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Zehn Jahre nach dem Blitz

Zehn Jahre nach dem Blitz

Titel: Zehn Jahre nach dem Blitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pjhilip K. Dick
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wie Verne«, sagte Brose, an Adams gewandt, »wenn er sich aufs Schauen beschränken muß; er liebt es, die Dinge anzufassen, zu betrachten.« Wieder kicherte er. »Das muß schmerzlich für Sie gewesen sein, Verne, dieser kurze Blick auf den Waffenprototyp aus dem Krieg, dieses hochentwickelte Produkt, das niemals in die Serienherstellung ging, weder in unseren noch in den sowjetischen Fabriken. Nun, eines Tages wird mein Gehirn versagen ... Arteriosklerose oder dergleichen, vielleicht eine Thrombose oder ein Tumor, und dann können Sie alle anderen Yance-Männer aus dem Feld schlagen und meinen Platz einnehmen. Und dann können Sie sich geradewegs in die Abteilung für hochentwickelte Prototypen im Waffenarchiv begeben und den ganzen Tag lang darin herumstöbern und die Waffen befingern.«
    Von seinem Standort in respektvoller Entfernung aus ergriff Robert Hig das Wort. »Ich würde mir gern in einigen Punkten Klarheit verschaffen, Mr. Brose. Wenn ich nun einen oder mehrere Gegenstände finde, natürlich alle rostzerfressen und vermodert, soll ich sie dann als außerirdisch identifizieren? Ich meine, wenn ich sie zu Mr. Runcible bringe ...«
    »Sie sagen ihm«, unterbrach Brose ihn unwirsch, »daß sie als Ingenieur wissen, daß es sich nicht um Gegenstände von der Erde handelt. Indianer aus dem Jahre 1425 haben keine derartigen Dinge hergestellt – zum Teufel, das würde jeder erkennen, Sie brauchen Ihren Bericht an Runcible also nicht mit technischen oder wissenschaftlichen Fachausdrücken auszuschmücken; Sie zeigen ihm die Waffen und sagen ihm, daß sie aus der sechshundert Jahre alten Erdschicht stammen, und sehen Sie sie sich doch an – sind das vielleicht Pfeile mit Steinspitzen? Sind es ungebrannte Tonkrüge oder Mörser aus Granit? Genau das sagen Sie, und dann kehren Sie umgehend zu den Dozern zurück und sorgen dafür, daß immer mehr ausgegraben wird, besonders die nicht vom Homo sapiens stammenden Schädelknochen.«
    »Ja, Mr. Brose«, sagte Robert Hig und nickte unterwürfig.
    Brose sagte: »Ich würde wirklich gerne Louis Runcibles Gesicht sehen, wenn Sie ihm diese Funde zeigen.« Seine schlaffen alten Augen glänzten vor Vorfreude.
    »Das werden Sie«, erinnerte ihn Lindblom. »Da Hig eine dieser Hemdknopfkameras samt Tonspur benutzen wird. Damit wir den Beweis liefern könne, daß Runcible sowohl über die Funde, als auch ihre wissenschaftliche Bedeutung informiert war, wenn der Prozeß beginnt.« In seiner Stimme schwang Verachtung – Verachtung für den alternden Verstand, der sich nicht mehr alle Einzelheiten merken konnte, der diesen wichtigen Teil des Projekts bereits vergessen hatte. An Joseph Adams gewandt, sagte Lindblom: »Du kennst ja diese kleinen Kameras. Gottlieb Fischer hat sie immer in seinen Dokumentarfilmen benutzt; auf diese Weise sind all die undeutlichen, verschwommenen ›Spionageaufnahmen‹ zustande gekommen.«
    »O ja«, sagte Adams finster. »Ich weiß.« Wie gering doch die Chance war, daß ausgerechnet er die Existenz der berühmten Hemdknopfkamera vergessen würde. Um 1943 laut Fischer, dachte er bitter. »Sind Sie sicher, daß Sie die Funde nicht zu wertvoll gemacht haben? Von so ungeheuer großer wissenschaftlicher Bedeutung, daß selbst Runcible ...«
    »Den Angaben der Berliner Psychologen zufolge«, sagte Brose, »wird er um so mehr Angst haben, sein Land zu verlieren, je wertvoller die Funde sind. Um so mehr wird er also geneigt sein, den Fund zu verheimlichen.«
    »Sie haben sich eine Menge Arbeit umsonst gemacht«, sagte Adams, »wenn Ihre Berliner Psychologen sich geirrt haben.« Und er spürte in seinem Innern die Hoffnung, daß es so war. Die Hoffnung, daß Runcible den ehrenhaften Weg wählen, den Fund augenblicklich der Öffentlichkeit mitteilen würde – anstatt sich seinen Feinden aufgrund seiner Schwächen, seiner Ängste und Gelüste, seiner Begierden auszuliefern.
    Aber er hatte das Gefühl, daß die Berliner Psychologen recht behalten würden.
    Wenn nicht jemand – und der Himmel mochte wissen, wer dieser Jemand sein würde – Louis Runcible zu Hilfe kam, war der Mann verloren.
     
    14
     
    Im Innenhof seiner Villa in Kapstadt lag Louis Runcible in der Sonne, die durch das weinbewachsene Gitterspalier drang, und lauschte dem Bericht des Sonderbeauftragten des internationalen geheimen Nachrichtendienstes mit Zentrale in London, der Webster Foote Limited.
    »Am Montagvormittag«, las der Foote-Mitarbeiter aus einer Sammlung von Aufzeichnungen vor,

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