Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten
»Betrachte es als meinen Beitrag zur Miete.«
DAS ERSTE MAL, DASS NOAH UND ICH FAST SEX HATTEN
Es war vor vier Monaten, zu Beginn des dritten Jahres an der Highschool. Noahs Eltern waren verreist, seine Schwester war im Kino, und sein Bruder hörte in seinem Zimmer Musik. Ich hatte meinen Eltern erzählt, ich wäre bei Marissa.
Wir hatten uns die Bäuche mit Essen vom Chinesen vollgeschlagen. Noah hatte zu viel bestellt, wie immer. Er hatte jedes Mal viel zu große Augen. Bei uns blieb garantiert immer was übrig. Wir hatten Joggingklamotten an und sahen uns in seinem Zimmer im Untergeschoss eine verrückte Sexszene aus Vampire Nights an. Noah war schon ganz unruhig. Er wurde immer hibbelig, wenn er sich etwas länger als eine halbe Stunde ansehen musste.
Vampire Nights war total scharf. »Vielleicht sollten wir es auch tun«, sagte ich, und ich war mir nicht ganz sicher, ob ich es wirklich so meinte oder nicht.
Und er entgegnete: »Jetzt gleich?«
Und ich wurde rot und sagte: »Klar!«
»Okay!«, rief er und schnellte vom Sofa hoch, als wäre es ein Trampolin. »Hast du was dabei?«, fragte er.
Ich schüttelte den Kopf.
»Ich hab auch nichts. Komm, wir gehen in den Laden.« Ehe ich auch nur einmal blinzeln konnte, hatte er sich schon einen Schirm geschnappt, die Schuhe angezogen und die Tür zur Garage geöffnet.
Doch die Vorstellung, mich anziehen und in den Regen raus zu müssen, ließ mich die Sache noch einmal überdenken. »Ach, lieber nicht. Ist viel zu nass da draußen.«
»Was? Quatsch!« Er wirkte enttäuscht. »Dann geh ich eben allein!«, fuhr er fort und war schon fast zur Tür raus. »Du brauchst überhaupt nichts zu machen!«
»Okay«, hatte ich erwidert und mich zurück aufs Sofa sinken lassen.
Ich schätze, jeder in der Nachbarschaft muss damals die Reifen quietschen gehört haben.
Wir waren schon fast seit zwei Jahren zusammen. Wir hatten beschlossen, mindestens bis zum dritten Highschooljahr zu warten – im zweiten Jahr schon Sex zu haben, schien uns irgendwie zu früh, während wir es im dritten Jahr für akzeptabel hielten. Und jetzt war es also so weit. Ich wusste, dass er nur darauf gewartet hatte, dass ich es endlich ansprach ... sobald ich mich dazu bereit fühlte.
Vielleicht war es ein Fehler gewesen, so spontan zu sein. Das erste Mal Sex sollte gut geplant sein. Wohl durchdacht. Man sollte sich nicht einfach so ins Vergnügen stürzen, als wäre es ein Swimmingpool.
Bis Noah endlich wieder zurück war, hatte sich bei mir ein nervöser, pochender Kopfschmerz eingestellt. War ich wirklich dazu bereit? Oder lag es nur an Vampire Nights ? Die Serie brachte mich ja auch dazu, ein Vampir sein zu wollen, was nicht unbedingt bedeutete, dass das eine so gute Idee war. Würden es hinterher alle wissen? Und roch mein Atem nach Hühnchen à la General Tso?
»Bitte hass mich jetzt nicht«, meinte ich.
Er sah mich an. Nicht wütend, aber definitiv enttäuscht. Er ließ eine Plastiktüte vom Walgreens auf den Parkettboden fallen und streifte die Stiefel von den Füßen. »Hey, schon gut. Was immer du willst.«
»Ich fühl mich nicht so gut.« Und im nächsten Moment fing der Raum an, sich zu drehen. Ich setzte mich auf den Teppich und senkte den Kopf auf die Knie. »Ich glaub, ich werde ohnmächtig.«
Er setzte sich neben mich und legte mir den Arm in den Nacken. »Oje«, murmelte er. »Liegt es am Glutamat im Essen? Vielleicht hätten wir lieber was bei Bertucci’s bestellen sollen.«
Schließlich fuhr er mich nach Hause. Als wir sein Zimmer verließen, warf ich noch einen kurzen, verstohlenen Blick in die Walgreens-Tüte und sah, dass er fünf Packungen Kondome gekauft hatte, lauter unterschiedliche Sorten: mit Gleitmittel, ohne Gleitmittel, welche, die nicht aus Latex waren, solche mit Noppen (für noch mehr Spaß im Bett), solche, die im Dunkeln leuchteten. In jeder Packung zwei. Zehn insgesamt also.
»Viel zu große Augen, wie immer«, neckte ich ihn.
Er lachte. »Ich hab vor, die alle zu benutzen. Wann immer du dazu bereit bist.«
VON DER ECHTEN SUZANNE AN DEN FALSCHEN JAKE
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AUCH EINEN SCHÖNEN GUTEN MORGEN
»Heute ist der Tag!«, erklärte Vi, als sie die Tür zu meinem Zimmer aufriss. Wir wohnten nun seit zwei Wochen zusammen, und auch wenn ich bereits gelernt hatte, wie man eine Glühbirne auswechselt und wie man die Spülmaschine bedient, ohne für eine Überschwemmung zu sorgen, musste Vi noch kapieren, dass ich nicht gern früh aufstand. Sie
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