Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten
meinte, dass meine Mom mir die Katze weggenommen hatte oder dass Mom nach Paris gezogen war.
Noah drehte die Hand nach oben, sodass unsere Finger nun aneinandergepresst waren. Meine Hand war ganz klebrig von dem ganzen Wein.
Dean hob erneut sein Glas. »Ich richte mich jetzt nach der Hausordnung, okay? Ich hatte noch nie was mit jemandem hier in diesem Zimmer.« Er rückte näher an Marissa ran. »Vielleicht kann ich darauf ja später einen trinken?«
Alle lachten, auch Marissa. Die war eh so dermaßen in Aaron verschossen, dass sie Deans Gelaber gar nicht ernst nehmen konnte.
Noah trank. Ich trank.
Corinne trank. Und grinste.
Noah lief knallrot an.
DIE SACHE MIT CORINNE
Es geschah im Sommer nach unserem ersten Jahr an der Highschool, als ich mit Mom nach Frankreich fuhr. Sie zogen gerade um. Ich war zu Besuch.
Noah und ich hatten ein »ernsthaftes Gespräch« gehabt, bevor ich gefahren war. Wir wollten uns nicht trennen, aber wir waren uns einig, dass es nicht das Ende der Welt wäre,
sollte im Laufe des Sommers etwas passieren. Zu dem Zeitpunkt schien diese Abmachung sehr sinnvoll. Zumindest galt das für mich. Noah und ich waren noch nicht mal acht Monate zusammen, und ich wollte für zwei Monate nach Europa und ging stark davon aus, dass es da ein paar niedliche europäische Jungs geben würde, mit denen ich flirten könnte. Ich war auf Abenteuer aus. Da wir erst fünfzehn waren, schien es mir einfach dämlich, sich den ganzen Sommer über festzulegen. Wir wären hinterher bloß sauer aufeinander und so weiter und so weiter.
Bei meinem Vorschlag, dass wir eventuell auch was mit anderen anfangen könnten, war ich ganz klar davon ausgegangen, dass ich diejenige sein würde, die was mit anderen Jungs haben würde. Und nicht er mit anderen Mädchen. Und schon gar nicht mit einer, mit der wir zur Schule gingen.
Ich hatte ja nicht vorgehabt, ihn so zu vermissen, wie ich es dann letztendlich doch tat.
Ich hatte echt gedacht: Frankreich! Romantik! Schokolade! Französische Jungs, die mich auf dem Eiffelturm küssen würden! Ich hatte nicht erwartet, mich so fehl am Platz zu fühlen. Auch nicht, dass die Sprachbarriere so schwierig werden würde. Und nicht, dass meine Mutter – genau wie mein Bruder – so beschäftigt sein würden damit, sich in ihrem neuen Leben einzurichten, dass sie keine Zeit für mich hatten. Ich hatte nicht erwartet, dass sich die Telefonate und die E-Mails an Noah anfühlen würden wie ein Rettungsanker. Da wir jeden Abend miteinander sprachen, ging ich davon aus, dass er zu Hause Däumchen drehte und auf mich wartete, dass er ebenso einsam war wie ich. Im Nachhinein gesehen hatte ich immer mit ihm gesprochen, ehe ich ins Bett
ging, da war es bei ihm gerade mal fünf Uhr nachmittags. Aber nicht ein einziges Mal während unserer Telefonate hatte er mir gesagt: »Ach, übrigens, du errätst nie, wo meine Zunge gerade eben war! In Corinnes Mund!«
Wir hatten bereits Pläne geschmiedet für den Abend, an dem ich zu Hause ankäme.
Während ich weg gewesen war, hatte Penny indessen die ganzen Sachen ausgepackt, die ich bei meiner Mom gehabt hatte. Meine Klamotten. Meine Bücher. Meinen Stiftehalter aus Keramik. Alles war jetzt fein säuberlich aufgeräumt in den Schränken von meinem Dad und Penny. Ich saß auf dem Himmelbett, das Penny für mich ausgesucht hatte, als sie hier eingezogen waren, und sah mich in dem Zimmer um. Ich fühlte mich gleichzeitig am falschen Ort und doch hatte es etwas Tröstliches. Dann sprang ich unter die Dusche und machte mich fertig.
Als Noah mit seinem Fahrrad bei uns in die Einfahrt bog, rannte ich raus und küsste ihn, noch bevor er absteigen konnte.
Wir trafen uns mit unseren Freunden am Compo Beach. Corinne war auch da. Ich war völlig ahnungslos. Ich verhielt mich total nett und lieb und hatte irgendwie ein triumphierendes Gefühl, weil ich gerade von meinem super Glamourtrip nach Frankreich zurückkam. Und was habt ihr gemacht? Seid ihr im Einkaufszentrum rumgehangen? Wie originell. So ungefähr dachte ich. Die Frisur frisch in Paris gestylt, hatte ich mein Haar zurückgeworfen und meine strahlende Haut für sich selbst sprechen lassen. Ich hatte zwar nicht gerade eine heiße französische Affäre vorzuweisen, aber ich hatte es geschafft, aus Frankreich zurückzukommen und total super
auszusehen. Denn während meine Mutter und mein Bruder sich ihr neues Leben einrichteten, war ich im Garten hinter dem Haus gesessen und hatte mich in der Sonne
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