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Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen

Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen

Titel: Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hallgrimur Helgason
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verabschiedet sich auf Isländisch von ihr. Da sieht auch sie endlich auf und bläst ihm mit hasserfülltem Blick Rauch ins Gesicht, während sie im frostigsten Tonfall sagt: »Bless, Papi.«
    Was kaum etwas anderes als »Tschüs, Papi« heißen kann, in diesem Tonfall aber sogar ein Killerherz erweicht.
    Wir gehen. Der eiskalte Abend ist so hell wie ein offener Kühlschrank. Wenn das die heißeste Partystadt von Europa ist, können wir die Sache mit der Erderwärmung ziemlich entspannt angehen. Gutmunduhr fährt aus der Altstadt auf eine neu aussehende Schnellstraße, die an ein paar frisch gestrichenen Plattenbauten vorbeiführt. Die weiß gefleckten Leopardenberge rings um die Stadt leuchten im Sonnenlicht, und Möwen flattern von einem Laternenmast zum nächsten. Die Wolken sind klein und grau und ziehen über den lichtblauen Himmel, die meisten haben die Form von menschlichen Spermien, andere sehen aus wie kleine Wale, die langsam über die Stadt schwimmen. Ich versuche, nüchterne Antworten auf die Fragen des Predigers zu geben.
    »Ich war total aufgeschmissen, ich hatte Ihre Adresse nicht und habe vergessen, Ihre Tochter nach der Telefonnummer zu fragen. Also habe ich einfach in diesem Cafe gesessen. Mich mit ein paar Isländern unterhalten. War sogar ganz nett.«
    »Ja, aber die Cafes von Reykjavik können gefährliche Orte sein«, sagt er lächelnd, dann beginnt er zu lachen.
    Sein Lachen scheint anzudeuten, dass er selbst mal Alkoholiker gewesen ist, bevor Gott ihn zum Trocknen raushängte und ihm einen Fernsehsender gab. Aber je länger es anhält, desto klarer wird, dass er den Schmerz zu verdecken sucht, den es ihm bereitet hat, seine Tochter in dieser schummrigen Filiale der Hölle zu sehen, rauchend und trinkend in ihren Fick-mich-Klamotten. Father Friendly muss einen größeren Einfluss auf mich haben, als mir bewusst war, denn ich muss zugeben, dass das wirklich kein schöner Anblick gewesen ist. Sie sah aus wie die Tochter des Teufels mit feuerspeienden Augen und qualmendem Mund. Ich versuche, mit ihm zu lachen.
    »Wie es im Lukasevangelium Vers 21 heißt: >Hütet euch aber, dass eure Herzen nicht beschwert werden mit Fressen und Saufen, auf dass der Tag nicht unversehens über euch komme wie ein Fallstrick<«, sagt der Prediger, als er in eine kleinere brooklynmäßige Straße mit dreistöckigen Häusern abbiegt. Meint er etwa mich? Als er hinter einem der Gebäude parkt, zieht sich der Priesterkragen wie ein Fallstrick zu.
    »Kennen Sie Brother Branham?«, fragt er auf dem Weg vom Auto zum Haus.
    »Aber natürlich«, sagt Father Friendly mit alkoholisierter Entschlossenheit.
    Sein isländischer Kollege bleibt abrupt stehen und wird ganz aufgeregt: »Kennen Sie seine Theorien?« »Ja ... ja, ich glaube schon.«
    »Erinnern Sie sich daran, als er gesagt hat, Los Angeles wird untergehen und Haie werden durch die Straßen schwimmen?« »Ahm ... ja.«
    »Das ist ja unglaublich. Denn genau das habe ich letzte Nacht geträumt. Ich habe geträumt, dass ich in meinem Auto unterwegs war. Diesem Auto«, sagt er und zeigt auf seinen silbernen Land Cruiser. »Ich bin hier durch Reykjavik gefahren, als plötzlich ein sehr großer Wal neben mir schwamm. Er schwamm so schnell, dass er mich sogar überholte. Er war auf der Straße. Wie ein Auto. Und als er neben mir war, hat er mich angesehen und etwas gesagt. Aber ich konnte es nicht hören, weil ich ja im Auto war und das Fenster nicht offen hatte.«
    Gutmunduhr sieht Father Friendly an, als ob er hofft, sein amerikanischer Glaubensbruder könnte diesen Traum als einen Wendepunkt in der Geschichte des Christentums deuten.
    »Wow«, sage ich und schaue ratsuchend gen Himmel. Die Walfischwolken ziehen über uns hinweg. Plötzlich habe ich das Gefühl, in einer Art Unterwasser-Zeichentrickfilm für Kinder festzustecken und die Synchronstimme eines aufgekratzten Anglerfischs zu sprechen.
    »Das ist ja unglaublich, Mann«, sage ich. »Rufen Sie ihn doch einfach an und erzählen es ihm. Vielleicht kann er ...« »Sie wissen, dass Brother Branham 1965 gestorben ist?« Scheiße.
    »Natürlich. Ich meine natürlich auch keinen Telefonanruf. Ich meine einen ... Seelenruf«, sage ich. Sagt Father Friendly. »Einen Seelenruf?«
    »Ja. Das machen wir oft, in unserer Gemeinde in Richmond. Jeden Dienstagabend kommen Leute und sprechen mit ihren toten Verwandten. Das ist sehr beliebt. Die Menschen mögen das. Ich... ich verwandele mich in eine Art menschliche Schaltzentrale und

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