Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten
zu Vis Zimmer war geschlossen. Wir hatten sie gar nicht nach Hause kommen hören.
An der Tür küssten wir uns zum Abschied. »Fahr vorsichtig«, flüsterte ich. »Ruf an, wenn du daheim bist, ja?«
»Mach ich.«
Ich winkte ihm hinterher, dann schlenderte ich zurück in den Keller. Ich nahm das silberne Schokoladenherz von meinem Dad und Vi, das jetzt auf dem Nachtkästchen lag, wickelte es aus und ließ es mir im Mund zergehen. Ich lag auf dem Kissen, das Noah benutzt hatte, und sog seinen Duft in mir auf. Ich fand die warme Stelle auf meinem Futon, wo wir aneinandergekuschelt gelegen waren. Ich fühlte mich geliebt. Absolut und bedingungslos geliebt. Glücklich schlummerte ich ein.
Mein Handy klingelte.
»Hi«, flüsterte er. »Ich bin zu Hause.«
»Waren deine Eltern noch auf?«
»Schlafen tief und fest.«
»Zum Glück«, meinte ich.
»Gute Nacht«, sagte er. »April, ich ...«
»Ja?«
Seine Stimme klang jetzt tiefer. »Ich liebe dich wirklich.«
»Ich liebe dich auch wirklich«, gab ich zurück, dann legte ich auf. Ich schlief ein, Donut zusammengerollt auf meinem Bauch, das Telefon immer noch in der Hand, und so blieb ich bis zum nächsten Morgen liegen.
IN KONTAKT BLEIBEN
Noah: Hi, Süße
Ich: Hey, Baby
Noah: Denk an dich
Ich: Ich auch an dich. Wo bist du?
Noah: In Mathe
Ich: Kommst du nach der Schule vorbei?
Noah: Ja, gern
HEISSE FEBRUARTAGE
Noah verbrachte die folgenden paar Wochen fast nur noch bei uns. Jetzt da die Basketballsaison vorbei war, hatte er viel freie Zeit. Wir hatten nicht jeden Tag Sex. Aber meistens schon. Wir arbeiteten uns nach und nach durch die vielen Packungen Kondome, die Noah während des Gewitters gekauft hatte.
Es war schön. Nicht nur der Sex, sondern auch das, was danach geschah. Am liebsten war mir immer der Moment, wenn wir aneinandergekuschelt dalagen, seine Brust an meine gedrückt, und ich seinen Herzschlag spürte.
Das Leben war schön. Das mit Noah und mir lief besser denn je.
Vi bandelte mit Dean an.
Ich hatte Geld auf dem Konto.
Ich besaß einen Whirlpool.
Ich hatte ein Auto. Nicht dass ich es sonderlich oft benutzte – Vi fuhr immer lieber mit ihrem eigenen.
Ich zeichnete die Buchstaben I.C.H.L.I.E.B.E.D.I.C.H auf seinen Rücken.
»Ich dich auch«, murmelte Noah.
KOSTENAUFSTELLUNG FÜR DAD
Ausgaben im Februar
Miete
200,00
Einkäufe
200,00
Kosmetik
50,00
Klamotten
50,00
Freizeit
100,00
Verschiedenes
400,00
Gesamtbetrag
1000,00
VI MACHT EINEN RÜCKZIEHER
Vis Ausgabe des Issue erschien am 4. März.
»Ich versteh das nicht«, sagte ich zu ihr. »Warum ist denn dein Artikel da nicht drin?« Ich stand vor meinem Schließfach und blätterte durch die Seiten. Ich fand einen Artikel über Safer Sex. Einen Artikel über Enthaltsamkeit. Einen Artikel über Teenagerschwangerschaften. Einen Artikel über Geschlechtskrankheiten. Eine Playlist von Liedern, zu denen es sich gut rummachen ließ. Aber wo war Vis »Ich hab’s getan«?
»Ich habe die redaktionelle Entscheidung getroffen, den Artikel rauszulassen«, meinte sie ganz beiläufig.
»Aber ... nach allem, was du dafür getan hast? Du hast dich doch so darauf gefreut, den Artikel zu schreiben!«
Sie machte den Mund auf, um etwas zu sagen, aber ihr Gesichtsausdruck verdüsterte sich. »Ich konnte es nicht.«
Häh? »Warum nicht?«
»Keine Ahnung! Ich hab’s versucht. Wieder und wieder. Aber ich hab nichts zu Papier gebracht.« Sie ließ ihre Faust auf die Tür meines Spinds niederfahren. »Was ist nur los mit mir?«
Ich lachte. »Du magst ihn also?«
»Tu ich nicht!« Sie seufzte. »Das ist nicht gut. Ich kann doch nicht auf ihn stehen.«
»Warum denn nicht?«
»Ich bin irgendwie ganz gefühlsduselig geworden! Ich konnte nicht über ihn schreiben. Das kann ich nicht machen, da wird man nur schwach mit so was.«
»Nur weil man jemanden mag, ist man noch lange nicht schwach«, sagte ich.
»Man verliert sich dabei selbst«, meinte sie. »Ich bin der beste Beweis dafür. Nein. Ich muss dieser Geschichte mit Dean ein Ende setzen. Sofort.«
»Vi«, sagte ich, weil ich ihr erklären wollte, dass sie mitnichten als Beweis taugte für irgendeine Art von Schwäche und dass es mir im Herzen wehtat, sie so reden zu hören.
Sie sah sich suchend im Flur um. »Aha. Pinky.«
»Was hast du vor, Vi?«
»Den Glauben an mich wiederfinden«, erklärte sie, und damit eilte sie über den Flur davon.
MEINE ERSTE BEGEGNUNG MIT PINKY
»Warum heißt sie eigentlich Pinky?«, hatte ich Vi damals zu Beginn
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