Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten
ich mindestens genauso nervös war?«
»Nö.«
»Ich hab fünf verschiedene Sorten Kondome gekauft, weil ich Angst hatte, die falschen zu erwischen.«
»Du dachtest, die, die im Dunkeln leuchten, könnten die richtigen sein?«
»Es war ja Nacht!«
Ich kicherte, dann meinte ich: »Ich will mich nur hundertprozentig bereit fühlen. Fühlst du dich denn zu hundert Prozent bereit?«
»Jep.«
»Sind Jungs denn immer zu hundert Prozent bereit dafür?«
»Wenn das Mädchen du bist und ich der Junge, dann ... jep.«
»Ich bin so ungefähr zu neunundneunzig Prozent bereit.«
»Und wie schaffen wir bei dir die hundert Prozent? Keine Sorge, ich will dich nicht unter Druck setzen. Ich frag mich nur. Rein hypothetisch.«
»Mhm. Ich glaube, damit ich auf hundert komme, muss ich es richtig planen. Eine Art Countdown. Ich muss wissen, dass es passiert.«
»Musst wohl deinen Gaumen erst darauf einstellen.«
»Genau.«
»Und dann weiterplanen.«
»Wie wär’s denn mit den Weihnachtsferien?«
»Abgemacht«, sagte er.
»Abgemacht«, wiederholte ich. Doch dann wurde ich nervös. Körperlich war ich ja bereit. Wenn wir zusammen waren, wollte ich Sex haben. Aber was bedeutete es überhaupt, es zu tun? Würde ich ihn hinterher noch mehr lieben? Würde es dann noch mehr wehtun, wenn wir – falls wir – uns je trennten? Würde der Sex uns verändern?
Musste er ja.
Aber war ich bereit für diese Veränderung?
GEPLANTE NICHT-ELTERNSCHAFT
Ich hatte irgendwie erwartet, dass da alles weiß sein würde. Und steril. Vielleicht ein bisschen wie in einem Apple Store, nur weniger cool. Außerdem war ich davon ausgegangen, dass da lauter nervöse Teenies mit ihren Müttern rumsitzen würden. Aber es handelte sich einfach um eine stinknormale Arztpraxis mit beigefarbigem Teppich, abgewetzten Stühlen, alten Magazinen und Gemälden von Stränden in Connecticut an der Wand. Wir hatten die Wahl: Entweder verwendeten wir unsere Versicherungskarte, oder wir zahlten cash. Aber dafür würde ich auf keinen Fall die Versicherung von meinem Dad nutzen. Nein, vielen Dank auch. Also cash. Keine belastenden Unterlagen. Wenigstens hingen die Kosten vom Lohn ab. Ich überlegte, wie viel ich im Jahr »verdiente«, und kam zu dem Schluss, dass ich nicht viel würde zahlen müssen.
»Warst du schon jemals in einer solchen Beratungsstelle?« , fragte Vi mich. Wir saßen nebeneinander im Wartezimmer. Ich hatte soeben meinen Antrag abgegeben, hatte
den Stift allerdings behalten, damit meine Hände irgendwie beschäftigt waren.
»Nein, und du?«
»Ein Mal.«
»Warum denn?«
»Das Kondom von einer Freundin war gerissen. Nicht ihr Kondom. Sondern das von dem Typen, mit dem sie zusammen war. Wir sind also hierher, um ihr die Pille danach zu besorgen. Sie hat sich ganz schön dämlich gefühlt dabei, hat voll Panik geschoben. Wenigstens hat sie es mitgekriegt, dass das Kondom gerissen ist. Was, wenn sie das nicht mal bemerkt hätte und dann schwanger geworden wäre?«
»Hätte sie es denn abtreiben lassen?«
»Keine Ahnung. Schon möglich.«
Ich sah mich in dem Wartezimmer um. Da war noch ein Mädchen mit ihrer Mom; sie sah ein wenig älter aus als wir, und ich fragte mich, ob sie vielleicht genau aus dem Grund hier war. Aber wäre sie mit ihrer Mom hergekommen, wenn es wirklich so wäre? »Würdest du es tun? Wenn du jetzt schwanger werden würdest?«
»Ja«, sagte sie. »Ganz bestimmt.«
Ich versuchte zu verbergen, dass mich das irritierte, doch offensichtlich gelang mir das nicht ganz so gut.
»Meine Mom war dreiundzwanzig«, erklärte Vi. »Nicht siebzehn. Und meine Mutter hatte noch Oma, die ihr helfen konnte. Aber wer würde mir helfen?« Sie machte eine Pause. »Was würdest du tun?«
Bei dem Gedanken wurde ich ganz depri. »Keine Ahnung«, sagte ich. Und die hatte ich echt nicht.
»Wenn du ein Kind kriegst, werf ich dich aber hochkant raus. Mit Babys kann ich nicht.«
Ich schüttelte die düstere Stimmung ab. »Hallo, ich plane ja gar nicht, schwanger zu werden. Deswegen bin ich ja hier.«
»Ich auch. Aus dem Grund werd ich die Pille nehmen und Kondome benutzen. Liam wird nicht der Vater meines Kindes sein.«
»Und Noah auch nicht«, sagte ich. Trotz der ganzen mentalen Vorbereitungen auf das mit dem Sex hatte ich noch kein einziges Mal darüber nachgedacht, was ich tun würde, wenn ich tatsächlich schwanger würde. In meiner Vorstellung hatten der Verlust meiner Jungfräulichkeit und eine Schwangerschaft rein gar nichts
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