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Zehn Jahre nach dem Blitz

Zehn Jahre nach dem Blitz

Titel: Zehn Jahre nach dem Blitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pjhilip K. Dick
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dann ließ er sie umständlich in einen Aschenbecher fallen. »Ich werde«, sagte er, »mir die Fassung B nicht ansehen. Egal, was die Leitzelle gesagt hat. Ich bin also den Anforderungen nicht mehr gewachsen; ich lerne nicht mehr dazu, und das bedeutet, daß ich nicht mehr Schritt halte, und das ist das Ende – ich wußte es schon gestern abend, bevor du gegangen bist. Und heute habe ich es wieder erkannt, als ich David Lantanos Rede gehört und festgestellt habe, wieviel besser sie ist, als alles, was ich je schreiben werde und schreiben kann. Er ist ungefähr neunzehn. Höchstens zwanzig.«
    »David ist dreiundzwanzig«, entgegnete Colleen.
    Adams blickte überrascht auf und fragte: »Du kennst ihn schon?«
    »Oh, er geht ständig in der Agentur ein und aus; er fährt gern zu seinem heißen Fleck zurück, um die Bleiernen zu beaufsichtigen und dafür zu sorgen, daß die Villa nach seinen Vorstellungen gebaut wird – meiner Meinung nach ist er begierig, sie jetzt zu sehen, weil er weiß, daß er nicht mehr lange genug am Leben bleibt, um sie in fertigem Zustand zu erleben. Ich mag ihn, aber er ist so seltsam und rätselhaft. Eigentlich ein Einzelgänger. Kommt herein, gibt seine Rede in den Vac ein, steht herum, unterhält sich ein bißchen, sehr wenig allerdings, und dann ist er wieder verschwunden. Aber wo liegt der Fehler in der Fassung B, der Fassung für Volks-Pakt, den nur du kennst, und sonst kein Mensch, den nicht einmal Brose in all den Jahren bemerkt hat?«
    Adams erklärte: »Er liegt in der Szene, in der Hitler einen seiner geheimen Flüge während des Krieges nach Washington, D.C., unternimmt, um mit Roosevelt zu verhandeln.«
    »Ach ja. Fischer hat die Idee von Heß’ Flug nach ...«
    »Das wichtige geheime Treffen zwischen Roosevelt und Hitler. Im Mai 1942. In dem Roosevelt – zusammen mit Lord Louis Mountbatten, Prinz Batten von Battenberg, dem Repräsentanten von Großbritannien – Hitler informiert, daß die Alliierten die normannische Invasion um mindestens ein Jahr aufschieben, damit die Deutschen alle Einheiten im Osten zusammenziehen und die Russen besiegen können. Und erklärt ihm darüber hinaus, daß die Bestimmungsorte aller Nachschubtransporte, die Kriegsmaterial zu den russischen Nordhäfen bringen sollen, dem deutschen Geheimdienst unter Admiral Canaris bekanntgegeben werden, so daß die U-Boote der Nazis sie scharenweise versenken können. Du erinnerst dich sicher an die unscharfen Aufnahmen aus großer Entfernung, die ein ›im Weißen Haus angestellter Parteigenosse‹ von diesem Treffen gemacht hat ... Hitler und Roosevelt nebeneinander auf dem Sofa, wobei Roosevelt Hitler versichert, er habe nichts zu befürchten; die Bombenangriffe der Alliierten würden bei Nacht stattfinden, so daß die Ziele verfehlt werden, alle Informationen bezüglich der russischen Kriegspläne, Truppenverteilung und so weiter, würden innerhalb von vierundzwanzig Stunden, nachdem sie in die Hände der Briten und der Amerikaner gelangt waren, über Spanien an Berlin weitergeleitet.«
    »Sie unterhalten sich auf deutsch«, warf Colleen ein. »Stimmt’s?«
    »Nein«, entgegnete er ungehalten.
    »Auf russisch? Damit die Zuschauer in Volks-Pakt es verstehen können? Es ist schon so lange her, daß ich ...«
    Adams sagte grob: »Es ist die Ankunft Hitlers auf dem ›geheimen US-Luftwaffenstützpunkt in der Nähe von Washington, D.C.‹. Hier liegt der technische Fehler, und es ist unglaublich, daß er noch niemandem aufgefallen ist. Immerhin gab es im Ersten Weltkrieg überhaupt noch keine US-Luftwaffe.«
    Sie starrte ihn ungläubig an.
    »Sie wurde damals noch Heereslufteinheit genannt«, sagte Adams, »und war noch keine eigenständige militärische Gattung. Aber das ist noch gar nichts; es könnte ein unbedeutender Irrtum im Begleitkommentar sein – völlig unbedeutend. Aber sieh her.« Schnell nahm er die Spule aus dem Apparat und nahm die Spule der Fassung B zur Hand; den Blick auf das Vorführgerät gerichtet, ließ er die Spule eilig durchlaufen, immer weiter, bis er bei der gewünschten Szene in der sechzehnten Episode anlangte; dann lehnte er sich bequem zurück und bedeutete ihr, zuzuschauen.
    Einige Zeit sah Colleen schweigend zu. »Jetzt. Hier taucht seine Düsenmaschine auf«, murmelte sie dann. »Setzt zur nächtlichen Landung auf dem – ja, du hast recht; der Sprecher nennt es den ›US-Luftwaffenstützpunkt‹, und ich erinnere mich dunkel ...«
    »Seine Düsenmaschine«, stieß Adams

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