Zehn Milliarden (German Edition)
war.« Er erzählte dem höchst erstaunten Bob in Kurzform vom Missbrauch seiner Forschung, wie er die Aktivitäten in Nevada bezeichnete.
»Tut mir leid«, sagte Bob, nachdem er Nicks Geschichte gehört hatte.
»Was tut dir leid?«
»Dass ich recht hatte. Ich wünschte, ich hätte mich geirrt.« Nick verzog seinen Mund zu einem schiefen Grinsen.
»Geht mir auch so, das kannst du mir glauben.«
»Wie geht’s jetzt weiter?« Mit seinem Besuch an der alten Wirkungsstätte bezweckte Nick keineswegs, Bob und den Kollegen sein Leid zu klagen. Er hatte mit Vic zusammen die umfangreichen Dokumente in Julies Mail studiert, und sie waren zu einem sehr beunruhigenden Schluss gekommen. Er war hier, um zu versuchen, den ungeheuren Verdacht zu erhärten oder zu entkräften. Dazu benötigte er Zugang zu den Labors. Bob reagierte mit unverhohlener Skepsis.
»Wenn ich nicht wüsste, dass du ein brillanter Physiker bist, würde ich sagen, du spinnst«, sagte er und meinte es durchaus ernst. »Ist es möglich, dass du übergeschnappt bist?« Nick zuckte nur mit den Achseln. Bobs Reaktion war verständlich, der Verdacht hörte sich in der Tat an wie eine irre Fantasievorstellung. Er wusste, dass sein ehemaliges Team wesentliche Fortschritte gemacht hatte beim Studium großer Netzwerke kommunizierender Nanoteilchen. Wenn die Versuchsanordnungen hier etwas angepasst wurden, könnten sie das Verhalten der merkwürdigen Z-Box, deren Reizverarbeitung und Erregungsmuster, einigermaßen realistisch nachzuvollziehen. »Du nimmst diese Sache sehr ernst, wie?«, fragte Bob nach einer Weile überflüssigerweise. »Wir müssen dazu natürlich Kates Zustimmung einholen, aber ich sehe schon eine Möglichkeit, wie wir vorgehen könnten.«
Eine Stunde später standen die beiden Männer in einem der Labors vor einem Versuchsaufbau, der an einen Spieltisch aus dem Kindergarten erinnerte. Auf einer grünen Filzplatte lagen zwanzig oder dreißig grellbunt bemalte Bauklötzchen in der Form von Blumen. Ein weiterer, größerer Klotz stellte offensichtlich einen gefräßigen Rasenmäher dar, der in einer Ecke wartete. Über dem Tisch jedoch schwebte der Arm eines Manipulators, wie er in Hochsicherheitslabors für die Arbeit mit gefährlichen Substanzen benutzt wurde. Anstelle einer Greifzange hatte man einen spitzen stählernen Stachel am Arm montiert. Zwei Miniaturkameras überwachten die ganze Anlage und lieferten wohl dreidimensionale Bilder als Input.
»Wissenschaft macht mehr Spaß auf diese Weise«, grinste Bob, als er Nicks staunenden Blick sah. »Die Idee mit den Blumen, die sich vor dem bösen Rasenmäher retten, und die Bemalung stammen von Kate.«
»Romantisch«, antwortete Nick trocken. Er ging zum Gestell hinter dem Tisch, das die Elektronik enthielt. Steckplätze mit integrierten Schaltungen, Kabelgewirr, Ventilatoren, das übliche Durcheinander eines Versuchsaufbaus. Eine Glasplatte deckte den größten Einschub ab, der mit seiner aufgerollten, schwarz beschichteten Metallplatte dem Innern eines Kondensators ähnelte. Nick brauchte nicht zu fragen: das war das Netzwerk der Nanoteilchen. Bob bestätigte seine Vermutung:
»500 Millionen sind in der Schicht. Und die sind schon ganz schön clever. Pass auf!« Er schaltete die Apparatur ein, wartete, bis eine grüne Leuchtdiode Bereitschaft signalisierte und begann, den Rasenmäher langsam mit der einen Hand gegen einen der Blumenklötze zu stoßen. Blitzartig senkte der Roboterarm seinen Stachel präzise in die Mitte der gefährdeten Blume und schob sie weg. Wie auch immer Bob seinen Klotz bewegte, der Arm war schneller, er ließ es nicht zu, dass der Rasenmäher die Blumen erreichte. Erst als der Rasenmäher auf zwei unmittelbar nebeneinander liegende Blumen zusteuerte, konnte der Arm eine nicht mehr rechtzeitig aus dem Weg räumen. Bob brach den Versuch ab und schaute Nick erwartungsvoll an.
»Klasse, erster Preis bei ›Jugend forscht‹«, lachte der. »Nein, im Ernst, ich bin beeindruckt. Perfekte Mustererkennung und schnelle Reaktion. Der Aufbau eignet sich ideal für unsere Tests.« Das war so ziemlich das höchste Lob, das Bob von seinem früheren Chef erwarten konnte, und er war stolz darauf. Bereitwillig hörte er sich an, wie Nick vorgehen wollte. Es roch nach Arbeit, viel Arbeit, zusätzlich zu seinem ohnehin schon vollen Pensum, aber er war jetzt genauso begierig wie Nick, diesen Test durchzuführen. Die erste Aufgabe war nicht allzu schwierig: das Netzwerk der
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