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Zehn (German Edition)

Zehn (German Edition)

Titel: Zehn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Potente
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»There you are!« Er reichte ihr das Bier. Sein Kopf fühlte sich leicht an.  
    So langsam taute das Publikum auf. Einige Leute bewegten sich jetzt leicht zur Musik oder traten von einem Fuß auf den anderen.  
    Ingeborga nahm seine Hand und schwang sie zur Musik. Er stand einfach nur da.  
    »Let’s dance!« Sie zog ihn an sich, drehte ihre Hüften wie eine Sambatänzerin, stieß ihn leicht von sich, ohne jedoch seine Hand loszulassen, wirbelte herum, lachte und sah ihn an.  
    Sein Kopf wurde heiß. Er schämte sich. Er hustete und winkte ab. »No, no … sorry. It’s okay!«  
    Sie schien verdutzt. Dann zog sie ihn hinaus, vor die Türen der Konzerthalle.  
    Es war dunkel geworden. Einige Leute standen vor der Tür und rauchten.  
    Die kühle Luft tat gut.  
    Besorgt sah sie ihn an: »Are you okay? Your face is really flushed!«  
    Verkrampft starrte er in die Luft.  
    Ingeborga rieb ihm sanft die Schulter. »Sit down, come on.«  
    Sie setzten sich auf eine Bank. Er konnte sie nicht ansehen, diese Samuraifrau, die nie aufhörte zu glühen.  
    Ernst sah sie ihn an, abwartend.  
    Er fasste sich ein Herz: »I have a low tolerance for alcohol. Japanese people have a low tolerance for alcohol. I am sorry.« Dann deutete er nickend eine Verbeugung an.  
    Sie lächelte ihn freundlich an: »Don’t be silly. You don’t have to apologize! That’s okay. We had some fun, right?«  
    Er nickte nur.  
    Er hustete beschämt.  
    Dann versuchte er das Thema zu wechseln: »So, how do you like your work?«  
    Ingeborga lächelte: »It’s nice. I try my best. I just don’t understand anything!«  
    Nun fühlte er sich etwas besser. Langsam entspannte er sich.  
    Sie sprachen über Schweden, dann über Ikuko und ihren Mann. Der Abend geriet wieder in geregeltere Bahnen.  
    Doch irgendwann verebbte ihr Gespräch. Still saßen sie nebeneinander. Es war kühl, und er überlegte, ob er ihr wieder seinen Schal anbieten sollte.  
    Ihr blondes Haar lag üppig auf ihren Schultern, er hätte es gerne berührt.  
    Er atmete tief ein. Dann sah er sie direkt an. Das Mädchen lächelte.  
    Sie schien glücklich und gelöst.  
    Er beugte sich ungelenk vor, legte eine Hand auf ihre Schulter, und als sie ihm ihr Gesicht zudrehte und ihn ansah, küsste er sie einfach.  
    Es war ein seltsamer Kuss, dachte er selbst, während sich ihre Lippen berührten.  
    Als er den Kopf zurückzog, sah sie ihn erstaunt an.  
    Ihre Gesichter waren noch ganz nah.  
    Ihre Augen hielten ihn gefangen, er konnte nicht wegschauen.  
    Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, stockte und atmete hörbar aus.  
    Sie betrachtete ihn. Er hielt einfach still, wartete ab, was passieren würde. Der Moment schien ewig zu dauern. Ein Auto fuhr vorbei.  
    Dann legte sie sanft eine Hand an seine Wange, streichelte sein Gesicht.  
    Ihr Gesicht, ihr Mund kam langsam näher. Ihre Lippen waren jetzt weich und warm.  
    Sanft legte sie ihre Lippen auf seine, öffnete leicht den Mund und berührte mit ihrer Zunge seine Oberlippe.  
    Er hatte das Gefühl, sein Körper löse sich auf, nur sein Mund existierte.  
    Sie saugte sanft an seiner Zunge, und ihre Lippen schienen seine zu umarmen. Ihre Hände streichelten seinen Nacken, fuhren durch sein Haar, strichen immer fester über seinen Oberkörper.  
    Er war erregt. So einen Kuss hatte er noch nie erlebt. Es war gefährlich, das wusste er. Aber in diesem Moment war er völlig verzaubert.  
    Als sie sich von ihm löste, kam es ihm vor, als würde es plötzlich kühler.  
    Er sah in ihr Gesicht, sie lächelte ihn an und sagte etwas. Aber er verstand nichts.  
    Er wollte nicht aufhören.  
    Ingeborga war alles, alles in diesem Augenblick.  
    Sie blickte ihn an. »What does this mean?«, fragte sie.  
    »What?«  
    Sie malte mit dem Zeigefinger einen Kreis um sein Gesicht in die Luft. »Your face, your expressions?«  
    Er verstand nicht.  
    Sie lächelte: »You … you don’t smile? I can’t tell what you are thinking.«  
    Es war in Japan nicht üblich, Emotionen auf dem Gesicht zu tragen. Er versuchte zu lächeln.  
    »Let’s go someplace where we can be alone …« Sie flüsterte fast.  
    Sie zog ihn hoch und ließ seine Hand nicht los.  
    Während der U-Bahn-Fahrt schwiegen sie, wenn die Bahn ruckte, berührten sich ihre Hände.  
    Raum und Zeit hatten sich schon vor langer Zeit aufgelöst.  
    Als er seine Wohnungstür aufschloss, musste er plötzlich an Shinzu denken.  
    Da

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