Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen

Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen

Titel: Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hallgrimur Helgason
Vom Netzwerk:
identifiziert, obwohl ich den fetten Schwulenhasser in seinen eigenen Schweißsocken, Hosen und Unterhosen in der Herrentoilette in JFK liegengelassen habe. Das einzige Resultat meiner letzten Suche ist ein Interview mit Friendly, bei dem er ein gewisses »Verständnis für Leute wie Senator Coburn aufbringen kann, der die Todesstrafe für abtreibende Frauen befürwortet, und auch für alle anderen Leute, die Leben nehmen«.
    Father Friendly will mich tot sehen.
     

7. BLESS, PAPI
    Ich sitze im Café Bahrain. Ja. Ich glaube, es heißt Café Bahrain. Obwohl es nicht besonders arabisch wirkt. Es ist eine nette, altmodische Bar mit knarrenden Stühlen und Tag-3-Mädchen. Manche rauchen. Ich war seit Jahren nicht mehr in einer verrauchten Bar und reibe mir die Augen. Allerdings sagen sie, dass das Rauchverbot auch auf dem Weg hierher ist. In Kroatien hingegen wird es eher einen neuen Krieg geben, als dass dort aufgehört wird zu rauchen. Erst nach fünfzig Jahren ohne Krieg macht man sich Gedanken über gesunde Luft in Bars.
    Ich feiere meinen ersten Tag in der Verbannung. Mit Bier Nummer fünf. Es ist schon fast acht Uhr abends, aber draußen ist immer noch helllichter Tag. Die Sonne weigert sich unterzugehen, sagen sie. »Sie ist die ganze Nacht auf, genau wie wir.« »Sie«, das sind Siggy und Hell G, zwei zerzauste einheimische Tresenhocker.
    »Das Reykjaviker Nachtleben besteht eigentlich nur aus zwei Nächten. Die eine ist hell und geht von April bis September. Und die andere ist dunkel und geht von Oktober bis März«, erzählen sie.
    »Und welche bringt mehr Spaß?«
    »Die helle, natürlich. Isländische Mädchen machen es nicht gern im Dunkeln«, sagen sie und lachen.
    Sie sind jünger, dünner und haben mehr Haare als ich, rauchen wie Maschinen und finden es »total krass«, mit einem Priester zu trinken. Der Geistliche fragt sie, wie es hier mit der Abtreibung und den Homorechten gehandhabt wird und ob Island die Todesstrafe befürwortet. Nein. Offensichtlich ist Island ein abtreibungsbegeistertes Schwulenparadies ohne Todesstrafe und Schusswaffen. Für Father Friendly gäbe es einiges zu tun.
    »Zu unserer Gay-Pride-Parade kommen mehr Leute als zum Nationalfeiertag am 17. Juni.«
    Father Friendly bleibt ruhig. Ich versuche, den homophoben Racheengel in ihm unter Kontrolle zu halten. Er nickt und rückt den Kragen zurecht.
    Warum zum Teufel trage ich diesen bescheuerten Kragen eigentlich noch? Eigentlich könnte ich diesen scheiß Priester doch endlich vergessen und unter meinem eigenen toxischen Namen in ein Hotel einchecken. Nein. Das geht nicht. Es ist besser, den Kerl am Leben zu erhalten. Sonst werden meine Prediger-Freunde die Polizei informieren, die würde seine Familie informieren, und dann wäre die Kacke am Dampfen. Die Losung des Tages lautet: Ich spiele weiter den Priester.
    »Was ist mit Mord? Wie viele Morde gibt es hier pro Jahr?«, frage ich.
    »Morde?«, fragen sie mit verwundertem Blick.
    »Ja. Wie viele Schwule werden jedes Jahr abgemurkst?«
    »Schwule? Keiner, denke ich mal«, sagt Hell G, etwas schockiert von den harten Worten des Geistlichen.
    »Ah ja. Und normale Morde? Wie viele normale Menschen werden umgebracht?«, fährt Friendly fort.
    »Manchmal einer, manchmal keiner«, sagt Siggy.
    Mein Gefühl von heute Morgen hat mich nicht getäuscht. Ich bin im Himmel. Es gibt keine Armee, keine Waffen, keine Morde ... Noch nicht mal einen Rotlichtbezirk. Reykjavik ist eine nuttenfreie Stadt, sagen meine neuen Freunde.
    »Es gibt keine Prostituierten in Island, aber wenn wir in die EU gehen, werden wir wohl welche haben müssen«, sagen sie und lachen.
    Sex ist also umsonst, dafür ist das Bier arschteuer. Igors Karte verliert mit jedem Glas an Farbe. Ich habe den Wert eines ganzen iPods versoffen, seit ich vor einigen Stunden in diese Kneipe gestolpert bin, die mir eine unglaublich charmante Tag-5-Buchhändlerin empfohlen hat. Zwei Biere später finde ich heraus, dass das Café Bahrain die berühmteste Bar des ganzen Landes ist, weil sie vor ein paar Jahren in einem total hippen Film die Hauptrolle gespielt hat. So viel zu MWA. Wie soll man auch auf einer Liliput-Insel kein Aufsehen erregen?
    »Was macht ihr denn dann, wenn ihr keinen Sex kaufen könnt und euch nicht umbringen könnt? Habt ihr Drogen?«
    Es folgt ein kurzes Schweigen. Dieser Pastor ist nicht von schlechten Eltern, scheinen sie zu denken.
    »Ja. Klar«, sagt Siggy dem Fremden nicht ohne Stolz. »Drogen gibt's hier ohne

Weitere Kostenlose Bücher