Zehn (German Edition)
seinen Rücken und drückte seinen Oberarm.
»Call me, okay? Thank you, I had fun tonight!«
Ihre blauen Augen blitzten, und sie sah ihn wieder direkt an.
Ihr Blick traf ihn mitten ins Herz.
Er schlief die ganze Nacht nicht. Jedes Lachen, jedes Wort, jede Berührung, alles war so wichtig, alles hatte tiefe Spuren in seinem Herzen hinterlassen.
Je öfter er daran dachte, umso weniger fremd war es ihm.
Am nächsten Morgen, als er früh die U-Bahn zur Arbeit nahm, konnte er sich nicht daran erinnern, geschlafen zu haben.
Die Frau mit den Augen eines Samurai hatte neben ihm gelegen, ihm ins Ohr geflüstert und sein Herz so laut klopfen lassen, dass er es durch die Matratze zu hören meinte.
Ingeborga, Ingeborga, Ingeborga.
Er fühlte sich krank, angenehm krank.
Niemals hatte er den Namen eines Mädchens so oft vor sich hin geflüstert, in Gedanken Wände damit bemalt.
Drei Jahre zuvor war er oft mit Shinzu ausgegangen.
Still hatten sie Udon geschlürft, höflich über Literatur oder Filme gesprochen, er hatte ihre makellose Haut bewundert, und ihre Schüchternheit hatte ihn gerührt.
Zum Hanami, der Kirschblüte, waren sie mit einer Picknickdecke in den Shinjuku Gyôen, einen hübschen Park im Zentrum, gegangen.
Sie hatten Sake getrunken, und irgendwann war er beschwipst gewesen und hatte leicht ihre Hand berührt. Sie wurde rot, zog ihre Hand jedoch nicht weg.Er fasste sich ein Herz und küsste sie. Dann küsste er sie noch einmal, dort, unter den hellrosa Kirschblüten.
Als sie später nach Hause gegangen waren, war sein Rausch verflogen. Sie redeten nicht viel, aber hin und wieder lächelte sie ihn an.
Sie stieg nicht bei ihrer U-Bahn-Station aus. Sie würde die Nacht mit ihm verbringen.
Fieberhaft versuchte er sich an die Küsse im Park zu erinnern. Er versuchte seine Erregtheit wieder aufleben zu lassen. Noch als sie zusammen die Stufen zu seiner kleinen Wohnung hochstiegen, versuchte er es. Shinzu berührte seinen Arm »Ich mag deine Wohnung.«
Es gab kein Zurück. Er konnte ihr Wollen und ihr Vertrauen nicht enttäuschen.
Behutsam zog er sie aufs Bett. Küsste sie sanft, streichelte ihr Gesicht.
Sie ließ ihn gewähren, als er vorsichtig ihre Bluse öffnete.
Erregung und Neugier stiegen wieder in ihm auf. Ihre Brüste waren weiß wie Reispapier, und als er sie küsste, gab sie keinen Laut von sich.
Seine Hände glitten zwischen ihre Schenkel. Fast riss er ihr Höschen herunter.
Sie bewegte sich kaum, ihre Augen waren geschlossen.
Er entkleidete sie und sah sie an. Wie eine zerbrechliche Puppe lag sie da. Weiß und schön, mit gespreizten Schenkeln, regungslos.
Plötzlich wusste er nicht weiter.
Hastig zog er sich Hose und Slip aus und drang in sie ein.
Als es vorbei war, schlief er sofort ein.
Sie hatten sich noch viermal gesehen, danach. Als er ihr schließlich sagte, er könne sie nicht mehr treffen, hatte sie still geweint.
Shinzu war schön, sie war klug und kam aus einer guten Familie.
Er hatte sie hilflos angesehen und sich gefragt, was es war, wonach er suchte.
In seinen Erinnerungen versunken, hatte er seine U-B ahn-Station verpasst.
Er würde zu spät zur Arbeit kommen..
»Ingeborga, Ingeborga …«, es machte ihm nichts aus. Außerdem war er niemals auch nur eine Minute zu spät gekommen.
Vor sechs Jahren hatte er bei Sugimoto Trade Inc. als Buchhalter begonnen. Die Firma handelte mit Delikatessen, vor allem mit Fisch.
Er lockerte seine Krawatte. Dann hastete er die Stufen von Ginza Station hoch. Er musste einige Blocks zu Fuß zurücklegen, um zum Büro zu gelangen.
Artig gingen die Fußgänger auf der jeweils vorgeschriebenen Seite des Bürgersteigs, jenseits einer gelben Linie. Ginza war ein besseres Viertel im ChûôBezirk. Er mochte die Hauptstraße, sie war besonders breit, und man konnte den Himmel sehen.
Normalerweise ließ er sich einfach vom Strom der Menschen, die sich entlang der gelben Linien schoben, mittreiben, hatte seinen iPod an, schaute zu Boden und hätte den Weg blind zurücklegen können. Heute war es anders.
»Ingeborga!« Fast hätte er ihren Namen laut gesagt.
Beschwingt fing er an, zickzack an den anderen Fußgängern vorbeizutraben, dann rannte er.
Er rannte mit großen Schritten, seine Krawatte flatterte, sein Haar wehte im Wind.
Seit er ein Junge gewesen war, war er nicht mehr so gerannt.
Er spürte ein
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