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Zehn Jahre nach dem Blitz

Zehn Jahre nach dem Blitz

Titel: Zehn Jahre nach dem Blitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pjhilip K. Dick
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Sie kannten ihn und wußten, daß seine Anwesenheit in der Programmierungsabteilung des Megavac 6-v mit seiner Aufgabe im Zusammenhang stand.
    Er begab sich zur Tastatur von Megavac 6-v und sah, daß sie bereits besetzt war; ein ihm unbekannter Yance-Mann hieb in die Tasten wie ein begnadeter Pianist am Ende eines Werkes von Franz Liszt, mit seinen Doppeloktaven und so weiter, und alles mit der Faust eingehämmert.
    Über dem Yance-Mann hing sein schriftlicher Entwurf, und Adams folgte einer Eingebung und trat näher, um ihn zu betrachten.
    Augenblicklich hörte der Yance-Mann auf zu tippen.
    »Verzeihung«, sagte Adams.
    »Zeigen Sie mir Ihre Vollmacht.« Der Yance-Mann, dunkelhäutig, jung und klein, mit fast mexikanisch anmutendem Haar, streckte ihm gebieterisch die Hand entgegen.
    Seufzend nahm Adams den Vermerk aus Broses Genfer Büro, der ihn bevollmächtigte, seine Rede in den Megavac einzugeben; das Schriftstück hatte eine aufgestempelte Kennnummer, die mit der des Vermerks übereinstimmte – der dunkelhäutige, kleine Yance-Mann verglich das Schriftstück und den Vermerk miteinander, schien zufriedengestellt und reichte beides an Adams zurück.
    »Ich bin in vierzig Minuten fertig.« Der junge Mann nahm seine Tätigkeit wieder auf. »Also verschwinden Sie und lassen Sie mich in Ruhe.« Seine Stimme klang unbeteiligt, aber bestimmt.
    Adams sagte: »Ihr Stil gefällt mir gut.« Mit einem schnellen, kurzen Blick hatte er die Seite des Entwurfs überflogen. Es war ein guter Text, ungewöhnlich gut.
    Wieder hörte der Yance-Mann auf zu tippen. »Sie sind Adams.« Er streckte ihm noch einmal die Hand entgegen, diesmal, um ihm die seine zu schütteln; sie schüttelten sich die Hände, und die Spannung, die in der Luft hing, verringerte sich auf ein erträgliches Maß. Dieses mißtrauische Ich-bin-größer-als-du-Verhalten lag jedoch immer in der Luft, wenn zwei Yance-Leute sich, sei es nun in ihren Domänen fern der Agentur oder hier an ihrem Arbeitsplatz, begegneten. Das machte es noch schwerer, den Tag hinter sich zu bringen, und dennoch bekam es Adams nicht schlecht – andernfalls, ging es ihm durch den Kopf, wäre er schon längst untergegangen. »Sie haben einige gute Arbeiten geliefert; ich habe die fertigen Bänder gesehen.« Der junge Yance-Mann sah ihn forschend mit seinen scharfen, strahlenden, schwarzen, tiefliegenden Mexikaneraugen an und sagte: »Aber ich habe gehört, daß ein großer Teil ihrer Arbeiten in Genf gestrichen worden ist.«
    »Na ja«, entgegnete Adams ungerührt, »es wird entweder gestrichen oder über den Sender geschickt, Halbheiten gibt es in unserem Geschäft nicht.«
    »Wetten daß?« Der Ton des Jünglings war spröde und durchdringend; er beunruhigte Adams.
    Vorsichtig, weil sie doch beide um denselben Preis wetteiferten, sagte Adams: »Ich nehme an, man könnte von einer faden, verwässerten Rede sagen ...«
    »Ich will Ihnen etwas zeigen.« Der dunkelhäutige junge Yance-Mann erhob sich und schloß mit einem Ruck den Hauptstromunterbrecher, worauf der Megavac mit der Verarbeitung des bisher eingegebenen Textes begann.
    Adams und der dunkelhäutige junge Yance-Mann begaben sich gemeinsam zum Sim hinüber.
    Da saß er, feierlich, an seinem mächtigen Eichentisch, hinter sich die amerikanische Flagge. In Moskau saß ein vollkommen identischer Sim mit einer Kopie von Megavac 6-v, die Flagge der UdSSR im Rücken; abgesehen davon war alles, die Kleidung, das graue Haar, die zuverlässigen, väterlichen, abgeklärten, doch soldatischen Züge, das starke Kinn – das alles war genau gleich, da sie beide zur gleichen Zeit in Deutschland gebaut, beide von den besten Yance-Technikern zum Leben erweckt worden waren. Und hier wachten ständig Wartungsmannschaften darüber, achteten mit geübten zusammengekniffenen Augen auf jedes Zeichen des Versagens, und sei es nur ein Zögern von einem Sekundenbruchteil Dauer. Auf alles, was die angestrebte Vollkommenheit beeinträchtigen konnte, die Vollkommenheit, die in der freien, ungekünstelten Echtheit bestand; dieses Abbild erforderte, von allen Dingen, mit denen die Yance-Leute zu tun hatten, die vollkommenste Gestaltung der Wirklichkeit, die es nachahmte.
    Ein Versagen an dieser Stelle, so unbedeutend es auch sein mochte, würde katastrophale Folgen haben, dachte Adams sachlich. Wie damals, als die linke Hand beim Ausstrecken –
    Eine riesige rote Warnlampe leuchtete an der Wand auf, eine Sirene schrillte; ein Dutzend Elektrotechniker

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