Zehn Jahre nach dem Blitz
die Zerstörung, die Sie auf dem TV-Schirm sehen, in Szene. Gewöhnlich wird es maßstabgerecht verkleinert. Manchmal filmen sie die Szenen aber auch in Lebensgröße. Wenn sie zum Beispiel kämpfende Bleierne zeigen. Er leistet gute Arbeit. Ich meine, seine Filme sind überzeugend. Ich erinnere mich daran, und manchmal, wenn unser TV-Gerät hier oben funktioniert, gelingt es uns, die Sendung zu empfangen. Als wir noch unten waren, haben wir uns auch zum Narren halten lassen. Er, dieser Eisenbludt, und der gesamte Rest der Yance-Leute, sie haben fast jeden an der Nase herumgeführt, aber manchmal tauchen dennoch Tanker auf. Wie Sie zum Beispiel.«
Nicholas entgegnete: »Aber ich bin nicht gekommen, weil ich etwas geahnt habe.« Carol hatte eine Ahnung, dachte er; Carol hatte recht. Sie ist klüger als ich; sie wußte es. »Sieht die ganze Welt so aus wie hier?« Er deutete auf die Ruinen von Cheyenne, von denen sie umgeben waren. »Radioaktiv verseucht? Alles in Trümmern?«
»Zum Teufel, nein«, entgegnete Blair erregt. »Dies hier ist ein heißer Fleck. Es gibt nicht mehr viele davon. Der Rest ist eine Parkanlage. Sie haben einen einzigen großen Park aus der Welt gemacht, und er ist aufgeteilt in ihre Domänen, ihre Besitztümer; jeder der Yance-Leute hat ein Gefolge von Bleiernen. Sie leben wie die Könige im Mittelalter. Es ist nicht uninteressant.« Seine Stimme wurde leiser. »Aber ich finde, es ist nicht gerecht. Ich glaube es jedenfalls nicht.«
Die anderen Männer nickten heftig; sie waren seiner Meinung. Es war nicht gerecht. Daran bestand kein Zweifel.
Nicholas sagte: »Und wie leben Leute wie Sie?« Er deutete auf die vier Männer. »Woher nehmen Sie die Nahrung?« Und dann kam ihm ein anderer Gedanke. »Gibt es noch mehr von Ihnen?«
»In unserer Bande sind wir zweihundert ehemalige Tanker«, erklärte Blair. »Wir leben hier in den Ruinen von Cheyenne. Wir müßten eigentlich alle in Gefängnissen leben, in riesigen Gemeinschaftswohnanlagen, die dieser Bursche Runcible, den ich schon einmal erwähnt habe, baut; sie sind nicht so übel wie die Tanks – ich meine, man fühlt sich darin nicht wie eine Ratte in der Konservendose. Aber wir wollen –« Er machte eine unbestimmte Handbewegung. »Ich kann es nicht erklären.«
»Wir möchten gerne kommen und gehen können«, erklärte einer der bärtigen Männer. »Aber so wie wir leben, können wir das auch nicht. Wir können es nicht riskieren, Cheyenne zu verlassen, sonst würden wir von Bleiernen aufgegriffen.«
»Warum kommen sie nicht hierher?« fragte Nicholas.
»Das tun sie«, erklärte Blair. »Aber sie suchen nicht sehr gründlich, wenn Sie wissen, was ich meine. Sie machen nur ihren Routinegang. Denn die Gegend hier gehört zu einer neuen Domäne, die noch im Entstehen ist; die Villa ist noch nicht fertig, und das Gebiet ist noch heiß. Aber ein Yance-Mann hat den Versuch unternommen und ist eingezogen. Versucht, es lebend zu überstehen, und wenn es ihm gelingt, wenn die radioaktiven Strahlen ihn nicht umbringen, dann gehört das hier ihm; es wird seine Domäne, in der er der Dominus ist.«
»David Lantano«, sagte Nicholas.
»Genau.« Blair starrte ihn mißtrauisch an. »Woher wissen Sie das?«
»Es waren zwei seiner Bleiernen«, erklärte Nicholas, »die mich erwischten.«
»Und sie hatten die Absicht, Sie zu töten?«
Er nickte.
Die vier Männer wechselten einen besorgten, beunruhigten Blick. »War Lantano in seiner Villa? Hat er seine Zustimmung gegeben?«
»Nein«, erwiderte Nicholas. »Sie haben versucht, Verbindung mit ihm aufzunehmen, aber es ist ihnen nicht gelungen. Daher haben sie die Entscheidung selbst getroffen.«
»Die Dummköpfe«, fluchte Blair. »Lantano hätte das nicht zugelassen, da bin ich ganz sicher. Er wäre wütend gewesen. Aber sie sind zum Töten geschaffen; ich meine, viele der Bleiernen sind Kriegsveteranen: es ist ein Teil ihres Wesens, Leben zu vernichten. Wenn ihnen ihr Dominus nicht anderslautende Anweisungen gibt. Aber Sie haben Glück gehabt, daß sie entkommen konnten. Das ist wirklich schrecklich – es geht mir an die Nieren. Wirklich.«
»Aber«, wandte ein anderer ein, »was er über Yancy gesagt hat, wie ist das möglich?«
»Ich habe ihn gesehen«, fiel Nicholas ein. »Ich weiß, daß er es war.«
Jack Blair sagte, indem er einen geheimnisvollen Text zitierte: »›Ich habe Gott geschaut. Bezweifelst du es? Wagst du es zu bezweifeln?‹ Was für eine Waffe benutzte er, der Mann, der
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