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Zehn Jahre nach dem Blitz

Zehn Jahre nach dem Blitz

Titel: Zehn Jahre nach dem Blitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pjhilip K. Dick
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Wohnraum zu ...«
    »Die Nazis«, unterbrach ihn Lindblom, »hatten keine schriftlichen Befehle in bezug auf die Endlösung, den Völkermord an den Juden. Der Befehl wurde mündlich weitergegeben. Der Vorgesetzte sagte es seinem Untergebenen, so wurde es durch mündliche Befehle nach unten weitergegeben, wenn dir ein so abwegiger Vergleich widerstrebt. Aber wahrscheinlich tut es das.«
    »Komm, wir trinken eine Tasse Kaffee«, schlug Adams vor.
    Lindblom zuckte die Schultern. »Ach, zum Teufel. Sie haben beschlossen, daß es Runcible ist. Wer sind wir, ihnen zu widersprechen? Zeig mir einen anderen – äußere eine Vermutung –, wer sonst ein Interesse daran haben könnte, den Tankern die Wahrheit zu sagen.«
    »Ich wäre froh, wenn ich das könnte«, sagte Adams und bemerkte Lindbloms beunruhigten Blick. »Jeder einzelne der Tausenden von Tankern, die in Runcibles Wohnanlagen leben.
    Es würde nur eines einzigen bedürfen, dem. es gelingt, zu entkommen, der nicht von Broses oder Footes Agenten erwischt wird und der sich zu seinem Tank durchschlägt. Von da aus würde er zum Nachbartank Verbindung aufnehmen, von diesem Tank aus zum ...«
    »Ja«, stimmte Lindblom ungerührt zu. »Sicher. Warum nicht? Nur, würden seine Tankgefährten ihn in seinen Tank zurückkommen lassen? Würden sie nicht annehmen, daß er strahlenverseucht sei oder die – welchen Namen haben sie dafür erfunden? –, die Beutelpest hätte? Sie würden ihn umbringen, sobald er sich blicken läßt. Weil sie das Zeug glauben, das wir ihnen jeden verdammten Tag der Woche und für alle Fälle zweimal am Samstagabend über TV vorsetzen; sie würden glauben, er sei eine lebende Rakete. Und überdies gibt es noch mehr Dinge, die du nicht weißt. Du solltest Foote Limited dann und wann ein paar Scheine zustecken, um ein wenig von den Kenntnissen der Eingeweihten aufzuschnappen. Die Tanker, die über die Bedingungen hier oben unterrichtet wurden – sie haben es von niemandem erfahren, den sie kannten; es war keiner ihrer Tankmitbewohner, der zurückkam.«
    »Na gut, dann konnte der Tanker eben seinen eigenen Tank nicht erreichen; also ging er statt dessen ...«
    »Sie haben es«, sagte Lindblom, »über Kabel erfahren.«
    Einen Augenblick lang setzte Adams’ Begriffsvermögen aus; er starrte Lindblom an.
    »Du hast richtig gehört«, fuhr Lindblom fort. »Auf ihren TV-Geräten. Eine Minute lang und sehr undeutlich. Aber ausreichend.«
    »Großer Gott«, sagte Adams, und dann dachte er, es sind Millionen dort unten. Was würde es bedeuten, wenn sich jemand in den Hauptsender einschaltete, die oberste, alleinige und zentrale Leitung, die vom Estes-Park aus alle Tanks erreichte. Was würde es bedeuten, wenn sich die Erde auftat und Millionen von Menschen hervorströmten, die, im Glauben an eine radioaktive Wüste auf der Oberfläche, mit Raketen, bakterieller Verseuchung, Trümmern und sich bekämpfenden Armeen, fünfzehn Jahre in ihrem unterirdischen Gefängnis zugebracht hatten. Dem Domänensystem würde der Todesstoß versetzt, der große Park, über den er zweimal täglich flog, würde wieder zur dichtbesiedelten Zivilisation, nicht ganz so, wie vor dem Krieg, aber doch annähernd. Straßen würden wieder erscheinen. Städte.
    Und – letzten Endes würde es wieder Krieg geben.
    Das war die logische Folge. Die Massen hatten den Krieg gewollt. Aber als sie aus Sicherheitsgründen aus dem Weg geschafft waren, tief unten in die antiseptischen Tanks gestopft, stand es der herrschenden Elite im Westen wie im Osten frei, ein Abkommen zu schließen ... Obwohl sie es seltsamerweise überhaupt nicht gewesen waren, nicht Brose, nicht General Holt, der Oberbefehlshabende von Wes-Dem, nicht einmal Marschall Harenzany, der erste Offizier in der militärischen Rangfolge der Sowjets. Sondern die Tatsache, daß beide, Holt wie Harenzy, wußten, wann es Zeit war, die Raketen einzusetzen (und das auch getan hatten) und wann die Zeit zum Aufhören gekommen war – so sah die Wahrheit aus, und ohne das, ohne ihre vereinte Einsichtigkeit, wäre der Frieden nicht möglich gewesen, aber hinter dieser Zusammenarbeit der beiden Spitzenoffiziere lag etwas anderes, etwas, das für Adams eine seltsame Wirklichkeit darstellte, die ihn in gewissem Sinne tief bewegte.
    Der Rekonstruktionsrat der Bleiernen in Mexico City/Amecameca. Er hatte seinen Teil dazu beigetragen, dem Planeten den Frieden aufzuzwingen. Und als Kontrollinstanz, als endgültiger Schiedsrichter, war er nicht

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