abend von zuhause aus zurückgerufen. Als sie danach fragte, aus welcher Quelle die beiden Witwen Kunni und Retta wüssten, wer das Kind Nr. 12/1974 tatsächlich gewesen sei, begann Tante Kunni herumzudrucksen, bis sie schließlich eingestand: „Sandra, dees kanni dier als Bolizisdin eigendlich gor ned soogn. Damid willi di gor ned belasdn, sunsd dädsd du vielleichd nu a schlechds Gewissn kriegn, wenn iech dier dees soogn däd.“
„Habt ihr herumspioniert, wo ihr gar nicht dürft?“, wollte sie wissen.
„Fängsd du aa scho su zu redn o, wie der Gerald“, bekam sie zur Antwort.
Sandra Millberger fühlte sich wie in einer Zwangsjacke. Einerseits freute sie sich, dass Geralds Tante ihr gegenüber soviel Vertrauen entgegenbrachte
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