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Zehn Milliarden (German Edition)

Zehn Milliarden (German Edition)

Titel: Zehn Milliarden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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unerklärlichen Verbleib seiner CDs befragt hatte, wäre sie ihm beinahe an die Gurgel gesprungen. Aber er musste auch in diesen sauren Apfel beißen. Sein Tag wurde nicht besser. »Ich werde mich darum kümmern, danke Rachel.« Nachdem sie das Büro verlassen hatte, griff er verdrossen zum Telefon und wählte Julies Nummer. Das unangenehme Gespräch dauerte nicht lange. Julie wusste auch nicht, wo Nick sich aufhielt, aber er erhielt wenigsten ein paar nützliche Anhaltspunkte. Er rief Rachel nochmals zu sich.
    »Ich möchte, dass du ein Team zusammenstellst. Ihr fliegt auf dem schnellsten Weg nach L. A. Überwacht dieses Boot und nehmt seine alten Kollegen an der UCLA in die Zange, wenn nötig. Ihr bringt mir diesen Nick auf dem Silbertablett, verstanden?«
Marina del Rey
     
    Mit einem glücklichen Lächeln saß Emily am Tischchen vor den Waterside Shops und ließ sich von der Frühlingssonne und den bewundernden Blicken der männlichen Passanten wärmen. Sie hatte wieder Boden unter den Füssen. Ihre Beziehung zu Vic entwickelte sich wunderbar. Sie wusste, dass sie angekommen war. Was auch immer sie gemeinsam unternehmen würden, es würde mit Sicherheit gelingen. Die Welt gehörte ihnen. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie keine Spur der inneren Leere, die sie früher stets gequält hatte. Und seit gestern Nacht war ihr Glück noch vollkommener. Vic war spät und völlig aufgelöst nach Hause gekommen. Ein Unfall an der UCLA hatte ihn völlig verstört. Bis in den frühen Morgen hinein unterhielten sie sich danach, und je mehr Zeit verging, je müder sie wurden, desto schwermütiger und tiefgründiger wurden Vics Überlegungen. Plötzlich war er aufgesprungen, hatte sie an den Schultern gepackt, ihr tief in die Augen geschaut und mit eindringlicher Stimme gesagt: »Ich weiß jetzt, was wir machen.« Sie würden zusammen in Moorea eine neue Existenz aufbauen, die Brücken hier abbrechen. Er sagte das mit einer Begeisterung und Sicherheit, als hätte sie längst zugestimmt, und im Grunde lag er gar nicht so falsch damit. So etwas Ähnliches hatte sie sich insgeheim gewünscht nach ihren zweiten Flitterwochen. »Wann?«, hatte sie nur gefragt. Eine einzige wichtige Angelegenheit musste er mit Nick zusammen noch zu Ende führen, dann würden sie aufs tropische Eiland ziehen. Die Yacht hier in Marina del Rey war schon so gut wie verkauft. Einer von Nicks ehemaligen Kollegen hatte Interesse gezeigt, nachdem Nick selbst nichts davon wissen wollte.
    Lange saß sie verträumt in der Sonne, vergaß die Zeit und die Umgebung, wähnte sich am Strand einer einsamen Bucht in der Südsee. Sie schreckte auf: schon Mittag. Sie musste sich beeilen, denn die beiden Männer würden bald beim Boot eintreffen. Vic hatte eine Art Familienkonferenz einberufen, die gleichzeitig Abschiedsparty für die schwimmende Emily werden sollte. Sie raffte die Einkaufstüten zusammen und machte sich auf den kurzen Weg zur Anlegestelle. Ein einsamer spindeldürrer Mann machte sich auf der Nachbarsyacht zu schaffen. Sie nickte ihm freundlich zu, als sie die Emily betrat. Sie ging in die Kajüte, verstaute die Getränke und Snacks in der Kochnische, zerrte die Bettdecke glatt, die ihr unordentlicher Bruder grässlich zerknittert hinterlassen hatte und verließ die Kabine wieder.
    »Guten Morgen, Madam.« Sie erschrak. Ein älterer, dunkel gekleideter und offensichtlich muskulöser Herr stand am Dock vor dem Boot. Er deutete auf den Schriftzug am Bug und fügte mit seiner rauen, dunklen Stimme hinzu: »Das muss sie sein, die Emily, Nicks Boot. Ist er hier?«
    »Wer?«, fragte sie einfältig. Der Mann hatte sie völlig überrumpelt, er schien wie aus dem Nichts aufgetaucht zu sein.
    »Nick.« Langsam fasste sie sich wieder. Argwöhnisch fragte sie:
    »Was wollen Sie von ihm? Wer sind Sie?«
    »Oh, entschuldigen Sie. Ich habe an der UCLA mit Nick zusammengearbeitet, bin sozusagen einer seiner Mentoren, wenn auch nicht offiziell. Ich interessiere mich für sein Boot.«
    »Ach so«, antwortete sie beruhigt. »Er ist nicht hier, aber er sollte jeden Moment eintreffen. Wollen Sie solange auf ihn warten?«
    »Gut, ja, ich denke, ich werde warten.«
    »Kommen Sie doch aufs Boot, setzen Sie sich.« Er stieg aufs Deck und nahm auf der Bank hinter dem Cockpit Platz.
    »Und mit wem habe ich das Vergnügen, Madam?« Sie schmunzelte, als sie antwortete.
    »Emily, Nicks Schwester.« Erstaunt hob der Fremde die buschigen Augenbrauen.
    »Ihr Bruder muss Sie sehr

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