Zehn (German Edition)
thinking about you. I.«
Sein Herz raste.
Er hatte nicht geträumt. Sie war noch immer da. Sie hatte an ihn gedacht. Ihm wurde heiß vor Glück. Was sollte er ihr antworten?
Als er zwei Stunden später in seine Wohnung kam, war er so müde, dass er es gerade noch schaffte, sich die Schuhe auszuziehen.
Schwer ließ er sich auf sein zerwühltes Bett fallen. Das Kissen roch nach ihr. Seine Müdigkeit hatte ihn für kurze Zeit die Samuraifrau vergessen lassen.
Er grub sein Gesicht tief in das Kissen und sog alle Erinnerungen der letzten Nacht in sich auf. Sein Herz raste, er fing an zu schwitzen.
Fast war es, als läge sie neben ihm.
Er stöhnte. An Schlaf war nun nicht mehr zu denken. Er öffnete seine Hose. Er kam nach wenigen Sekunden. Er dachte an ihr Haar, dann schlief er ein.
Gegen zehn erwachte er. Seine Hose war heruntergezogen, er hatte noch sein Jackett an.
Mit weichen Knien ging er ins Bad und wusch sein Gesicht. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen.
Das weiße Handtuch, das sie sich am Morgen umgelegt hatte, lag nun gefaltet auf dem kleinen Schemel neben dem Waschbecken. Sie hatte so schön ausgesehen, und er war davongerannt wie ein Idiot.
Er atmete tief ein, rieb sein Gesicht.
Er hatte sich mit einer Samuraifrau eingelassen, er war zu nah an ihr Feuer getreten, und nun loderte es in seinem Herzen, seinem Kopf und begann ihn aufzufressen.
Es gab keine Ordnung mehr. Er hatte Pflichten, seine Arbeit, seinen Ruf. Besorgt lief er zurück ins Schlafzimmer und zog die Vorhänge zu. Er war zu weit gegangen.
Wieder zeigte sein Handy eine SMS an. Sein Magen krampfte sich zusammen. Widerstrebend sah er nach.
»What are you doing? I.«
Er hustete. Da war sie.
Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Hastig schaltete er sein Handy aus.
Er schlief nicht in dieser Nacht.
Alles, was er behielt, war das Haar. Das schwedische Haar in dem kleinen Lackkästchen.
Er hatte sich übernommen.
TAMAGO
E s war dunkel, aber durch das winzige Fenster fiel der schwache Lichtstrahl einer kleinen Straßenlaterne, die versteckt hinter dem alten Ginkgobaum stand. Der Baum, der im Herbst gelb und groß seine Äste von sich streckte, wurde von vielen als Symbol für langes Leben verehrt und stand dort schon seit vielen Jahren.
Manchmal sah Herr Masamori aus dem Fenster und nickte dem Baum zu. Jung waren sie beide nicht mehr. Der Ginkgo würde ihn überleben.
Gegen Abend sah er oft Frauen am Baum stehen und beten. Verstohlen standen sie da, und er wusste, dass sie um Nachwuchs baten.
Jetzt im Sommer spendete der Baum Schatten. Nachts verbarg er fast das Licht der Laterne.
Seit ihn die Schmerzen plagten, schlief er schlecht. Der Juckreiz am Körper war schlimmer geworden. Auch diese Nacht war er wieder verschwitzt aufgewacht. Oder vielleicht schlief er noch. Aber es gab einen Grund, das wusste er.
Erst sah er nur die Umrisse. Glatt und scharf. Er rieb sich die Augen. Die Katze war auch wach geworden, sie versteckte sich hinter seinem Rücken.
Er hatte schon einige Stunden geschlafen. Dann hatte sich etwas im Zimmer bewegt, er war nicht allein. Da war ein tiefes ruhiges Atmen, das einen großen Resonanzkörper erahnen ließ.
Die Umrisse waren jetzt deutlicher zu sehen. Ein gewaltiger Körper. Ein riesiger Schädel auf einem kurzen, breiten Hals, wuchtige Arme. Langsam gewöhnten sich Herr Masamoris Augen an die Dunkelheit.
Da stand er, vielleicht einen Meter von seinem Bett entfernt. Der Riese war nur mit knappen, engen Shorts bekleidet. Er bewegte sich kaum und stand leicht geduckt, damit er sich in Herrn Masamoris kleinem Zimmer nicht den Kopf an der Decke stieß. Seine Brust wölbte sich vor Muskeln, und es zogen sich pralle Venen über den Bizeps. Obwohl er um vieles größer und breiter als Herr Masamori war, strahlte er dennoch eine vertrauenerweckende Sanftheit aus.
Jetzt erkannte Herr Masamori ihn: Es war »Andre the Giant«. In der letzten Woche hatte Herr Masamori viel Zeit mit ihm verbracht. So viel Zeit, dass in seiner Brust eine tiefe Verehrung für ihn gewachsen war.
Andre the Giant, Andre der Riese, war ein weltbekannter Wrestler und Samurai, wie Herr Masamori seinem Enkel erst vor wenigen Tagen erklärt hatte.
Der Riese winkte ihm zaghaft zu. Seine Hand war so groß, dass er Herrn Masamoris Kopf wie eine Kartoffel hätte zerquetschen können.
Herr Masamori verbeugte sich tief. Er
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