Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten
flüsterst du? Bist du wieder zu deinem Dad gezogen?«
»Klar, genau. Moment.« Ich stemmte mich hoch und marschierte in Richtung von Vis Bad, weg vom Fernseher. »Hi«, sagte ich, jetzt lauter.
»Bist du im Bett?«, fragte er. Die Uhr zeigte sechs nach zwölf an. Mir war gar nicht bewusst gewesen, dass es schon so spät war.
»Nein, wir gucken Vampire Nights. «
»Du und Vi?«
»Ja«, sagte ich. Wie ein Blitz durchzuckte mich das Schuldgefühl. »Mit Dean und seinem Bruder.«
»Hudson.«
»Genau.«
»Okay«, sagte er in schneidendem Ton. »Dann gehst du also noch nicht ins Bett?«
»Ähm ... nicht gleich. Vielleicht in einer Viertelstunde?« Ich wollte nicht, dass der Abend schon zu Ende war. Ich hatte gerade richtig Spaß. Aber ich konnte meinem Freund ja schlecht erzählen, dass ich viel lieber aufblieb und mit zwei anderen Jungs fernsah.
Als ich auflegte, lief Vi an mir vorbei. Sie sah ein wenig blass aus.
»Alles okay mit dir?«, fragte ich.
»Ich fühl mich nicht so toll«, meinte sie. »Hab wohl zu viele Tacos erwischt. Jungs!«, rief sie. »Zeit, dass ihr nach Hause geht.«
Noah wäre jetzt höchst zufrieden gewesen.
»Wir haben ja bloß zwei Episoden geschafft«, maulte Dean. »Ihr beiden seid die schlechtesten Fernsehmarathonveranstalter aller Zeiten.«
»Das nächste Mal gucken wir mehr«, versprach ich. Ich sah hoch und bemerkte, wie Hudson mich beobachtete.
»Das nächste Mal«, wiederholte Hudson.
Vi machte sich über die Sauerei in der Küche her. »Ich räume das Geschirr in die Maschine, du machst den Tisch sauber«, wies sie mich an.
Ich schätze, dann konnte ich Noah wohl nicht gleich zurückrufen.
GUTE-NACHT-KÜSSE
Zwanzig Minuten später lag ich im Bett, das Handy ans Ohr gepresst. Noahs Telefon klingelte. Und klingelte. Und klingelte. Donut kuschelte sich an meinen Bauch.
»Hallo?«, meldete er sich endlich mit belegter Stimme.
»Hi«, sagte ich. »Noch wach?«
»Hmmmm«, sagte er, aber er war es offensichtlich nicht.
»Geh wieder ins Bett«, meinte ich.
»’kay. Ich liebe dich«, murmelte er.
Die Worte wärmten meinen ganzen Körper, auch wenn ich sie schon hundertmal gehört hatte. Nur nicht in letzter Zeit. Und nicht als Erstes von ihm. »Ich dich auch«, sagte ich. »Gute Nacht.«
Ich legte auf und zog Donut an mich. »Keine Sorge, Donut, dich liebe ich auch.«
»Miau«, antwortete das Kätzchen. Sie erwiderte meine Gefühle zweifelsohne.
Rumms. Rumms. Rumms. Rumms.
Was zum Teufel? Ich starrte an die Decke nach oben.
Rumms. Rumms. Rumms. Rumms.
Ich kletterte aus dem Bett und stieg die Treppe hoch, Donut auf dem Arm. Auf der anderen Seite der Tür war eine tiefe männliche Stimme zu hören. Sie kam mir irgendwie bekannt vor.
»Vi?«, rief ich und warf einen vorsichtigen Blick ins Wohnzimmer.
Vi lag in ihrem Trainingszeug auf der Yogamatte und machte Sit-ups. Ihre Trainings-DVD flimmerte über den Fernseher.
»Hey«, sagte sie. »Bin ich zu laut? Ich wollte dich nicht wecken.«
»Schon gut, ich wusste nur nicht, was da los ist.«
»Ich wollte noch kurz trainieren.«
Okay ... wie seltsam. »Mitten in der Nacht?«
Donut miaute. Sie war offensichtlich derselben Meinung.
»Ich bin fast fertig«, meinte Vi und sah geradeaus.
»Gute Nacht«, sagte ich. Ich zog die Tür hinter mir zu und ging zurück ins Bett.
MIAU
»Du wirst ja immer größer!«, sagte ich zu meinem Bruder, als wir uns ein paar Tage später über Skype unterhielten. Er wirkte irgendwie älter ... Seine Schultern sahen breiter aus. Ich spürte einen plötzlichen Anflug von Stolz, war aber zugleich traurig. Er wurde langsam erwachsen, ohne dass ich was davon mitbekam. »Du rasierst dich aber noch nicht, oder?«
Er streckte mir die Zunge raus. »Ich hol Mom. Sie will auch mit dir reden.«
»Aber ich hab doch angerufen, um mich mit dir zu unterhalten«, erklärte ich meinem kleinen Bruder.
»Sprich wenigstens zwei Sekunden mit ihr, dann komm ich wieder.«
»Okay. Aber komm auf jeden Fall noch mal.«
»Hi«, zwitscherte meine Mom. »Du siehst großartig aus! Ich kann gar nicht glauben, dass du wieder eine Katze hast!«
»Du siehst auch gut aus«, sagte ich. »Ziemlich ... blond. Warum kannst du nicht glauben, dass ich eine Katze habe?«
»Katzen machen doch verdammt viel Arbeit!«
»So schlimm ist es auch nicht«, meinte ich. Donut saß gerade bei mir auf dem Bauch. »Außerdem bin ich total verantwortungsbewusst. Sag Hallo, Donut.«
»Miau.«
»Wir werden ja sehen«, gab Mom
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