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Zehn Jahre nach dem Blitz

Zehn Jahre nach dem Blitz

Titel: Zehn Jahre nach dem Blitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pjhilip K. Dick
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mit leiser Stimme das Wort. Er war sich der Anwesenheit Ritas bewußt, die vor dem Spiegel stand und ihr Haar betrachtete, und das machte ihn nervös – genaugenommen war das gesamte Komitee nervös. Sie hatten natürlich Angst vor dem Schnüffler, dem Pol-Kom. Und dennoch waren sie gekommen.
    »Ich möchte euch die Lage in bezug auf künstliche Organe erklären«, begann Nicholas, doch Flanders unterbrach ihn.
    »Wir wissen alles Notwendige. Alles, was wir wissen wollen. Hören Sie zu, Präsident; wir kennen den Plan, den sie ausgeheckt haben.« Die sechs oder sieben Mitglieder des Komitees sahen ihn an, und in ihren Blicken lagen ängstliche Unruhe und Enttäuschung; das kleine – oder vielmehr durchschnittlich große – Quartier, in dem Nicholas lebte und jetzt stand, krümmte sich unter ihrem Unbehagen.
    »Wer?« fragte er.
    Jorgenson erwiderte: »Die großen Macker im Estes-Park. Die alle Fäden in der Hand haben. Die ihren kleinen Micky-Maus-Figuren wie Nunes sagen, auf wen sie den Daumen zu halten haben.«
    »Tatsache ist«, sagte Flanders, der in seiner fast zwanghaften Verkrampftheit kaum ein Wort zusammenhängend herausbrachte, »daß die Lebensmittel knapp geworden sind und daß sie einen Vorwand brauchen, um hier und da einen Ameisentank zu vernichten; wir wissen nicht, wie viele sie schließen wollen, um die Tanker dann auf die Oberfläche zu zwingen, wo sie umkommen müssen – vielleicht viele Tanks, vielleicht auch nur wenige ... das hängt davon ab, wie groß ihre Schwierigkeiten mit den Lebensmittelrationen sind.«
    »Sehen Sie also ein«, wandte sich Haller mit eindringlich erhobener Stimme an Nicholas (der Mann, der neben ihm stand, versetzte ihm einen Stoß, worauf er die Stimme augenblicklich wieder zum Flüstern senkte), »daß sie einen Vorwand brauchen. Und der wird ihnen geliefert, sobald es uns nicht gelingt, die monatlich erforderliche Anzahl an Bleiernen zu liefern. Und gestern abend nach dem Film über die Zerstörung Detroits, als Yancy verkündete, daß das Soll erhöht werden würde – da ist uns ein Licht aufgegangen; sie werden das Soll weiter erhöhen, und die Tanks, die es nicht erfüllen können, werden vernichtet. Wie wir. Und dort oben ...« Er deutete zur Decke. »Werden wir sterben.«
    Vom Spiegel ertönte Ritas rauhe Stimme. »So, wie ihr Nicholas sterben laßt, wenn er hinaufgeht, um dieses künstliche Organ zu beschaffen.«
    Haller schnellte zu ihr herum und sagte: »Mrs. St. James, er ist unser Präsident; wir haben ihn gewählt – aus diesem Grund haben wir ihn gewählt, damit er –, wissen Sie – damit er uns hilft.«
    »Nick ist nicht Ihr Vater«, entgegnete Rita. »Kein Zauberer. Keine einflußreiche Persönlichkeit in der Estes-Park-Regierung. Er kann keine künstliche Bauchspeicheldrüse herstellen. Er kann nicht ...«
    »Hier ist das Geld«, sagte Jorgenson. Mit diesen Worten reichte er Nicholas einen prallen weißen Umschlag. »Alles Fünfzigerscheine von Wes-Dem. Insgesamt vierzig. Zwanzigtausend Wes-Dem-Dollar. Gestern nacht, als Nunes schlief, sind wir durch den gesamten Tank gegangen und haben gesammelt.« Diese Summe stellte die Gehälter der Hälfte aller Tanker für – er konnte es in der Aufregung des Augenblicks nicht ausrechnen, aber es war eine lange, lange Zeit. Das Komitee hatte harte Arbeit geleistet.
    An das Komitee gewandt, sagte Rita mit rauher Stimme: »Dann tun Sie es; Sie haben das Geld gesammelt. Losen Sie. Und lassen Sie meinen Mann damit in Ruhe.« Ihre Stimme wurde freundlicher. »Nunes wird es weniger auffallen, wenn einer von Ihnen fehlt, als wenn Nick verschwunden ist. Vielleicht dauert es sogar tagelang, bevor er es merkt, aber wenn Nick geht, erfährt Nunes es sofort, und ...«
    »Und was, Mrs. St. James?« fragte Haller höflich, aber entschlossen. »Nunes kann gar nichts tun, wenn Präsident St. James erst einmal den Tunnel hinauf und an die Oberfläche gelangt ist.«
    Rita sagte: »Wenn er zurückkehrt, James. Dann wird Nunes ihn hinrichten lassen.«
    Und das Allerkomischste ist, dachte Nicholas bei sich, daß ich wahrscheinlich gar nicht zurückkommen werde.
    Jorgenson faßte mit offenkundigem, aufrichtigem Widerstreben in die Tasche seines Arbeitsanzuges und brachte einen Gegenstand zum Vorschein, der klein war und flach wie ein Zigarettenetui. »Mr. Präsident«, sagte er mit belegter Stimme in förmlichem, würdevollem Ton wie ein offizieller Nachrichtenträger, »wissen Sie, was das ist?«
    Sicher, dachte Nicholas, es

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