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Zehn (German Edition)

Zehn (German Edition)

Titel: Zehn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Potente
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spürte er Ingeborgas Atem auf seiner Haut, als sie ihm den Nacken küsste.  
    Er trat die Wohnungstür mit einem Fuß zu, da fielen schon die ersten Kleidungsstücke zu Boden.  
    Alles, was passierte und wie es passierte, war fremd. Aber es gefiel ihm, und er fühlte sich sicher mit diesem Mädchen.  
    Sie saß auf ihm, ihr verschwitztes Haar klebte an ihrem Gesicht, und als sie sich küssten, kitzelte es seine Nase. Ihre Wangen waren gerötet, ihre Augen glänzten wild und fiebrig.  
    Sie war schön und beängstigend zugleich.  
    Dann fing sie an, mit den Hüften zu kreisen, sich immer schneller auf und ab zu bewegen.  
    Er rang nach Luft, sein Körper war außer Kontrolle.  
    Schweiß rann ihr über die Brust. Sie stöhnte, ihre Augen waren geschlossen.  
    Auch er schloss die Augen.  
    Ingeborga bewegte sich mit solcher Kraft, dass sie ihm fast wehtat.  
    Er versuchte, ruhiger zu atmen.  
    Der Orgasmus traf ihn mit ungeahnter Wucht, seine Hände krampften sich in ihre Taille.  
    Sie glitt von ihm und legte sich neben ihn. Sie strich ihm eine verschwitzte Haarsträhne aus der Stirn und küsste leicht sein Kinn.  
    »Let’s sleep, it’s late«, flüsterte sie.  
    Die Sonne schien grell in das kleine Zimmer. Verwirrt sah er auf die Uhr: Es war 9.45 Uhr.  
    Er rieb sich die Stirn.  
    Langsam kam die Erinnerung zurück. Ingeborga.  
    Hastig sprang er aus dem Bett. Er stand splitternackt im Raum.  
    Was war heute für ein Tag? Ihm wurde heiß, es war Freitag, er hätte bereits seit acht Uhr im Büro sein müssen.  
    Wo war Ingeborga? Hatte er nur geträumt?  
    Er suchte seine Hose, seine Strümpfe.  
    »Good morning!« Sie war leise ins Zimmer getreten. Nur in ein Handtuch gewickelt, stand sie da, mit nassem Haar.  
    »Hey!« Er keuchte das kurze Wort fast.  
    Plötzlich schämte er sich und fühlte sich ihr fremd.  
    Lächelnd trat sie zu ihm, ignorierte seinen Versuch, sich mit einer Hand die Hose zuzuknöpfen, und während sie ihn küsste, fiel ihr Handtuch zu Boden.  
    Ihr Duft, die feuchte Haut. Sie drängte sich an ihn.  
    Er war zu spät. Man würde ihn vielleicht entlassen.  
    »I … I … have to go«, er hustete und wand sich abrupt aus ihrer Umarmung.  
    Sie stand nur da, nackt, tropfend.  
    Er hob ihr Handtuch auf und legte es ihr um die Schultern. »Sorry, I have to go to work.«  
    Sie nickte nur.  
    Alles, was er tat, alles, was er sagte, schien ihm falsch.  
    Er schnappte sich sein Handy und seine Jacke und hastete zur Tür.  
    Atemlos hatte er im Aufzug gestanden. Verwirrt und voller Angst, dass man ihm kündigen würde.  
    Im Büro war niemandem etwas anzumerken, nur Keita schaute ihn etwas zu lange an. Hatte er ihn mit Ingeborga zusammen gesehen?  
    Tetsuo verbeugte sich tiefer denn je vor Otani-san, seinem Vorgesetzten.  
    Wortreich entschuldigte er sich für sein Zuspätkommen und beteuerte seine Untröstlichkeit.  
    Otani-san schien milde gestimmt und in Eile.  
    Er machte nicht viele Worte und erkundigte sich auch nicht nach dem Grund der Verspätung.  
    Es war beiden klar, dass es nie wieder vorkommen durfte.  
    Tetsuo ging mit gesenktem Kopf an seinen Schreibtisch.  
    Zwei oder drei Tage würde er den Kopf gesenkt halten und früher als alle anderen kommen, dann würde Gras über die Sache gewachsen sein.  
    Das Telefon schrillte, fast hatte er seine Kopfschmerzen vergessen.  
    Er führte wie in Trance Kundengespräche und zwang sich, nicht an die letzte Nacht zu denken.  
    Der Morgen war nicht gut gewesen. Er hatte nicht gewusst, was er tun oder sagen sollte. Sie hatte enttäuscht ausgesehen. So behandelte man keinen Samurai.  
    Er musste husten. Er schämte sich vor sich selbst. Vielleicht sollte er Ingeborga ein Kärtchen schreiben oder über Ikuko Grüße ausrichten lassen, er sei zu seiner Familie gefahren.  
    Dann summte sein Handy.  
    Ingeborga! Die Samuraifrau hatte ihm geschrieben.  
    Er musste sich auf die Arbeit konzentrieren, wenn er nun anfing, über sie nachzudenken, wäre er verloren. Er legte das Handy in die unterste Schublade seines Schreibtischs.  
    Er sah aus dem Fenster. Siebzehn Stockwerke unter ihm schob sich der Verkehr langsam und vierspurig durch die Stadt.  
    Sogar hier spürte er die Hitze ihrer Flammen auf seinem Gesicht. Ingeborga. Er konnte seine Neugier nicht länger zurückhalten.  
    Eilig hastete er auf die Toilette. Als er sicher war, dass er allein war, las er ihre SMS : »Tetsuo, how are you? I was

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