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Zehn Jahre nach dem Blitz

Zehn Jahre nach dem Blitz

Titel: Zehn Jahre nach dem Blitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pjhilip K. Dick
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diese Weise ist unsere Kolonie entstanden, glauben Sie wir würden Ihnen einen Tritt geben? Warum sollten wir das?« Er schien aufrichtig empört. »Damit Sie von einem Bleiernen umgebracht werden oder ...« Er zögerte. »Sie sind bei uns willkommen und können bleiben, solange Sie wollen. Später, wenn Sie mehr gesehen haben und sich ergeben wollen, können Sie sich noch immer entscheiden, in einer der Gemeinschaftswohnanlagen zu leben. Es müssen Hunderttausende von ehemaligen Tankern sein, die dort leben – das steht Ihnen vollkommen frei. Aber warten Sie. Schauen Sie sich erst einmal um.« Er setzte sich auf dem schmalen Pfad im Schutt, einer Art Ziegenpfad, in Bewegung. Die anderen folgten ihm, einschließlich Nicholas, im Gänsemarsch. »Manchmal dauert es Wochen«, sagte Blair über die Schulter, »bis man ernüchtert ist, bis man das, womit man fünfzehn Jahre lang über den TV-Sender gefüttert worden ist, abgeschüttelt hat.« Er blieb einen Moment lang stehen, wandte sich um und sagte ernst: »Vielleicht sind Sie bereit, es mit dem Verstand zu akzeptieren, aber ich weiß, daß Sie es gefühlsmäßig nicht sofort verdauen können, dazu ist es zu viel. Es gibt keinen Yancy und gab auch nie einen – niemals, Mr. St. Nicholas ...«
    »Nein«, berichtigte Nicholas. »Nicholas St. James.«
    »Es hat niemals einen Yancy gegeben. Aber es gab einen Krieg, jedenfalls zu Anfang, wie Sie ja selbst sehen.« Er deutete auf die Ruinen, die sie meilenweit im Umkreis umgaben. Auf Cheyenne. »Aber Yancy ist eine Erfindung Stanton Broses, er ist dem Kopf eines westdeutschen Filmproduzenten des vergangenen Jahrhunderts entsprungen; Sie haben sicher schon von ihm gehört, obwohl er vor Ihrer Zeit bereits gestorben ist, aber seine Filme wurden noch immer gezeigt. Der Sieg im Westen, diese fünfundzwanzigteilige TV-Serie über den Zweiten Weltkrieg. Ich erinnere mich aus meiner Kindheit daran.«
    »Gottlieb Fischer«, sagte Nicholas. »Natürlich.« Er hatte diesen klassischen Dokumentarfilm nicht nur einmal, sondern mehrere Male gesehen; er fiel in die gleiche Kategorie wie Der blaue Engel und Im Westen nichts Neues. »Und er hat Yancy erfunden? Gottlieb Fischer?« Wißbegierig und verwirrt folgte er den vier Männer. »Aber warum?«
    »Um zu herrschen«, erklärte Blair, ohne anzuhalten. Die vier hatten es jetzt eilig, in ihren Schuppen, wie sie es nannten, zurückzukommen, ihr Kellergemach, das nicht von den Wasserstoffbomben verseucht war, die die Gegend zu dem gemacht hatten, was sie jetzt war.
    »Herrschen«, wiederholte Nicholas. »Ich verstehe.«
    »Wie Sie sich vielleicht erinnern, verschwand Fischer auf diesem unglückseligen Flug zur Venus; er war begierig, einer der ersten Raumfahrer zu sein, er mußte einfach fliegen, und damit war es um ihn geschehen, denn ...«
    »Ich erinnere mich«, fiel Nicholas ein. Das Ereignis hatte damals große Schlagzeile in den Zeitungen ausgelöst. Gottlieb Fischers zu früher, tragischer Tod, das Verglühen seines Raumschiffes beim Eintritt in die Erdatmosphäre ... Fischer war gestorben, als er Ende Dreißig war, danach hatte es keine Dokumentationen mehr gegeben, keine Filme die mit dem Sieg im Westen vergleichbar gewesen wären. Danach war nur noch Unbedeutendes produziert worden mit Ausnahme vielleicht einiger interessanter Experimentalfilme eines Russen, die kurz vor dem Krieg entstanden waren, eines sowjetischen Filmproduzenten, dessen Arbeiten in Wes-Dem verpönt waren ... wie war doch gleich sein Namen gewesen?
    Während er sich bemühte, mit den rasch ausschreitenden Männern Schritt zu halten, fiel Nicholas der Name des russischen Filmproduzenten wieder ein. Eisenbludt. Der Mann, von dem Blair gerade erwähnt hatte, daß er die gefälschten Kriegsfilme für die Tanker herstellte, die bildliche »Bestätigung« der Lügen, aus denen Yancys Reden in Wes-Dem wie in Volks-Pakt bestanden. So waren die Menschen von Wes-Dem endlich doch noch in den Genuß der Eisenbludtschen Filme gekommen.
    Offenkundig herrschte keine Feindseligkeit mehr zwischen Ost und West. Eisenbludt wurde nicht länger als »feindlicher« Filmproduzent eingestuft, wie zu der Zeit, als Nicholas St. James, seine Frau Rita und sein kleiner Bruder Stu buchstäblich mit Waffengewalt in den Tom Mix getrieben wurden, wie sie damals glaubten, für die Dauer von einem Jahr höchstens ... oder, wie es echte Pessimisten vorausgesagt hatten, für die Dauer von zwei Jahren.
    Fünfzehn. Und von diesen fünfzehn

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