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Zehn Jahre nach dem Blitz

Zehn Jahre nach dem Blitz

Titel: Zehn Jahre nach dem Blitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pjhilip K. Dick
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tauchten am Simulator auf, um ihn gründlich zu überprüfen.
    Katastrophal – wie damals, als die ausgestreckte linke Hand von einer Pseudo-Schüttellähmung, einem Zittern des Nervenantriebsmotors, erfaßt worden war ... die, wäre das Band je in das Kabel gelangt, den schleichenden Beginn der Senilität angezeigt hätte; ja, das wäre ohne Zweifel die Deutung der Tanker gewesen. Er wird alt, hätten sie, in ihren Gemeinschaftshallen sitzend und von ihrem Pol-Kom überwacht, einander zugeflüstert. Seht nur, er ist zittrig. Die Anspannung. Denkt an Roosevelt; die Belastung des Krieges hat ihn am Ende fertiggemacht; sie wird auch den Beschützer fertigmachen, und was wird dann aus uns?
    Aber es hatte natürlich nie die Übertragungsleitung erreicht; die Tanker hatten den Film nie zu sehen bekommen. Der Sim war geöffnet, gründlich überprüft und diagnostiziert worden; man hatte einen Mikrobestandteil als Übeltäter identifiziert – und an einer Werkbank in einer der Werkstätten in Runcibles Wohnanlagen war einer der Arbeiter von seinen Pflichten, und wahrscheinlich dann auch vom Leben, entbunden worden ... ohne je zu erfahren, warum – da er ja in erster Linie keine Ahnung hatte, welchem Zweck die winzige Spule oder Diode, dieses Ding, überhaupt gedient hatte.
    Der Sim setzte sich in Bewegung. Und Joseph Adams schloß die Augen, da er nicht im Erfassungsfeld der Kameras, sondern verborgen neben dem kleinen, dunkelhäutigen, sehr jungen, aber erfahrenen Yance-Mann, stand, dem Verfasser der Worte, die jetzt gesprochen werden würden. Vielleicht verliert er den Verstand, dachte Adams ungestüm und fängt an, unanständige Lieder zu singen. Oder er wiederholte ein Wort, wiederholte ein Wort, wiederholte ein Wort, immer wieder, wie einer dieser altertümlichen Plattenspieler des vorangegangenen Jahrhunderts ...
    »Liebe amerikanische Mitbürger«, sagte der Sim mit seiner festen, vertrauten, etwas rauhen, aber aufs äußerste beherrschten Stimme.
    Adams sagte bei sich, Ja, Mr. Yance. Ja, Sir.
     
    8
     
    Joseph Adams lauschte dem Teilstück der Rede bis zu dem Punkt, an dem der dunkelhäutige junge Yance-Mann aufgehört hatte, die Vorlage in den Vac einzugeben, und als der Sim wieder erstarrte und die Kameras – genau im richtigen Augenblick – abschwenkten, wandte er sich zu dem Mann an seiner Seite, dem Verfasser, um und sagte:
    »Ich ziehe den Hut vor Ihnen. Sie sind gut.« Fast hatte es ihn ebenfalls mitgerissen, als er dastand und zusah, wie das Abbild des Beschützers Talbot Yancy mit genau der richtigen Betonung und angemessenen Gebärden die Rede gehalten hatte, die Megavac 6-v aus dem, was er empfangen hatte, verändert und verstärkt und spielerisch umgeformt, ausgestoßen hatte – es beeindruckte ihn tief, obgleich er Megavac 6-v vor sich sah und die Übertragung des Textes von Megavac in den Sim spürte, wenn auch nicht sehen konnte. Obgleich er wahrhaftig die Quelle kannte, die das vollkommen künstliche Gebilde an dem Eichentisch, mit der amerikanischen Flagge im Rücken zum Leben erweckte. Wie unheimlich dachte er.
    Aber eine gute Rede ist eine gute Rede. Wer immer sie halten mag. Ein Kind in der Schule, das Tom Paine deklamiert ... der Text bleibt dennoch ein Kunstwerk, und dieser Vortragende stammelte und stotterte weder, noch unterlief ihm je ein Versprecher. Dafür sorgten der Vac und all die Elektrotechniker um ihn herum. Und, dachte Adams, wir tun nichts anderes. Wir wissen, was wir tun.
    »Wer sind Sie?« fragte er den ungewöhnlich begabten jungen Yance-Mann.
    »Dave Soundso. Ich habe es vergessen«, erwiderte der Mann, der selbst jetzt noch, nachdem der Sim längst wieder reglos dastand, fast schwärmerisch entrückt war.
    »Sie haben ihren Namen vergessen?« Verwirrt schwieg er, bis ihm klar wurde, daß ihm der dunkelhäutige junge Mann auf diese bildhafte Weise lediglich etwas mitteilen wollte: daß er nämlich ein relativer Neuling unter den Yance-Leuten war und in der Rangfolge noch nicht vollständig anerkannt. »Lantano«, sagte Adams. »Sie sind David Lantano und leben in der Nähe von Cheyenne an dem heißen Fleck.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Kein Wunder, daß Sie so dunkel sind.« Strahlenverbrannt, wie Adams jetzt klar wurde. Der junge Mann hatte, begierig, ein Stück Land für eine Domäne zu erhalten, den Fleck zu früh betreten; die Gerüchte, die in den müßigen Abendstunden unter der weltweiten Elite die Runde gemacht hatten, schienen sich zu bewahrheiten: es war bei

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