Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten
Nie würde ich das jemals tun.
DIE DIABOLISCHEN ZWILLINGE
Wir haben an unserem ersten Tag im Winterhalbjahr zwar nicht die Schule geschwänzt, aber wir waren extrem spät dran.
Warum, wollt ihr wissen?
Weil – wie sich herausstellte – es einen Unterschied gibt zwischen dem Handspülmittel und dem Spülmaschinenflüssigreiniger von Seventh Generation. Wenn man sich die beiden Flaschen so ansieht, könnte man keinen Unterschied feststellen. Sind beide weiß. Auf beiden Flaschen ist eine grün-blaue Fotografie von einer Wiese und Himmel zu sehen. Für den oberflächlichen Betrachter (wie ich einer bin) würden sie wohl aussehen wie eineiige Zwillinge. Die Sorte eineiige Zwillinge, die sich auch noch haargenau gleich anziehen, nur um den Leuten eins auszuwischen.
Vor dem Spülmittelfiasko nahm ich mir ausgiebig Zeit, um mich für die Schule fertig zu machen. Ich war schon im Morgengrauen aufgewacht. Zum Teil lag das daran, dass die Fenster im Keller zwar einen Sichtschutz hatten, aber man konnte nicht richtig verdunkeln, und zum Teil lag es auch daran, dass alles noch so neu war – neues Haus! Neues
Bett! Neue Decke! –, und dann noch zum Teil, weil Vi über mir herumtrampelte, und zum Teil, weil ich zu den Freaks gehöre, die am ersten Schultag total aufgeregt sind.
Ich hatte mir sogar schon ein Outfit für das Ereignis auf meinem Schreibtisch zurechtgelegt – einen von Vis tief ausgeschnittenen grauen Pullis, ihren Kristallanhänger, der an einem schwarzen Wildlederband hing, und meine Lieblingsjeans.
Vi lief oben immer noch in Sportklamotten rum und räumte gerade eine Schüssel in die Spülmaschine. »Guten Morgen!«, rief sie. »Stellst du den Geschirrspüler an, wenn du fertig bist?«
»Klar«, meinte ich. »Hast du heut schon trainiert?«
»Ja, mit diesen HardCore3000-DVDs. Hast du die schon mal ausprobiert? Unglaublich. Solltest morgen früh mal mitmachen.«
»Ähm ... vielleicht.« Ich hockte lieber faul auf meinem Arsch, solange die Fußballsaison nicht angefangen hatte. Aber möglicherweise inspirierte mich Vi mit ihrem sportlichen Elan ja ein wenig. Oder auch nicht. »Gibt’s irgendwas zum Frühstück?«
»Nicht viel«, entgegnete sie. »Im Gefrierschrank ist noch ein bisschen Zimt-Rosinen-Brot. Wir müssen nach der Schule dringend einkaufen gehen.«
Wir hatten am Tag davor schon vorgehabt, einkaufen zu gehen, aber es hatte den ganzen Tag geschneit. Na ja, und außerdem waren wir viel zu verkatert gewesen, um aus dem Haus zu gehen. Nicht verkatert im Sinne von schlecht – nur müde und glücklich. Wir hatten echt einen Riesenspaß gehabt am Samstagabend. Klar, mit Noah war es ein wenig
seltsam – weil er diverse Leute nach Hause fuhr, hatten wir keine Minute für uns gehabt. Aber dafür hätten wir ja bald noch genug Zeit.
»Sollen wir uns um fünf wieder hier treffen und dann zusammen los?«, erkundigte sie sich. »Ich hab noch ein Issue -Treffen nach der Schule, sonst hätten wir auch in einem Auto zur Schule fahren können.«
»Klar, dann treffen wir uns hier.« Der Issue war unsere Schülerzeitung. Jeden Monat suchten sie sich da ein anderes Thema aus, und sämtliche Artikel mussten sich dann darum drehen. Letztes Halbjahr hatten sie Familie, Sport, Gesundheit und Ferien. »Und, was sind eure nächsten Themen?«
»Im Januar gibt es keine Ausgabe, aber im Februar haben wir Mobbing als Thema, und ich glaub, im März wird es Sex sein«, erklärte sie. Dann verschwand sie ins Bad.
Sex? Ich schätze, dann taugte ich wohl nicht gerade für die Titelstory.
Nachdem ich gegessen hatte, räumte ich meinen Teller in die Spülmaschine und sah mir die Sache an. Ich hatte noch nie in meinem Leben eine Geschirrspülmaschine bedient . Das hatte immer meine Mom gemacht, und danach Penny oder mein Dad. Ich war eher so diejenige, die sie dann hinterher ausräumte.
Aber das konnte ja wohl nicht so schwer sein?
Erst mal das Spülmittel. Vermutlich steht das unter dem Spülbecken. Ja! Spülmittel von Seventh Generation! Ich holte den weißen Behälter raus, gab einen Spritzer davon in die offen stehende quadratische Klappe, machte die Tür zu und drückte auf die Starttaste. Das war’s dann. Ich machte mich wieder auf den Weg nach unten, wo ich mir die
Zähne putzte, Make-up auflegte und mir die Autoschlüssel schnappte.
Und dann ...
Als ich nach oben kam, kroch Vi auf allen vieren mit einem Geschirrtuch auf dem Küchenboden herum, inmitten einer Flut von weißen, schaumigen
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