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Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten

Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten

Titel: Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mlynowski
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gerekelt oder war durch die Gegend spaziert. Meine Haut war schön gebräunt, ich hatte eine neue Frisur, meine Figur war perfekt, obwohl ich Unmengen von Baguette und Brie gegessen hatte. Französinnen werden nämlich nicht dick, wisst ihr? Ich war am Compo Beach herumstolziert wie eine Idiotin.
    Genau das musste Corinne damals gedacht haben – dass ich eine ahnungslose Idiotin war. Sie leckte sich ständig über die Lippen und spielte mit ihrem Haar herum, und ich fragte mich die ganze Zeit bloß, was mit der wohl los war.
    Später, bei uns auf der Veranda, hatte ich zu Noah gesagt: »Ich hatte in Frankreich mit niemandem was. Nur dass du das weißt.«
    Ich wartete nun darauf, dass er sagte: »Klar, ich auch nicht – ich bin total verrückt nach dir!« Ein schlichtes »ich auch nicht« hätte mir ja schon gereicht.
    Stattdessen schaute er runter auf seine Turnschuhe und wurde rot, dann knetete er nervös die Finger. Und da wusste ich es. Ich wusste auch gleich, wer es war. Es machte mich fast mehr wütend, dass er es mir nicht gleich gesagt hatte – dass er mich so total ahnungslos durch die Gegend laufen ließ –, das war im Grunde schlimmer als das, was passiert war. Fast.
    Also bitte! Er war danebengestanden, als ich Corinne gefragt hatte, wie ihr Sommer war! Sie hatte einen unglaublichen Sommer gehabt. Weil sie nämlich was mit meinem Freund angefangen hatte!
    Tränen waren mir über die Wangen gelaufen, als er mir die ganze Geschichte erzählte.

    »Jetzt bringst du mich zum Heulen«, meinte er, und seine Augen füllten sich mit Tränen.
    »Gut so!«
    »Tut mir leid«, sagte er. »Ich bin ein Vollidiot! Ich bin nur einfach davon ausgegangen, dass du mit diesen französischen Flachpfeifen was anfangen würdest ... und Corinne war nun mal da ... Scheiße. Tut mir echt leid.«
    »Im Ernst?«, fragte ich. Ich fühlte mich, als würde meine Welt kopfstehen, als wäre alles, woran ich je geglaubt hatte, worauf ich vertraut hatte, plötzlich über den Haufen geworfen, und das nicht zum ersten Mal. »Hättest du es mir je erzählt, wenn ich nicht davon angefangen hätte?«
    »Bestimmt!«, versicherte er mir und sah wieder auf seine Schuhe. »Ich wollte es dir ja sagen.«
    »Wann, heute Abend?«
    »Ja ... vielleicht ...«
    »Vielleicht?«
    »Ich bin doch einfach nur so glücklich, dass du wieder da bist.«
    »Wie auch immer. Wahrscheinlich fährst du anschließend gleich zu ihr nach Hause.«
    »Nein, natürlich nicht! April ... du warst doch diejenige, die meinte, wir sollten ruhig auch was mit anderen anfangen!«
    Ich wollte noch mehr Details aus ihm rausquetschen. Zu dem Zeitpunkt schien mir das das Richtige.
    Was genau habt ihr gemacht? (Nur geküsst.) Du bist ihr nicht unter die Bluse gegangen? (Ein bisschen, aber nicht viel.) Ein bisschen reichte auch schon. Ging es auch unter die Gürtellinie? (Nein, nein, überhaupt nicht.) Warum sollte
ich dir das glauben? (Ich würde dich nicht belügen.) Wie oft ist es genau passiert? (Nicht oft.) Wie oft genau? (Zwei, vielleicht drei Mal. Vier höchstens.) Wo ist es passiert? Bei dir zu Hause? (Am Strand.) Compo Beach? Wo wir gerade waren? (Ja.) Jedes Mal? (Meistens.) Also nicht immer. Wo noch? Bei dir daheim? (Nein. Nie. Bei ihr zu Hause.) Du warst bei ihr daheim? In ihrem Zimmer? (Im Wohnzimmer.) Wie, hast du etwa ihre Familie kennengelernt, oder was? (Nur ein Mal.)
    Schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen herum. Mein Herz tat weh. Ich sank und sank und sank, tiefer und tiefer.
    Ich bin seitdem nicht wieder nach Frankreich gefahren. Klar würde ich irgendwann wieder hinfliegen müssen. Meine Mom und Matthew lebten schließlich dort. Und ich würde sie besuchen. Bald. Es lag nicht allein daran, dass ich Noah nicht unbeaufsichtigt lassen wollte, ich schwör’s. Mein Bruder hatte Weihnachten hier in Westport verbracht, deshalb hatte ich keinen Sinn darin gesehen, dorthin zu fliegen. Und meine Mom und mein Bruder waren mich erst letzten Sommer besuchen gekommen. Sie wollten, dass ich sie diesen Sommer besuchte. Meine Mutter erwartete von mir, dass ich diesen Sommer kam.
    Und vielleicht würde ich es auch tun. Ich war mir nicht sicher. Ich hatte ganz schön viel an der Backe. Ihr wisst schon.
    Und es war ja nicht so, als würde ich Noah nicht vertrauen. Denn das tat ich.
    Als wir anfingen, miteinander auszugehen, da hab ich ihn gefragt, ob er jemals jemanden betrügen würde.
    »Das würde ich nie tun«, sagte er. »Und du?«
    »Niemals«, hatte ich ihm erklärt.

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