Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen
Verkehr, dafür einige Passanten, von denen ich mich fernhalten muss. Ich verlaufe mich ein paarmal, dann finde ich endlich das kugelsichere Haus von Gunholder. Sie ist nicht da. Ich lasse mich mit meinem Schweizer Messer rein. Niemand sieht mich.
In den seit Mittwoch vergangenen Tagen ist ihre Wohnung noch unordentlicher geworden. Wie kann sie bloß so leben? Kein Soldat würde es drei Tage in diesem Saustall aushalten. Alle Aschenbecher quellen über, was zu extremen Maßnahmen geführt hat: Eine kleine Bratpfanne steht auf dem Fernseher, voll mit Asche und zerdrückten Kippen. Klamotten bedecken Fußboden und Möbel wie bunter Schnee. Hier und da stehen leere Bierdosen darin herum wie Grablichter im Andenken an eine Party, die längst vorbei ist. Im Schlafzimmer riecht es wie in einer Umkleidekabine, und die schmutzige Bettwäsche scheint sich inzwischen von selbst zu vermehren. Ich entdecke zwei Zeitschriften zu meinen Füßen, eine heißt Dazed & Confused, die andere Slut Magazine. Was habe ich gesagt? Das heilige Paar hat eine Schlampe gezeugt.
Ich lege Mantel, Hut und Schal ab und fange an, die Aschenbecher auszuleeren und Kleidungsstücke aufzuheben. Nach vierzig Minuten könnte man ihre Wohnung für Schöner Wohnen fotografieren. Ich habe mich gerade in einen Sessel fallen gelassen, von dem ich Küche und Wohnungstür im Blick habe, da schließt Gunholder auf. Reflexartig ziehe ich den Bauch ein. Sie schreit ein stummes »Was?«, dann schließt sie die Tür.
»Was machst du hier?«
Wäre ich jetzt noch Father Friendly, hätte sie wohl gesagt: »Was zum Teufel machen Sie hier?« Der Killer ist wohl doch attraktiver als der Kirchenmann.
»Ich ... Wer bist du eigentlich?! Und wie bist du ... Deswegen hast du neulich die Tür aufgekriegt.«
Sie ist angetrunken. Ihre Schönheit etwas unscharf. Erst jetzt bemerkt sie, wie ordentlich es ist.
»Hä? War Mama auch hier?«
Nach ein paar weiteren unbeantworteten Fragen zündet sie sich eine Zigarette an und lässt sich auf das Sofa fallen.
»Wer bist du? Wie heißt du? Was machst du hier? Hast du wirklich den Priester umgebracht? Auf dem Flughafen? Warum?«
In ihrer Stimme schwingt Bewunderung mit. Ein angedeutetes Lächeln auf ihren herrlichen Lippen. Ich erzähle ihr meine Lebensgeschichte mit Ausnahme der 67 Morde, meiner zwei Jahre mit Munita und der Nacht mit Andro. Sie raucht, hört zu und sucht einen Aschenbecher.
»Wo hast du die Aschenbecher hingetan?«, fragt sie.
»Da ist einer, direkt vor dir.«
Offensichtlich hat sie noch nie einen leeren Aschenbecher gesehen. Sie riecht wie eine Baseball-Fan-Flagge von den New Jersey Devils, die seit zwanzig Jahren in einer Spelunke in Newark hängt. Ich würde sie am liebsten mit meiner Nase staubsaugen.
»Oh, danke«, sagt sie und ascht hinein.
»Du solltest nicht rauchen. Rauchen kann tödlich sein«, sage ich.
»Willst du mir ernsthaft erzählen, was mich umbringen kann?«, sagt sie mit beleidigtem Lächeln. »Warum denn nicht?«
»Weil du gerade erst einen Priester umgebracht hast. Und für einen anderen Mord suchen sie dich auch, oder?«
Verstehe. Sie haben die Verbindung zwischen dem Toten am Flughafen und dem Toten auf der Müllkippe gezogen. Nicht schlecht.
»Denkst du etwa, dass ein Mörder sich nicht für ein gesundes Leben interessiert und es sich ab und zu mal gemütlich machen will?«, frage ich und weise auf das ordentliche Zimmer.
»Klasse. Danke«, sagt sie.
»Ein Killer ist ein Mensch wie jeder andere auch. Er hat Rechte.« »Ist klar. Sorry.« »Schon okay.«
»Du bist also ... eher so der softe Killer?«
»Sehr witzig. Keine Ahnung. Ich kann es nur nicht leiden, wenn die Leute mich diskriminieren, nur weil ich ... Leute umbringe.«
Uups, das hätte ich nicht sagen sollen. Sie hält mitten im Zigarettenzug inne.
»Wie meinst du denn das? Hast du viele Leute umgebracht?«
Ich stecke in der Scheiße. Nie beim ersten Date seine Waffe rausholen. Aber sie weiß ja schon, dass ich zwei Typen umgebracht habe, und ein Date ist das auch nicht. Ich brauche ihre Hilfe.
»Manche Leute ... müssen einfach sterben.«
»Und der Freund von meinem Vater musste sterben?«
»Na ja. Auf jeden Fall musste ich ihn töten. Sonst wäre ich jetzt im Gefängnis und müsste mich jeden Morgen in der Dusche von irgendwelchen Schwarzen mit Gartenschlauchschwänzen vergewaltigen lassen.«
Sie wundert sich über meine Wortwahl. Ich tue das auch.
»Wie meinst du das - manche Leute müssen sterben?«,
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