Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten
neue Stiefel und drei neue Pullis. Jetzt stand ich im Victoria’s Secret in einer Umkleidekabine hinten im Laden, in einem schwarzen Babydoll aus Spitze.
»Und, wie sieht es aus?«, rief Vi aus der Umkleide nebenan.
Oh. Mein. Gott. Meine Titten quollen ja oben raus, und durch die Spitze war wirklich alles zu sehen. »Wie ein Pornostar«, gab ich kichernd zurück.
»Lass mich mal sehen!«
»Mein halber Hintern hängt raus!«
Sie kam aus ihrer Kabine gesprungen und zog an meiner den Vorhang auf. Sie trug einen roten Seidenteddy, den man vorne zuband. »Verdammt, du hast recht. Siehst echt aus wie ein Pornostar!«
Ich posierte wie ein Pin-up und haute mir selbst auf den Hintern, was echt dämlich aussah, weil er ja in dem schwarzen Babydoll steckte, und darunter trug ich noch meine eigene pinkfarbene Baumwollunterhose. »Ich hab eigentlich noch nie einen Porno gesehen.«
Vi glotzte mich mit großen Augen an, als wollte sie sagen: »Du süßes, unschuldiges kleines Ding du.« Dann aber meinte sie: »Die sind total erniedrigend. Aber irgendwie auch ganz lehrreich.«
»Sieh dich mal an«, sagte ich und deutete auf ihr rotes Seidenteil.
»Es ist schrecklich. Ich fühl mich wie ein Weihnachtsgeschenk. Ich will Dessous, die Macht ausstrahlen, nicht solche, die danach verlangen, dass man mich auspackt.«
Ich dachte an meine Mutter und prustete los. »Meine Mom hat es immer wie Des-süß ausgesprochen. Sie hat das mit der Aussprache nicht so gut drauf.«
»Na, gut, dass sie nach Frankreich gezogen ist.«
»Und Kondome nennt sie Präservateure.«
»Ha.«
Ich zog den Vorhang wieder zu, befreite mich aus dem
Babydoll und schlüpfte wieder in Jeans und Shirt. Dann stellte ich mich vor Vis Kabine. »Weißt du was, ich war schon mal genau hier in diesem Laden ... mit meiner Mutter.«
»Ist nicht wahr!«
»Doch. Sie hat mich gebeten, mit meinem Bruder draußen zu warten, aber ... uns wurde irgendwann langweilig.«
Vi riss den Vorhang auf. »Sag mir jetzt bitte, dass sie sich einen Flanellschlafanzug gekauft hat.«
»Au contraire.« Ich hielt eine Packung schwarze Overknee-Strümpfe hoch, die die Leute vom Laden praktischerweise direkt bei den Umkleiden aufgestellt hatten. »Die hat sie auf eine Reise nach Cancun mitgenommen.«
»Uah. Hat sie sie angezogen?«
»Na klar, logo hat sie das«, meinte ich und legte die Strümpfe wieder zurück.
»Ist schon echt krank, dass du so was weißt. Was auch krank ist, ich könnte dir genau schildern, wie sich die Blasenentzündungen meiner Mutter bemerkbar machen.«
Ich schüttelte mich, zum Zeichen, dass ich das echt eklig fand. »Widerlich. Ich zahl jetzt, dann muss ich mich mal bei Noah melden.«
»Du musst dich bei ihm melden? Genau aus diesem Grund möchte ich keinen Freund haben.«
»Ich ruf ihn an. Du weißt genau, was ich meine. Er wundert sich bestimmt langsam, wo ich stecke.«
»Er muss ja total begeistert sein, dass du jetzt die Pille nimmst.«
Eigentlich hatte ich es ihm noch nicht mal gesagt. Ich wollte warten, bis alles fix war. Ich hatte eigentlich vorgehabt, ihm dieses Wochenende davon zu erzählen, wenn wir
gemütlich bei mir im Keller rumhingen. Endlich. Er war noch kein einziges Mal mit mir da unten gewesen. Jeden Tag nach der Schule hatte er Training oder ein Spiel oder er musste Hausaufgaben erledigen, oder es ging um irgendwas mit der Familie. Wir waren mit anderen Leuten rumgehangen, ich hatte ihn bei den Heimspielen angefeuert, aber so richtig Zeit für uns hatten wir nicht gehabt.
»Ach, übrigens«, würde ich sagen, wenn wir dann endlich nebeneinander auf meinem Futon lägen. »Ich hab angefangen, die Pille zu nehmen. In einem Monat ist es dann sicher.« Ich würde das ganz locker nebenbei erwähnen, mich voll lässig geben, und dann würde er mich anlächeln. Sein Gesicht würde strahlen vor Freude. Er würde sich geliebt fühlen, ich würde mich geliebt fühlen, dann würde er mich an sich ziehen und küssen. In meinem Kopf sah das alles gar nicht jugendfrei aus. Er würde mich ganz fest umarmen und mir sagen, dass er es gar nicht erwarten könne, bis der Monat rum war. Vielleicht würden wir uns sogar beide irgendeine witzige Countdown-App auf unsere Handys laden. Wir würden uns beide total drauf freuen.
Aber so wie die Dinge derzeit liefen ... kam er in den nächsten Wochen vielleicht gar nicht mal bei mir im Keller vorbei. Vielleicht sollte ich es ihm einfach sagen.
»Rate mal, wo ich bin?«, sagte ich, als er ranging.
»Keine
Weitere Kostenlose Bücher