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Zehn Jahre nach dem Blitz

Zehn Jahre nach dem Blitz

Titel: Zehn Jahre nach dem Blitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pjhilip K. Dick
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zwischen den Zähnen hervor.
    Er hielt die Spule an, und Colleen blickte zu ihm auf.
    »Hitler landet im Mai 1942 insgeheim in den Vereinigten Staaten«, sagte Adams. »In einer Düsenmaschine von Typ Boeing 707. Dieser Typ nahm den Verkehr aber erst Mitte der sechziger Jahre auf. Während des Zweiten Weltkrieges gab es erst eine einzige Düsenmaschine, und das war ein deutsches Kampfflugzeug, das nicht mehr richtig zum Einsatz kam.«
    »Oh, mein Gott«, sagte Colleen verblüfft.
    »Aber es hat funktioniert«, sagte Adams. »Die Menschen in Volks-Pakt haben es geglaubt – im Jahre 1982 waren die Leute an den Anblick von Düsenmaschinen derartig gewöhnt, daß sie vergaßen, daß es 1942 nur sogenannte ...« Ihm fiel das Wort nicht ein.
    »Propellerflugzeuge«, sagte Colleen.
    »Ich glaube, ich verstehe jetzt«, erklärte Adams nachdenklich, »warum mich die Leitzelle des Archivs auf diese ursprüngliche Quelle zurückverwiesen hat. Zurück zu Gottlieb Fischer, dem ersten Yance-Mann, in Wahrheit dem Mann, der sich Talbot Yancy erdacht hat.« Der jedoch unglücklicherweise nicht lange genug gelebt hatte, um den Bau des Abbildes und seine Verwendung durch die beiden Machtblöcke noch mitzuerleben. »Die Leitzelle wollte mir zeigen«, fuhr er fort, »daß meine Sorgen in bezug auf die Qualität meiner Arbeit unbegründet sind. Übertrieben, weil unsere Arbeit, unsere gemeinsamen, geschichtlichen Bemühungen, vom ersten Augenblick an, ausgehend von diesen beiden Dokumentarfilmen, fehlerhaft war. Wenn wir hergehen und Fälschungen produzieren, ist es unumgänglich, daß dir und mir und allen anderen von uns irgendwo, früher oder später, Fehler unterlaufen.«
    »Ja.« Sie nickte. »Wir sind ganz gewöhnliche Sterbliche. Wir sind nicht vollkommen.«
    »Aber das Eigenartige ist«, sagte Adams, »daß ich dieses Gefühl bei David Lantano nicht hatte. Er hat in mir Angst erzeugt, und ich verstehe jetzt auch, warum. Er ist anders. Er ist vollkommen – oder könnte es zumindest sein. Nicht wie wir. Was ist er also infolgedessen? Kein menschliches Wesen?«
    »Weiß der Himmel«, entgegnete Colleen beunruhigt.
    »Sag so etwas nicht«, sagte er. »Aus irgendeinem Grund gefällt mir der Gedanke an Gott im Zusammenhang mit David Lantano nicht.« Vielleicht, dachte er, weil dieser Mann den Mächten des Todes so nahesteht, weil er, Tag um Tag durch die Strahlung versengt, an diesem heißen Fleck ausharrt. Es war, als würde er, obgleich die Strahlung ihn verbrannte, ihn tötete, aus ihr eine geheimnisvolle Kraft beziehen.
    Wieder einmal war er sich seiner eigenen Sterblichkeit bewußt, des empfindlichen Gleichgewichts der Kräfte, die, von der biochemischen Ebene aufwärts, das menschliche Leben möglich machen.
    Aber David Lantano hatte gelernt, im Kern dieser Kräfte zu leben und sogar Kraft aus ihnen zu ziehen. Wie hatte er das angestellt? Lantano, dachte er, hat das Recht, aus etwas Kraft zu ziehen, daß außerhalb unseres Einflußbereiches liegt; ich würde einfach nur gerne wissen, wie er das anstellt; ich würde es ihm gerne gleichtun.
    An Colleen gewandt, sagte er: »Ich habe das, was ich von diesen Spulen von Fischers beiden Dokumentarfilmen lernen sollte, verstanden, ich nehme also an, ich kann jetzt Schluß machen.« Er erhob sich und nahm die Spulen an sich. »Ich habe folgendes gelernt. Heute vormittag habe ich eine Rede gesehen und gehört, die ein dreiundzwanzigjähriger neuer Yance-Mann verfaßt hat, und sie hat mich erschreckt, und dann habe ich diese beiden Fassungen der 1982 von Fischer produzierten Dokumentarfilme abgespult und habe folgendes gelernt.«
    Sie wartete aufmerksam und mit urmütterlicher Geduld.
    »Selbst Fischer«, fuhr er fort, »der größte unter uns allen, hätte dem Vergleich mit David Lantano nicht standgehalten.« Das war es, was er mit Sicherheit gelernt hatte. Aber er war sich – zumindest in diesem Augenblick – nicht sicher, was das bedeutete.
    Ein Gedanke jedoch setzte sich in ihm fest. Eines Tages würden er und die ganze Klasse der Yance-Leute, einschließlich Brose selbst, es herausfinden.
     
    11
     
    Eine an seinem Anzug befestigte, empfindliche, komplizierte kleine Sonde, die, ähnlich einem U-Boot-Ortungsgerät, nach dem Sonarprinzip funktionierte, verkündete Nicholas St. James, der sich seinen Weg mit der winzigen, tragbaren Schaufel bahnte, daß er sich endlich bis auf einen Meter zur Oberfläche hochgearbeitet hatte.
    Er hielt mit dem Graben inne und versuchte, wenigstens

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