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Zehn Jahre nach dem Blitz

Zehn Jahre nach dem Blitz

Titel: Zehn Jahre nach dem Blitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pjhilip K. Dick
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darauf. »Hier. Zwölfter März. Da sprach er es cu de gra aus. Dann, am fünfzehnten April, war es wieder gras.«
    Sie sah auf und warf Nicholas einen aufmerksamen Blick zu.
    Müde und verwirrt zuckte er die Schultern.
    »Lassen Sie mich zu Bett gehen; wir können ein andermal darüber ...«
    »Dann«, fuhr Carol unbeirrt fort, »benutzte er den Ausdruck in einer Rede am dritten Mai wieder. Die denkwürdige Ansprache, in der er uns mitteilte, daß unsere vollständige Vernichtung Leningrads ...« hier blickte sie von ihren Aufzeichnungen auf, »durchaus der cu de gra sein könnte. Kein s. Wieder die frühere Aussprache.« Darauf legte sie die Aufzeichnungen in den Schrank zurück und verschloß ihn. Er bemerkte, daß dazu nicht nur ein metallener Steckschlüssel erforderlich war, sondern darüber hinaus der Druck ihrer Fingerabdrücke; selbst mit einem Nachschlüssel – oder ihrem eigenen Schlüssel – würde der Schrank verschlossen bleiben. Er konnte nur von ihr geöffnet werden.
    »Und was soll das heißen?«
    Carol erwiderte: »Ich weiß es nicht. Aber es hat etwas zu bedeuten. Wer führt den Krieg auf der Erdoberfläche?«
    »Bleierne.«
    »Und wo sind die Menschen?«
    »Was soll das? Reicht es nicht, daß Kommissar Nunes die Leute immer wieder ausfragt, wenn sie eigentlich im Bett –«
    »Sie befinden sich in Ameisentanks«, unterbrach ihn Carol. »Unter der Erde. So wie wir. Wenn man aber ein künstliches Organ anfordert, heißt es, daß sie nur für Militärkrankenhäuser zur Verfügung stehen, die sich vermutlich auf der Oberfläche befinden.«
    »Ich weiß nicht«, sagte er, »wo sich die Militärkrankenhäuser befinden, und es ist mir auch gleichgültig. Ich weiß nur, daß sie Vorrang haben, im Gegensatz zu uns.«
    »Wenn der Krieg von Bleiernen geführt wird, wer befindet sich dann in den Militärkrankenhäusern? Bleierne? Nein. Denn beschädigte Bleierne werden in die Werkstätten hinuntergeschickt, in unsere Werkstatt beispielsweise. Und ein Bleierner ist ein Metallgebilde und hat keine Bauchspeicheldrüse. Es gibt natürlich ein paar Menschen auf der Erdoberfläche: die Regierungsmitglieder im Estes-Park. Und der Sowjet in Volks-Pakt. Sind die Bauchspeicheldrüsen für sie bestimmt?«
    Er schwieg, vollkommen sprachlos.
    »Etwas«, sagte sie, »ist da faul. Es kann keine Militärkrankenhäuser geben, weil in den Kämpfen weder Zivilisten noch Soldaten verwundet werden, die künstliche Organe benötigen. Und dennoch – wollen sie uns die künstlichen Organe nicht überlassen. Mir beispielsweise, für Souza; obwohl ihnen klar ist, daß wir ohne Souza nicht überleben können. Denken Sie darüber nach, Nick.«
    »Hmm«, murmelte er.
    Ruhig sagte Carol: »Sie werden sich etwas Besseres einfallen lassen müssen als ›hmm‹, Nick. Und zwar bald.«
     
    4
     
    Am nächsten Morgen sagte Rita gleich nach dem Erwachen: »Ich habe gesehen, wie du gestern abend mit dieser Frau, dieser Carol Tigh, fortgegangen bist. Warum?«
    Nicholas, verschwitzt und verwirrt, unrasiert und noch nicht dazu gekommen, sich kaltes Wasser übers Gesicht laufen zu lassen und die Zähne zu putzen, murmelte: »Es hing mit der Unterschrift unter Souzas Totenschein zusammen. Rein geschäftlich.«
    Er tapste zum Badezimmer, das er und Rita mit dem Quartier zu ihrer Rechten teilten – und fand die Tür verschlossen.
    »He Stu«, rief er. »Hör auf, dich zu rasieren, und schließ die Tür auf.«
    Die Tür öffnete sich; sein jüngerer Bruder stand vor dem Spiegel und rasierte sich nach Leibeskräften. »Kümmere dich nicht um mich«, sagte Stu. »Komm herein und ...«
    Die Stimme seiner Schwägerin, Edie, ertönte schrill aus ihrem Quartier: »Wir waren heute morgen zuerst im Badezimmer, Nick. Deine Frau stand gestern eine volle Stunde unter der Dusche und hielt es besetzt. Würdest du also bitte warten!«
    Er gab es auf und schloß die Badezimmertür. Dann trottete er zur Küche, die sie mit niemandem, sei es zur Rechten oder zur Linken, teilten – und begann, den Kaffee aufzuwärmen. Es war der Kaffee vom Abend zuvor, den er aufwärmte, denn er hatte nicht die Kraft, eine neue Kanne aufzubrühen, und ihre Ration synthetischer Bohnen ging ohnehin zur Neige. Sie würde noch vor Monatsende vollständig verbraucht sein, und sie würden betteln, borgen oder mit anderen Tankern tauschen müssen, ihnen ihren Zuckervorrat – weder er noch Rita nahm viel Zucker – im Austausch gegen die komischen kleinen Ersatzbohnen anbieten.
    Und von

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