Zehn Milliarden (German Edition)
mögen«, sagte er lächelnd. »Was ich allerdings gut verstehen kann, wenn Sie mir die Bemerkung gestatten.« Der seltsame Gegensatz zwischen der eher groben Gestalt, der ungeschliffenen Stimme und dem eleganten Umgangston faszinierte sie. Sonderbarer Kauz , dachte sie, obwohl sie in der akademischen Ursuppe um Vic und ihren Bruder schon einige Originale kennengelernt hatte. Der Mann schien Nick für den Bootseigner zu halten.
»Stimmt, er mag mich«, lächelte sie. »Aber er hat den Namen der Yacht nicht ausgesucht.« Sie wollte ihn über die wahren Besitzverhältnisse aufklären, als sie sah, wie Vic und sein Freund den Steg betraten. »Da sind sie ja.« Der Fremde erhob sich und wartete angespannt, als die beiden Männer auf das Boot zuschritten. Emily hatte erwartet, dass er ihren Bruder freudig begrüßen würde, aber sie hatte sich getäuscht. Die beiden Männer betrachteten sich mit offensichtlichem gegenseitigem Misstrauen. Kühl grüsste Nick:
»Hallo, Nick Sears, und Sie sind?« Ohne die Frage zu beachten, sagte der Fremde mit eisigem Lächeln:
»Guten Tag Mr. Baxter. Schön, dass wir Sie endlich gefunden haben.« Nick zuckte zurück, als hätte ihm der Mann einen Stromschlag versetzt. Emily und Vic verfolgten die Szene, ohne die geringste Ahnung, was vor sich ging.
»Ich - was soll das? Ich kenne keinen Baxter«, stammelte Nick verstört.
»Mister Larry Baxter und Miss Carol Jones. Bellagio, Las Vegas. Erinnern Sie sich?« Wie haben die mich gefunden? , war das Einzige, was Nick dazu einfiel. Er hatte den ersten Schreck überwunden und wollte diese unangenehme Begegnung so schnell wie möglich beenden.
»Hören Sie, ich weiß nicht, wovon Sie sprechen. Sie haben sich offensichtlich in der Adresse geirrt. Ich muss jetzt Sie bitten, das Schiff zu verlassen.« Der Fremde grinste spöttisch.
»Das werde ich gerne tun, aber nur in Ihrer Begleitung. Wir müssen uns ausführlich unterhalten, Mr. High Roller Baxter.« Vic war endlich aus seiner Starre erwacht und trat einen Schritt auf den unerwünschten Gast zu, als der keine Anstalten machte, sein Boot zu verlassen.
»Genug jetzt ...« Weiter kam er nicht. Mit einer blitzschnellen Bewegung stellte sich der Fremde seitlich hinter Emily, nahm sie mit eisernem Griff in die Zange und hielt ihr den Lauf seiner Pistole an die Schläfe.
»Stopp, keinen Schritt weiter!« In blinder Wut wollte sich Nick auf ihn stürzen, ihm die Pistole entreißen, doch in diesem Augenblick packte ihn jemand von hinten und versetzte ihm einen schmerzhaften Schlag in die Kniekehle, sodass er röchelnd zusammenbrach. Entsetzt erkannte Emily im Angreifer den hageren Riesen vom Nachbarsboot. Sie versuchte zu schreien, doch der stahlharte Arm des Fremden schnürte ihre Kehle zu. Der Hagere hielt Nick gekonnt am Boden fest, während sein Kumpan Vic und Emily in die Kabine hinunter dirigierte.
»Lasst sie gehen, sie haben nichts damit zu tun«, ächzte Nick, der sich verzweifelt dem Griff seines Peinigers zu entwinden versuchte. Statt zu antworten, zog der in aller Ruhe ein paar Handschellen aus der Tasche und ließ sie ohne große Mühe um Nicks Handgelenke schnappen. Kurz danach öffnete sich die Kabinentür wieder. Der Mann im dunklen Anzug kehrte aufs Deck zurück.
»Alles O. K., Matt?«, fragte der Hagere.
»Keine Namen, Idiot!«, brauste Matt Stierle auf und beschwichtigte sogleich: »Die beiden sind versorgt.« Lange hatten er und sein Kollege Dering auf diesen Moment gewartet. Es war soweit, bald würde der smarte Mr. Baxter sein Geheimnis ausspucken, schön Punkt für Punkt ausplaudern, wie er den guten Jerry Bull Prescott gelinkt hatte.
»Verdammt, was habt ihr mit ihnen gemacht?«, krächzte Nick verzweifelt. So sehr er sich auch anstrengte, er entkam dem Griff des Hageren nicht. Keiner der beiden hielt es für nötig, zu antworten. Mit einem unsanften Ruck stellten sie ihn auf die Beine, nahmen ihn in die Mitte und führten ihn mit gefesselten Händen auf dem Rücken ab wie einen Verbrecher.
Die ganze Aktion hatte nur wenige Minuten gedauert, aber sie war nicht unbeobachtet geblieben. Zwei der Männer, die Rachel nach der letzten Besprechung mit Gifford aufgeboten hatte, um nach Nick zu suchen, behielten die Emily seit geraumer Zeit im Auge. Als sie die unbekannte Frau ins Boot steigen sahen, wollten sie ihr folgen, hielten sich aber zurück, als sie bemerkten, dass ihnen zwei andere Besucher zuvorgekommen waren. Sie konnten sich keinen Reim darauf machen, was in den
Weitere Kostenlose Bücher