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Zehn Milliarden (German Edition)

Zehn Milliarden (German Edition)

Titel: Zehn Milliarden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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Nanoteilchen sollte wesentlich vergrößert werden, zehn Milliarden Knoten statt 500 Millionen. Mit ihrer Technologie war das in kurzer Zeit machbar. Bisher hatte einfach niemand den Sinn eines so großen Netzes gesehen, also war man bei der handlichen kleinen Ausgabe geblieben. Die zweite Aufgabe schien wesentlich schwieriger zu sein: Anpassung der Software nach den Regeln der Z-Box. Mit dieser neuen Version wollte Nick erst den eben durchgeführten Versuch wiederholen und danach mit modifizierten Tests weiterfahren, um das Verhalten des großen Netzwerks zu studieren.
    Während der nächsten Tage vergrub sich Nick wie besessen in der Arbeit. Vielleicht versteckte er sich auch, wollte einer Entscheidung ausweichen, ergriff jede Gelegenheit wie einen rettenden Strohhalm, nicht an Julie und ihre paar Zeilen denken zu müssen. Die meiste Zeit verbrachte er mit Bob zusammen am Computer und im Labor. Mehr als einmal übernachtete er im Gebäude, nur um keine Zeit zu verlieren. Zwischendurch beriet er sich immer wieder mit Vic, der die Tests ebenso ungeduldig erwartete. Sein Freund war es, der den Verdacht als erster ausgesprochen hatte, dem sie nun auf den Grund gehen wollten. Es stellte sich heraus, dass der Aufwand für die Anpassung der Software wesentlich größer war als ohnehin befürchtet. Es blieb Nick nichts anderes übrig, als einen Kompromiss einzugehen und nur einen Teil der Funktionen in Bobs Programme zu integrieren. Nach seinem Verständnis waren es nur die wichtigsten zwanzig oder dreißig Prozent der Fähigkeiten der Z-Box, aber sie wollten es vorerst damit versuchen. Der andere entscheidende Faktor, die Größe des Netzes, stimmte immerhin hundertprozentig mit dem Original überein.
    Es war soweit. Sie hatten die modifizierte Apparatur für den ersten Versuch vorbereitet und warteten nur noch auf Vic, der von Anfang an dabei sein wollte.
    »Sieht nicht sehr spektakulär aus, euer Nanokortex«, bemerkte er spöttisch, als er eintrat. Er nannte das zentrale Netzwerk der Nanoteilchen so in Anlehnung an die Bezeichnung Kortex für die Großhirnrinde.
    »Die graue Masse sieht auch nur in den Medizinbüchern appetitlich aus«, entgegnete Nick aufgekratzt. Endlich würden sie einen Schritt weiterkommen, hoffte er. Bob schaltete die Videokamera auf ›record‹, um den ganzen Versuch lückenlos zu protokollieren. Es war spät abends, die meisten Leute hatten das Gebäude längst verlassen und es herrschte eine gespenstische Ruhe. Bob schaltete die Anlage ein. Das grüne Licht leuchtete auf, und nach einem Kontrollblick zu Nick begann er, den Klotz mit dem aufgemalten Rasenmäher gegen die Blumenklötzchen zu schieben. Sofort geschah, was er und Nick erwartet hatten. Der Arm erfasste das nächstliegende gefährdete Klötzchen mit seinem Stachel und schob es beiseite. Die erweiterte Anlage funktionierte anscheinend gleich wie das ursprüngliche kleinere Netzwerk. Der Vorgang wiederholte sich einige Male. Bob erhöhte das Tempo des Rasenmähers, doch die Maschine hielt mühelos Schritt. Als er kurz innehielt, geschah etwas Merkwürdiges. Der Roboterarm stand nicht ebenfalls still, sondern er schob emsig weiter Blumenklötze zur Seite.
    »Heilige Scheiße!«, entfuhr es Bob. Auch die anderen beiden Männer machten ihrer Erregung lautstark Luft. »Er bildet eine Straße!« Dieses Verhalten war keineswegs programmiert. Niemand hatte auch nur an diese Möglichkeit gedacht. Die Maschine hatte nach kurzer Zeit gelernt, die Bewegungen des künstlichen Rasenmähers vorwegzunehmen und vorsorglich Klötze aus dem Weg zu räumen.
    »Spontane Selbstorganisation«, murmelte Vic und starrte ungläubig auf den ruhelosen Arm. Bob schob seinen Rasenmäher im Zickzack über den Tisch, worauf der Roboterarm wie ursprünglich wieder einzelne Blumenklötze wegräumte, ohne zu versuchen, einen Weg frei zu machen. Erst als Bobs Bewegungen weniger erratisch, weicher wurden, bildete der Arm wieder Straßen, als berechnete die Maschine laufend den wahrscheinlichsten Weg von Bobs Hand.
    »Das ist völlig unglaublich«, stöhnte Nick, als er seine Sprache endlich wieder gefunden hatte. Die Maschine demonstrierte spontan intelligentes Verhalten. Genau das hatte er vermutet, oder eher befürchtet. Allen dreien war sofort klar, dass sie ein vollkommen neuartiges Phänomen beobachteten. Sie waren Zeugen eines unerhörten wissenschaftlichen Durchbruchs. Bob stellte seinen Klotz so auf, dass er zwei unmittelbar benachbarte Blumenklötze

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