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Zehn Jahre nach dem Blitz

Zehn Jahre nach dem Blitz

Titel: Zehn Jahre nach dem Blitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pjhilip K. Dick
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homöostatischen Zyanidpfeiles würde ihr Leben von dieser verderblichen Macht befreit werden. Und war das nicht der vernunftmäßige Anlaß für diesen Flug nach New York, zu seinem Büro, wo er von Lantano und Foote erwartet wurde?
    Doch Joseph Adams’ Körper jagte, allen Vernunftgründen zum Trotz, metabolische Angstimpulse durch sein Nervensystem, kämpfte darum, sich Erleichterung zu verschaffen – mit anderen Worten: zu entfliehen. Ich will davonkommen.
    Und Foote, dachte er, kämpft mit ähnlichen Gefühlen, wenn ich seinen Gesichtsausdruck richtig gedeutet habe. Doch Foote empfindet es nicht so stark wie ich, sonst wäre er jetzt nicht in New York; er hätte sich schon längst aus dem Staub gemacht. Webster Foote würde einen Weg finden. Und ich nicht, dachte er; mir stehen nicht seine Möglichkeiten zur Verfügung.
    »Schon gut«, wandte er sich an den Foote-Mitarbeiter hinter sich, der ihm die Laserpistole an den Kopf hielt. »Ich hatte einen Augenblick lang die Orientierung verloren; jetzt geht es wieder.« Damit wendete er den Flügler und schlug den Weg nach New York ein.
    Der Foote-Mitarbeiter steckte die Laserpistole in sein Schulterhalfter zurück, als der Flügler in nordwestliche Richtung steuerte.
    Joseph Adams löste das Signal an seinem linken Handgelenk aus. Der Mikrowellenimpuls wurde augenblicklich von den Bleiernen wahrgenommen, obgleich seine eigenen Sinnesantennen nichts bemerkten. Ebensowenig wie die der vier Foote-Beauftragten.
    Während Adams’ Blick unbewegt auf die Armaturen vor ihm gerichtet war, töteten seine Bleiernen die vier Foote-Leute in einem kurzen Handgemenge – fast gespenstisch leise. Das Getümmel war nach so kurzer Zeit vorüber, daß es Adams schwerfiel, zu glauben, daß die Tat bereits vollbracht war; eine Hintertür des Flüglers wurde geöffnet, und die Bleiernen warfen die Leichen der vier Foote-Mitarbeiter unter großem Klirren und Stöhnen hinaus in die leere Weite und die Verlassenheit einer Nacht, die, wie es Adams schien, ohne Ende war.
    Adams sagte: »Ich konnte einfach nicht nach New York fliegen.« Er schloß die Augen. Im Namen des Herrn, dachte er. Vier Männer ermordet; schrecklich, und er würde den Makel immer mit sich tragen: er hatte den Befehl erteilt – er hatte sich die Hände nicht schmutzig gemacht dabei. Das machte alles nur um so schlimmer. Aber sie haben mir die Pistole an den Kopf gesetzt, dachte er, und ich war wahnsinnig vor Angst; sie haben mir gedroht, mich zu töten, wenn ich nicht einfach nach New York fliege, und weil ich das nicht tun konnte – Gott steh uns bei, dachte er. Um zu leben, müssen wir Leben vernichten; dieser Preis muß gezahlt werden, aber es ist ein schlechter Handel: vier Leben gegen eins.
    Aber es war geschehen. Also wandte er den Flügler nach Süden; er flog jetzt in südöstlicher Richtung auf Carolina zu. Nicht nach New York. Das er niemals wiedersehen würde.
     
    Es dauerte Stunden, bis er an einem erleuchteten Fleck in der Dunkelheit unter sich den Schauplatz der Ausgrabungen erkannte.
    Adams lenkt den Flügler in weiten Spiralen zum Boden hinunter.
    Auf die Stelle zu, an der Nicholas St. James, der Ex-Tanker, mit Hilfe von Lantanos Bleiernen nach dem möglicherweise dort vergrabenen Vorkriegslager für medizinische Geräte und künstliche Organe suchte – wenn das der richtige Ort war, und wenn das Lager irgendwo unterirdisch existierte.
    Als er gelandet war, machte sich Adams auf den Weg zu den Grabenden hinüber. Etwas abseits, am Rande, saß Nicholas St. James zwischen Kisten und Kästen, und Adams erkannte, daß der angegebene Punkt sich als richtig erwiesen hatte. Das US-Heereslager war gefunden worden, und man ging bereits daran, die Vorräte heraufzuholen. Es war wie eine Weihnachtsbescherung.
    Beim Anblick des ersten Bleiernen sah Nicholas angestrengt in die Dunkelheit. »Wer ist da?« rief er. Wie ein Mann hörten Lantanos Bleierne auf, zu graben; ohne einen Befehl abzuwarten, scharten sie sich um Nicholas, um ihn zu beschützen; sie senkten die Handglieder zur Hüfte, wo sie ihre Waffen trugen. Das alles geschah schnell und gewandt.
    Adams erteilt einen Befehl, und augenblicklich scharten sich seine Bleiernen in gleichermaßen kämpferischer Haltung um ihn. Die Schutzmauer der Bleiernen trennte die beiden Männer jetzt voneinander. Die Bleiernen standen einander gegenüber – während der eine Mann den anderen nicht mehr sehen konnte.
    »St. James – erinnern Sie sich an mich? Joe Adams;

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