Zehn Jahre nach dem Blitz
Funkverbindung nach unten. Sie haben das ganze Gespräch aufgezeichnet.«
»Warum ließen sie Sie laufen?«
»Sie wurden zerstört«, erwiderte Nicholas.
»Ihre Kameraden aus dem Tank sind nachgekommen und haben sie erledigt. Wir haben es genauso gemacht; ursprünglich waren wir fünf, aber sie haben den ersten, der auftauchte erwischt. Sie wollten ihn nicht töten, sie wollten ihn fortzerren zu einer dieser – sie können sie nicht kennen. Runcibles Wohnanlagen. Diese Gefängnisse.« Sie blickten Nicholas forschend an. »Aber wir haben sie von hinten überfallen. Leider haben sie unseren ersten Mann getötet, das heißt, eigentlich wurde er getötet, als wir auf die Bleiernen schossen. Ich nehme an, es war unsere Schuld.« Der Mann hielt inne. Dann fuhr er fort: »Mein Name ist Jack Blair.«
Ein anderer der bärtigen Männer sagte: »Aus welchem Tank kommen Sie?«
»Aus dem Tom Mix«, erwiderte Nicholas.
»Ist das in der Nähe?«
»Vier Stunden zu Fuß.« Er schwieg. Die anderen schienen auch nicht zu wissen, was sie sagen sollten; sie starrten zu Boden, bis Nicholas schließlich sagte: »Die zwei Bleiernen, die mich entdeckt haben, wurden von Talbot Yancy vernichtet.«
Die bärtigen Männer starrten ihn mit weit aufgerissenen Augen an.
»Es stimmt, so wahr mir Gott helfe«, sagte Nicholas. »Ich weiß, es ist schwer zu glauben, aber ich habe ihn gesehen. Er hatte eigentlich nicht die Absicht, sich zu zeigen, er wollte es nicht, aber ich habe ihn überredet. Ich habe ihn ganz aus der Nähe gesehen. Es kann keinen Zweifel geben.« Die vier Männer starrten ihn immer noch ungläubig an. »Wie hätte ich ihn nicht erkennen sollen?« sagte Nicholas. »Ich habe ihn fünfzehn Jahre lang an vier, manchmal an fünf Abenden in der Woche gesehen.«
Nach längerem Schweigen sagte Jack Blair: »Aber – die Sache ist die: es gibt keinen Talbot Yancy.«
Einer der anderen fügte erklärend hinzu: »Wissen Sie, es ist nur eine Fälschung. Verstehen Sie?«
»Wie?« fragte Nicholas, aber er hatte bereits verstanden; er spürte die Ungeheuerlichkeit mit einem Schlag: ein so ungeheurer Betrug, daß er nicht einmal zu beschreiben war. Er spottete jeder Beschreibung, und es war ein hoffnungsloses Unterfangen für diese Männer, den Versuch zu machen. Er mußte es mit eigenen Augen sehen, die Erfahrung selber machen.
Jack Blair sagte: »Was Sie sich jede Nacht dort unten im – wie haben Sie gesagt? Tom Mix? – dort unten in Ihrem Tank ansehen, was Sie ›Yancy‹, den Beschützer, nennen, ist ein Roboter.«
»Nicht einmal ein Roboter«, berichtigte ihn einer der anderen bärtigen Männer. »Nicht einmal ein unabhängiger oder ein sogenannter wirklicher oder menschenähnlicher Roboter; es ist lediglich eine Puppe, die da am Tisch sitzt.«
»Aber das Ding spricht«, wandte Nicholas zweifelnd ein.
»Es sagt heldenhafte Worte. Ich meine, ich will nicht mit Ihnen streiten. Ich verstehe es einfach nicht.«
»Es spricht«, erklärte Jack Blair, »weil es von einem großen Computer namens Megavac 6-vac oder so ähnlich programmiert wird.«
»Wer programmiert den Computer?« fragte Nicholas unvermittelt. Die ganze Unterhaltung erschien ihm langsam und schwerfällig, wie im Traum, als versuchten sie, unter Wasser zu reden; als wären sie alle von einem ungeheuren Gewicht erfüllt. »Jemand«, sagte er, »muß ihm die Reden doch eingeben; der Computer ...«
»Sie haben eine Menge gut ausgebildeter Leute«, sagte Jack Blair. »Sie werden Yance-Leute genannt. Die Yance-Leute sind Intellektuelle, sie schreiben die Ansprachen und geben sie dem Megavac 6-v ein, und der Computer macht etwas mit den Worten, fügt die richtige Betonung und die passenden Bewegungen hinzu und gibt die Information an die Puppe weiter. Darum sieht es so echt aus. Das alles wird auf Band aufgenommen und nach Genf geschickt, wo es vom obersten Yance-Mann, einem Kerl namens Brose, überprüft wird. Und wenn er das Band für gut befindet, wird es über den Kabelsender in alle Ameisentanks von Wes-Dem gesendet.«
Einer der anderen Männer fügte hinzu: »Es gibt den gleichen auch in Rußland.«
Nicholas wandte ein: »Aber der Krieg.«
»Der ist schon seit Jahren vorbei«, sagte Jack Blair.
Nicholas nickte nachdenklich und sagte: »Ich verstehe.«
»Sie benutzen gemeinsam die Filmstudios in Moskau«, erklärte Blair. »Ebenso, wie sie sich die New Yorker Agentur teilen. Ein begabter kommunistischer Filmproduzent namens Eisenbludt setzt all die Filme über
Weitere Kostenlose Bücher