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Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten

Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten

Titel: Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mlynowski
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musste sie alles aufgeben. Typen sind echt scheiße.«
    »Warum glaubst du, dass die Menschen einander betrügen?« , fragte ich.
    »Weil sie gelangweilt sind? Weil sich ihnen die Gelegenheit bietet? Weil sie selbstsüchtig sind und denken, sie könnten alles kriegen, was sie wollen? Weil sie denken, dass sie nicht erwischt werden?«
    Ich schloss die Augen. Vi, die Ärmste. Ich Ärmste. Ich schlug die Augen wieder auf, als ich Reifen von der Straße her vor unserem Haus quietschen hörte. »Was war das denn?«
    »Ein mieser Autofahrer?«
    Der Wagen fuhr weiter, preschte den Rest der Straße runter und über die Brücke. Und das alles ohne Licht.
    »Was ist nur los mit den Leuten?«, fragte ich und schüttelte den Kopf. »Wer fährt denn ohne Licht durch die Gegend?« Und wer lässt seine schwangere Freundin in einem anderen Land sitzen? Wer verlässt sein eigenes Kind?
    »Allesamt verrückt«, meinte Vi mit einem Seufzen. »Und, was hast du auf Noahs Handy gefunden? Irgendwas Verdächtiges?«
    »Nein«, sagte ich. »Überhaupt nichts.«
    »Gut. Dann hör auf, dir Gedanken zu machen.«
    Ich versuchte, meine Schultern zu entspannen, aber irgendwie wollten sie nicht. Irgendetwas nagte an mir, aber ich war mir nicht sicher, was es war.
    ALS ICH SCHON EINMAL WUSSTE, DASS ETWAS NICHT STIMMTE
    Ich war in der fünften Klasse, als mein Vater eines Abends mit einem Dutzend Rosen nach Hause kam.
    »Sind die für mich?«, hatte ich gefragt. Rosen waren für mich die schönsten Blumen überhaupt. Dornröschen hatte viele Rosen gehabt.
    »Die sind für deine Mutter«, erwiderte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Ich war enttäuscht, aber die Geste hatte mich trotzdem glücklich gemacht. Eines Tages würde ich auch jemanden haben, der mir Rosen mitbrachte. Ich hatte keine Ahnung, warum mein Dad mit Blumen ankam, aber ich nahm an, dass sie sich gestritten hatten. Die Tür zum Zimmer meiner Eltern war in letzter Zeit häufig geschlossen gewesen, und das nicht in der Nacht, für einen guten Zweck.
    »Mom! Mom!«, schrie ich. »Daddy hat dir Blumen mitgebracht! Komm her! Sieh sie dir an!«
    Meine Mutter blieb in der Küche.
    »Mom«, sagte ich. »Komm doch!«
    »Ich bin hier beschäftigt, Liebes«, entgegnete meine Mutter. Ich konnte nicht nachvollziehen, was wichtiger sein könnte als Rosen.
    Schließlich zog mein Dad Schuhe und Mantel aus und ging mit den Blumen in die Küche. Sie waren in rosafarbenes Packpapier eingeschlagen, die Blüten guckten oben heraus.
    »Für dich«, hatte er zu ihr gesagt.
    Meine Mom sah auf. »Danke. Dann geb ich denen wohl besser mal Wasser.«
    »Das kann ich doch machen.«

    Sie seufzte. »Ich mach’s schon. Wir essen um fünf.«
    Er nickte und ging nach oben.
    »Magst du Rosen auch so gern, Mom?«, fragte ich. »Sind das deine Lieblingsblumen?«
    Sie seufzte noch einmal. »Nein, Orchideen«, erwiderte sie, dann riss sie das Papier ab und schnitt die Stiele unter fließendem Wasser ab.
    »Ich mag am liebsten Tulpen«, sagte ich. Mein Dad kam wieder reinmarschiert, und ich wandte mich ihm zu. »Dad, Moms Lieblingsblumen sind Orchideen! Und meine Tulpen. Kannst du die nächstes Mal kaufen?«
    Sein Gesicht wurde lang.
    »Rosen sind mir meine zweitliebsten«, erklärte ich.
    Irgendwie hatte ich ein komisches Gefühl im Bauch, wie bevor man Fieber bekommt.
    IMMER NOCH BESORGT
    Dieses nagende Gefühl, dass irgendwas nicht stimmte, hielt sich auch, während ich mich nach dem Bad im Whirlpool duschte. Und dann weiter, als ich die Hausaufgaben machte. Und während meines abendlichen Telefonats mit Noah. Und dann, als ich versuchte einzuschlafen. Irgendwas stimmte nicht. Aber was? Fühlte ich mich schuldig? Vielleicht. Am besten wäre es wohl, Noah zu gestehen, dass ich in seinem Handy rumgeschnüffelt hatte, aber ich war eh überzeugt, dass ich das nicht tun würde. War ich immer noch misstrauisch? Möglich. Hatte meine Mom meine Fähigkeit, anderen zu vertrauen, ein für alle Mal ruiniert? Auch möglich. Es war
so still. Ich starrte an die Decke. Ich drehte mich auf den Rücken. Dann wieder auf den Bauch. Ich richtete mich im Bett auf. Das war’s.
    Es war einfach zu still. Wo steckte Donut?
    »Donut?«, rief ich. Ich trippelte die Treppe hoch. »Donut?«, rief ich erneut.
    Donut verbrachte die Nächte immer bei mir im Keller. Seit dem Valentinstag hatte sie sich angewöhnt, bei mir im Bett zu schlafen. Vielleicht ist sie ja oben eingenickt?
    »Donut? Komm her, Donut. Donut, wo steckst du?«
    Die Treppe

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