Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zehn Jahre nach dem Blitz

Zehn Jahre nach dem Blitz

Titel: Zehn Jahre nach dem Blitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pjhilip K. Dick
Vom Netzwerk:
heraufkommen, wird ein neuer Krieg ausbrechen.
    Zumindest hatte man ihm das gesagt. Und er stellte es nicht in Frage; er war schließlich kein Yance-Mann, sondern ein einfacher Angestellter in Broses Agentur. Eines Tages, wenn er Glück hatte und seine Aufgabe zur Zufriedenheit erfüllte, würde Brose ihn auf die Kandidatenliste setzen; dann würde ihm das gesetzliche Recht zustehen, einen heißen Fleck als Domäne auszusuchen ... vorausgesetzt, es gab dann überhaupt noch heiße Flecken.
    Vielleicht, dachte Hig, werde ich, infolge dieser einen Aufgabe in dem Sonderprojekt der Agentur, zum Yance-Mann aufsteigen. Und dann kann ich darangehen, die Geheimpolizisten von Webster Foote dafür zu bezahlen, daß sie an den noch vorhandenen heißen Flecken Messungen für mich vornehmen; dann kann ich mit der langen Wache beginnen, wie es David Lantano bis vor ganz kurzer Zeit noch getan hat. Wenn es ihm gelungen ist, kann ich es auch, denn wer hat zuvor je von ihm gehört?
    »Wie sieht’s aus, Mr. Hig?« rief ein junger, menschlicher Arbeiter zu ihm herüber, während die Dozer schaufelten, die Erde in die Umwandler fallen ließen und wieder schaufelten.
    »Alles in Ordnung«, rief er zurück.
    Er ging dichter heran, um die freiliegende, harte, braune Erde zu begutachten; die Dozer sollen fünfzig Fuß tief graben und eine flache, fünf Quadratmeilen große Vertiefung ausheben. Das war in keiner Weise ein ungewöhnliches Ausgrabungsvorhaben, gemessen an dem, was Runcibles Baumaschinen leisten konnten; das anfängliche Problem bestand hier eher darin, eine ebene Grundlage zu schaffen, als in der Ausgrabung als solche. Hier und da waren Überwachungsmannschaften am Werk, Bleierne vom hochentwickelten Typ, die mit ihren auf dreibeinigen Stativen stehenden Theodoliten die horizontale Ebene ermittelten. Danach würde das Graben selbst nicht mehr viel Zeit in Anspruch nehmen, anders als in den Tagen vor dem Krieg, als die Ameisentanks versenkt worden waren – dies hier war damit nicht zu vergleichen.
    Die vergrabenen künstlichen Funde mußten daher bald auftauchen. Sonst würden sie überhaupt nicht gefunden werden. Das Graben würde in weniger als zwei Tagen beendet sein.
    Ich hoffe nur, dachte Hig, daß kein Pfusch gemacht worden ist, daß die Dinger nicht zu tief liegen. Denn wenn das der Fall ist, würde das das Ende des Sonderprojektes bedeuten; es ist vorbei, sobald die erste Lage Beton eingefüllt ist und die ersten vertikalen Stützpfeiler eingesetzt werden. Eigentlich schon in dem Moment, in dem die Kunststoffschalen eingelegt werden, in die der Beton gegossen wird. Und die Kunststoffschalen wurden bereits über Lufttransport angeliefert. Sie kamen vom Schauplatz des letzten Bauprojekts her.
    Ich halte mich also besser bereit, sagte er sich. Jederzeit. Die Dozer zum Stillstand zu bringen, das Graben und Schürfen und Schnaufen und Surren zu unterbrechen; alles mit einem Knirschen zum Stehen zu bringen. Und dann – mir die Kehle aus dem Hals zu schreien.
    Er straffte sich. Denn in der harten, braunen Erde, unter den Wurzeln der toten Bäume, sah er bereits etwas hervorschimmern, etwas Verkrustetes, Dunkles, das ohne seine Aufmerksamkeit unbemerkt geblieben wäre. Die Bleiernen hätten es nicht bemerkt, die Maschinen hätten es nicht bemerkt, selbst die anderen menschlichen Bauingenieure hätten es nicht bemerkt – sie alle hatten ihre Aufgaben zu erfüllen.
    So wie er. Er warf einen prüfenden Blick darauf. War es ein Stein, oder war es der erste ...
    Ja, das war es. Eine verrostete, dunkle Waffe; kaum zu glauben, aber es war dieselbe, die er am Abend zuvor gesehen hatte, als sie, glänzend und neu, gerade eben aus den fähigen Händen des Yance-Mannes Lindblom gekommen war. Welch eine Veränderung sechs Jahrhunderte bewirkt hatten; Hig empfand ein furchtbares, gefährliches Mißtrauen gegen seine Sinne – das konnte nicht derselbe Gegenstand sein, den Lindblom gemacht hatte, was er, gemeinsam mit Adams und Brose und Lindblom, auf dem Tisch betrachtet hatte. Es war kaum wiederzuerkennen ... er trat näher und blinzelte im Sonnenschein. Stein oder künstlicher Gegenstand? Hig winkte einen in der Nähe arbeitenden Dozer, der automatisch zurückwich und die Stelle einen Augenblick lang unbesetzt ließ. Hig stieg in die Vertiefung, ging auf die Fundstelle zu und beugte sich über den dunklen, formlosen Gegenstand in der Erde.
    Er kniete nieder. »He!« rief er, indem er sich umsah und versuchte, einen Menschen zu

Weitere Kostenlose Bücher